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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

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sel 167); auch etwas ähnliches an der zu Stutt-
gard 168); ich selbst fand, als ich vor zwey Jahren
zu London war, in einer jugendlichen Mumie, wel-
che mir ihr Besitzer, Herr Jo. Symmons, zu zer-
legen erlaubte, sehr ähnliche Schneidezähne 169).
Es bedarf aber freylich kaum einer Erinnerung, daß
bey einer so großen Reihe von Jahrhunderten, seit
das Einbalsamiren der Leichname in Aegypten Sitte
war, und bey dem Wechsel so verschiedner Herren
und Bewohner dieses Landes, auch eine große Ver-
schiedenheit unter den Mumien und deren Schädeln
herrschen müsse, und daß man daher sehr Unrecht
haben würde, die erwähnte besondre Form der
Zähne an allen Mumien zu erwarten. Doch scheint
es immer eine merkwürdige Varietät, die viel-
leicht noch einst als unterscheidendes Merkmal an-
gewandt werden könnte, um die Mumien eines
Zeitalters und Volks von den übrigen zu unterschei-
den. Die Ursachen dieser besondern Bildung auszu-
mitteln, möchte freylich schwer seyn, doch ist es
nicht unwahrscheinlich, daß sie wenigstens großen-

theils
so wie die Backenzähne, breit und stumpf
sind
."
167) Vergl. des braunschweigischen Archiaters Brück-
manns Bericht von dieser Mumie. Braunschweig
1782. 4.
168) Storr prodr methodi mammalium. Tübingen
1778. 4. S. 24.
169) Philosophical Transactions, J. 1794. Abschnitt 2.
S. 184.
S. auch Observations on some Egyptian Mummies
opened in London by J. F. Blumenbach
. From the
Philosophical Transactions. 4.
Gr.

ſel 167); auch etwas aͤhnliches an der zu Stutt-
gard 168); ich ſelbſt fand, als ich vor zwey Jahren
zu London war, in einer jugendlichen Mumie, wel-
che mir ihr Beſitzer, Herr Jo. Symmons, zu zer-
legen erlaubte, ſehr aͤhnliche Schneidezaͤhne 169).
Es bedarf aber freylich kaum einer Erinnerung, daß
bey einer ſo großen Reihe von Jahrhunderten, ſeit
das Einbalſamiren der Leichname in Aegypten Sitte
war, und bey dem Wechſel ſo verſchiedner Herren
und Bewohner dieſes Landes, auch eine große Ver-
ſchiedenheit unter den Mumien und deren Schaͤdeln
herrſchen muͤſſe, und daß man daher ſehr Unrecht
haben wuͤrde, die erwaͤhnte beſondre Form der
Zaͤhne an allen Mumien zu erwarten. Doch ſcheint
es immer eine merkwuͤrdige Varietaͤt, die viel-
leicht noch einſt als unterſcheidendes Merkmal an-
gewandt werden koͤnnte, um die Mumien eines
Zeitalters und Volks von den uͤbrigen zu unterſchei-
den. Die Urſachen dieſer beſondern Bildung auszu-
mitteln, moͤchte freylich ſchwer ſeyn, doch iſt es
nicht unwahrſcheinlich, daß ſie wenigſtens großen-

theils
ſo wie die Backenzaͤhne, breit und ſtumpf
ſind
.“
167) Vergl. des braunſchweigiſchen Archiaters Bruͤck-
manns Bericht von dieſer Mumie. Braunſchweig
1782. 4.
168) Storr prodr methodi mammalium. Tuͤbingen
1778. 4. S. 24.
169) Philoſophical Transactions, J. 1794. Abſchnitt 2.
S. 184.
S. auch Obſervations on ſome Egyptian Mummies
opened in London by J. F. Blumenbach
. From the
Philoſophical Transactions. 4.
Gr.
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[162/0196] ſel 167); auch etwas aͤhnliches an der zu Stutt- gard 168); ich ſelbſt fand, als ich vor zwey Jahren zu London war, in einer jugendlichen Mumie, wel- che mir ihr Beſitzer, Herr Jo. Symmons, zu zer- legen erlaubte, ſehr aͤhnliche Schneidezaͤhne 169). Es bedarf aber freylich kaum einer Erinnerung, daß bey einer ſo großen Reihe von Jahrhunderten, ſeit das Einbalſamiren der Leichname in Aegypten Sitte war, und bey dem Wechſel ſo verſchiedner Herren und Bewohner dieſes Landes, auch eine große Ver- ſchiedenheit unter den Mumien und deren Schaͤdeln herrſchen muͤſſe, und daß man daher ſehr Unrecht haben wuͤrde, die erwaͤhnte beſondre Form der Zaͤhne an allen Mumien zu erwarten. Doch ſcheint es immer eine merkwuͤrdige Varietaͤt, die viel- leicht noch einſt als unterſcheidendes Merkmal an- gewandt werden koͤnnte, um die Mumien eines Zeitalters und Volks von den uͤbrigen zu unterſchei- den. Die Urſachen dieſer beſondern Bildung auszu- mitteln, moͤchte freylich ſchwer ſeyn, doch iſt es nicht unwahrſcheinlich, daß ſie wenigſtens großen- theils 166) 167) Vergl. des braunſchweigiſchen Archiaters Bruͤck- manns Bericht von dieſer Mumie. Braunſchweig 1782. 4. 168) Storr prodr methodi mammalium. Tuͤbingen 1778. 4. S. 24. 169) Philoſophical Transactions, J. 1794. Abſchnitt 2. S. 184. S. auch Obſervations on ſome Egyptian Mummies opened in London by J. F. Blumenbach. From the Philoſophical Transactions. 4. Gr. 166) ſo wie die Backenzaͤhne, breit und ſtumpf ſind.“

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/196>, abgerufen am 21.11.2024.