Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798."und ist bey dem Thiere in zartester Jugend nicht "Hier- *) Vergl. hiermit Handb. d. Naturgesch. Ausg. 5. S. 60.
„und iſt bey dem Thiere in zarteſter Jugend nicht „Hier- *) Vergl. hiermit Handb. d. Naturgeſch. Ausg. 5. S. 60.
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„und iſt bey dem Thiere in zarteſter Jugend nicht
„geringer oder ſchwaͤcher, als wenn es erwachſen
„iſt. Die Vernunft hingegen gleicht einem Keime,
„der nur in dem Verfolg der Zeit, durch Hinzukunft
„des geſellſchaftlichen Lebens und anderer aͤußeren
„Umſtaͤnde, gleichſam entwickelt, ausgebildet, und
„zur Vollkommenheit gebracht wird. Der junge
„Stier ſpuͤrt ſeine Kraft ſchon ſo ſehr, daß er mit
„den noch nicht vorhandenen Waffen auf dich losgeht.
Losgeht der junge Stier, wenn du ihn erzuͤrnſt oder
reizeſt,
Auf dich, ehe noch ihm auf der Stirn die Hoͤrner
gekeimt ſind
„ſagt Lukrez. Woher kommt das, wenn er nicht
„ſeinen Fuͤhrer in ſich hat? Bey dem Menſchen
„zeigt ſich ſo etwas nicht. Nakt und waffenlos
„wird er geboren, und mit keinem Inſtinkte bewaf-
„net, haͤngt er ganz vom geſellſchaftlichen Leben,
„von der Erziehung, ab. Dieſer regt das Flaͤmm-
„chen der Vernunft allmaͤhlig an, welches am Ende
„allein den Maugel alles deſſen, wodurch das Thier
„beſſer daran zu ſeyn ſchien, als der Menſch, gluͤck-
„lich verguͤtet. Der Menſch unter Thieren erzogen,
„des menſchlichen Umgangs beraubt, wird wild:
„nie aber ereignet ſich das Gegentheil bey Thieren,
„wenn ſie unter Menſchen leben. Weder Biber
„noch Seehunde, die in Geſellſchaft leben, noch
„die Hausthiere, welche immer um uns ſind, wer-
„den je Vernunft erlangen. *)“
„Hier-
*) Vergl. hiermit Handb. d. Naturgeſch. Ausg. 5. S. 60.
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