Längeres Brustbein. Das Brustbein (ster- num os xiphoides) schließt gleichsam den Thorax nach vorn von der Halsgrube bis zur Herzgrube; -- liegt zwar eigentlich nur zwischen den fünf obern Rippenpaaren, doch reichen auch die knorplichen Anhänge des sechsten und siebenden Paares hinauf. Der Mensch scheint unter allen warmblütigen Thie- ren das allerkürzeste erhalten zu haben; höchstens kommt ihm etwa der ächte Orang-Utang darin bey *). Bey den Menschen ist es ein länglichter schmaler Knochen, nach vorn etwas convex, nach hinten etwas concav: -- Bey den mehresten übri- gen vierfüßigen Säugethieren aber ist es cylindrisch und gegliedert, selbst bey den meisten Affenarten, und bey dem Bären, dessen Gerippe sonst (Kopf und Becken ausgenommen) viel Analogie mit mensch- lichen hat.
Mehrere Rippen. Gewöhnlich hat ihrer der Mensch 12 Paare, doch hat man hinwieder einzelne Variationen aufgefunden. -- Die Säugthiere ha- ben mehrere. Viele Affen 14 Paare, -- so auch der Marder u. a. -- Der Iltis, Igel u. a. 15 Paare. -- Der kleine brasilische Ameisenbär 16 Paare, -- so auch das Frettchen. -- Das Pferd 18. -- Der Elephant 19 Paare. Bl.
Alles was noch über den aufrechten Gang gesagt werden kann, ist aus den frühern Ausgaben concen- trirt, folgendes:
"Der
*) S. Tysons anatomy of a Pygmy Fig. 5.
Laͤngeres Bruſtbein. Das Bruſtbein (ſter- num os xiphoides) ſchließt gleichſam den Thorax nach vorn von der Halsgrube bis zur Herzgrube; — liegt zwar eigentlich nur zwiſchen den fuͤnf obern Rippenpaaren, doch reichen auch die knorplichen Anhaͤnge des ſechſten und ſiebenden Paares hinauf. Der Menſch ſcheint unter allen warmbluͤtigen Thie- ren das allerkuͤrzeſte erhalten zu haben; hoͤchſtens kommt ihm etwa der aͤchte Orang-Utang darin bey *). Bey den Menſchen iſt es ein laͤnglichter ſchmaler Knochen, nach vorn etwas convex, nach hinten etwas concav: — Bey den mehreſten uͤbri- gen vierfuͤßigen Saͤugethieren aber iſt es cylindriſch und gegliedert, ſelbſt bey den meiſten Affenarten, und bey dem Baͤren, deſſen Gerippe ſonſt (Kopf und Becken ausgenommen) viel Analogie mit menſch- lichen hat.
Mehrere Rippen. Gewoͤhnlich hat ihrer der Menſch 12 Paare, doch hat man hinwieder einzelne Variationen aufgefunden. — Die Saͤugthiere ha- ben mehrere. Viele Affen 14 Paare, — ſo auch der Marder u. a. — Der Iltis, Igel u. a. 15 Paare. — Der kleine braſiliſche Ameiſenbaͤr 16 Paare, — ſo auch das Frettchen. — Das Pferd 18. — Der Elephant 19 Paare. Bl.
Alles was noch uͤber den aufrechten Gang geſagt werden kann, iſt aus den fruͤhern Ausgaben concen- trirt, folgendes:
„Der
*) S. Tyſons anatomy of a Pygmy Fig. 5.
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Laͤngeres Bruſtbein. Das Bruſtbein (ſter-
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nach vorn von der Halsgrube bis zur Herzgrube; —
liegt zwar eigentlich nur zwiſchen den fuͤnf obern
Rippenpaaren, doch reichen auch die knorplichen
Anhaͤnge des ſechſten und ſiebenden Paares hinauf.
Der Menſch ſcheint unter allen warmbluͤtigen Thie-
ren das allerkuͤrzeſte erhalten zu haben; hoͤchſtens
kommt ihm etwa der aͤchte Orang-Utang darin
bey *). Bey den Menſchen iſt es ein laͤnglichter
ſchmaler Knochen, nach vorn etwas convex, nach
hinten etwas concav: — Bey den mehreſten uͤbri-
gen vierfuͤßigen Saͤugethieren aber iſt es cylindriſch
und gegliedert, ſelbſt bey den meiſten Affenarten,
und bey dem Baͤren, deſſen Gerippe ſonſt (Kopf
und Becken ausgenommen) viel Analogie mit menſch-
lichen hat.
Mehrere Rippen. Gewoͤhnlich hat ihrer der
Menſch 12 Paare, doch hat man hinwieder einzelne
Variationen aufgefunden. — Die Saͤugthiere ha-
ben mehrere. Viele Affen 14 Paare, — ſo auch
der Marder u. a. — Der Iltis, Igel u. a. 15
Paare. — Der kleine braſiliſche Ameiſenbaͤr 16
Paare, — ſo auch das Frettchen. — Das Pferd
18. — Der Elephant 19 Paare. Bl.
Alles was noch uͤber den aufrechten Gang geſagt
werden kann, iſt aus den fruͤhern Ausgaben concen-
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„Der
*) S. Tyſons anatomy of a Pygmy Fig. 5.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/264>, abgerufen am 16.02.2025.
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