P. P. v. S. seldsaame Wal-vis-vangst. Leid. 1684. mit sehr exacten Kupf.
de Bry, India orient. T. IV. tab. 4.
Der Wallfisch, das größte aller bekannten Thie- re, ist gegen den Nordpol, besonders um Grönland und Spitzbergen herum, zu Hanse. Die größ- ten, die heutiges Tages gefangen werden sind sechzig bis siebenzig Schuh lang, in vorigen Zei- ten aber, da ihnen noch nicht so häufig nachge- stellt worden, hat man welche von hundert Fus und drüber, gesehen. Der ungeheure Kopf macht beynahe die Hälfte des ganzen Thiers aus. Das Fell des Wallfisches ist schwarz, Daumen dick, hin und wieder dünnbehaart, und oft mit Pflan- zen, Corallen und Muscheln besetzt. Der beste Fang ist um Spitzbergen, der in Stra-Davis hinge- gen unbeträchtlich. Das wichtigste am Walisisch sind die 700 Barden im Oberkiefer, die das Fischbein geben, und von denen die mittelsten wohl zwanzig Fus lang sind. Der Fischthran wird aus dem Specke des Thiers gezogen. Der beste ist der, welcher von selbst auslauft; der nach- her noch ausgekochte ist schlechter. Die beyden Knochen der Unterkinnlade, die allein ein halb Quarteel solches reinen Thrans enthalten, wer- den, wenn dieses ausgelaufen ist, in Grönland und Holland zu Thorwegen aufgerichtet, auch wohl zu Bänken und Kirchstülen gebraucht etc. Das Fleisch des Wallfisches ist eßbar, aber hart und thranicht; der Schwanz ist noch am schmack- haftesten. Aus ihm und aus den Finnen wird Leim gekocht, und die Sehnen brauchen die Grönlän- der statt Faden. Der beste Fang ist im May und Junius, wo die Wallfische oft in solcher Menge beysammen sind, daß sie wegen der Fon- tainen, die sie aus ihren Nackenlöchern blasen, in
P. P. v. S. seldsaame Wal-vis-vangst. Leid. 1684. mit sehr exacten Kupf.
de Bry, India orient. T. IV. tab. 4.
Der Wallfisch, das größte aller bekannten Thie- re, ist gegen den Nordpol, besonders um Grönland und Spitzbergen herum, zu Hanse. Die größ- ten, die heutiges Tages gefangen werden sind sechzig bis siebenzig Schuh lang, in vorigen Zei- ten aber, da ihnen noch nicht so häufig nachge- stellt worden, hat man welche von hundert Fus und drüber, gesehen. Der ungeheure Kopf macht beynahe die Hälfte des ganzen Thiers aus. Das Fell des Wallfisches ist schwarz, Daumen dick, hin und wieder dünnbehaart, und oft mit Pflan- zen, Corallen und Muscheln besetzt. Der beste Fang ist um Spitzbergen, der in Stra-Davis hinge- gen unbeträchtlich. Das wichtigste am Walisisch sind die 700 Barden im Oberkiefer, die das Fischbein geben, und von denen die mittelsten wohl zwanzig Fus lang sind. Der Fischthran wird aus dem Specke des Thiers gezogen. Der beste ist der, welcher von selbst auslauft; der nach- her noch ausgekochte ist schlechter. Die beyden Knochen der Unterkinnlade, die allein ein halb Quarteel solches reinen Thrans enthalten, wer- den, wenn dieses ausgelaufen ist, in Grönland und Holland zu Thorwegen aufgerichtet, auch wohl zu Bänken und Kirchstülen gebraucht ꝛc. Das Fleisch des Wallfisches ist eßbar, aber hart und thranicht; der Schwanz ist noch am schmack- haftesten. Aus ihm und aus den Finnen wird Leim gekocht, und die Sehnen brauchen die Grönlän- der statt Faden. Der beste Fang ist im May und Junius, wo die Wallfische oft in solcher Menge beysammen sind, daß sie wegen der Fon- tainen, die sie aus ihren Nackenlöchern blasen, in
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P. P. v. S. seldsaame Wal-vis-vangst. Leid.
1684. mit sehr exacten Kupf.
de Bry, India orient. T. IV. tab. 4.
Der Wallfisch, das größte aller bekannten Thie-
re, ist gegen den Nordpol, besonders um Grönland
und Spitzbergen herum, zu Hanse. Die größ-
ten, die heutiges Tages gefangen werden sind
sechzig bis siebenzig Schuh lang, in vorigen Zei-
ten aber, da ihnen noch nicht so häufig nachge-
stellt worden, hat man welche von hundert Fus
und drüber, gesehen. Der ungeheure Kopf macht
beynahe die Hälfte des ganzen Thiers aus. Das
Fell des Wallfisches ist schwarz, Daumen dick,
hin und wieder dünnbehaart, und oft mit Pflan-
zen, Corallen und Muscheln besetzt. Der beste
Fang ist um Spitzbergen, der in Stra-Davis hinge-
gen unbeträchtlich. Das wichtigste am Walisisch
sind die 700 Barden im Oberkiefer, die das
Fischbein geben, und von denen die mittelsten
wohl zwanzig Fus lang sind. Der Fischthran
wird aus dem Specke des Thiers gezogen. Der
beste ist der, welcher von selbst auslauft; der nach-
her noch ausgekochte ist schlechter. Die beyden
Knochen der Unterkinnlade, die allein ein halb
Quarteel solches reinen Thrans enthalten, wer-
den, wenn dieses ausgelaufen ist, in Grönland
und Holland zu Thorwegen aufgerichtet, auch
wohl zu Bänken und Kirchstülen gebraucht ꝛc.
Das Fleisch des Wallfisches ist eßbar, aber hart
und thranicht; der Schwanz ist noch am schmack-
haftesten. Aus ihm und aus den Finnen wird Leim
gekocht, und die Sehnen brauchen die Grönlän-
der statt Faden. Der beste Fang ist im May
und Junius, wo die Wallfische oft in solcher
Menge beysammen sind, daß sie wegen der Fon-
tainen, die sie aus ihren Nackenlöchern blasen, in
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/165>, abgerufen am 29.01.2025.
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