Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

erstaunlich weit von einander abweichen 135) und bey-
de bezeugen, wenn man sie von vorne betrachtet,
durch die enge fast zusammengedrückte Hirnschale,
höckerichte Stirne u. a. m. offenbar ihren Neger-
ursprung.

3) Bedient sich Camper selbst, in den seinem
Werke beygefügten Abbildungen, seiner beyden Nor-
mallinien so willkürlich und unbeständig, variirt so
oft mit den fixirten Punkten, nach welchen er jene
Linien richtet, und von welchen alle ihre Wirkung
und Richtigkeit abhängt, daß er hierdurch selbst still-
schweigend eingesteht, er sey über ihren Gebrauch
ungewiß und zweifelhaft.

§. 61.
Uiber die senkrechte Linie, als Maas, um die National-
verschiedenheiten der Scheitel zu bestimmen.

Je größer und genauer täglich meine Bekannt-
schaft mit meiner Sammlung von Schädeln verschie-
dener Nationen wird, desto unmöglicher kommt es
mir vor, diese Nationalabweichungen, bey der so
großen Verschiedenheit in der Proportion und Bil-
dung der mannichfaltigen einzelnen Theile der Schä-
del, welche mehr oder minder zum Nationalcharakter
beyträgt, auf die Grade und Winkel einer gewissen
Hauptlinie zurückzuführen.


Inzwi-
135) Vergl. des ersten Zehends Taf. 7 und 8.
K 2

erſtaunlich weit von einander abweichen 135) und bey-
de bezeugen, wenn man ſie von vorne betrachtet,
durch die enge faſt zuſammengedruͤckte Hirnſchale,
hoͤckerichte Stirne u. a. m. offenbar ihren Neger-
urſprung.

3) Bedient ſich Camper ſelbſt, in den ſeinem
Werke beygefuͤgten Abbildungen, ſeiner beyden Nor-
mallinien ſo willkuͤrlich und unbeſtaͤndig, variirt ſo
oft mit den fixirten Punkten, nach welchen er jene
Linien richtet, und von welchen alle ihre Wirkung
und Richtigkeit abhaͤngt, daß er hierdurch ſelbſt ſtill-
ſchweigend eingeſteht, er ſey uͤber ihren Gebrauch
ungewiß und zweifelhaft.

§. 61.
Uiber die ſenkrechte Linie, als Maas, um die National-
verſchiedenheiten der Scheitel zu beſtimmen.

Je groͤßer und genauer taͤglich meine Bekannt-
ſchaft mit meiner Sammlung von Schaͤdeln verſchie-
dener Nationen wird, deſto unmoͤglicher kommt es
mir vor, dieſe Nationalabweichungen, bey der ſo
großen Verſchiedenheit in der Proportion und Bil-
dung der mannichfaltigen einzelnen Theile der Schaͤ-
del, welche mehr oder minder zum Nationalcharakter
beytraͤgt, auf die Grade und Winkel einer gewiſſen
Hauptlinie zuruͤckzufuͤhren.


Inzwi-
135) Vergl. des erſten Zehends Taf. 7 und 8.
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0181" n="147"/>
er&#x017F;taunlich weit von einander abweichen <note place="foot" n="135)">Vergl. <hi rendition="#g">des er&#x017F;ten Zehends</hi> Taf. 7 und 8.</note> und bey-<lb/>
de bezeugen, wenn man &#x017F;ie von vorne betrachtet,<lb/>
durch die enge fa&#x017F;t zu&#x017F;ammengedru&#x0364;ckte Hirn&#x017F;chale,<lb/>
ho&#x0364;ckerichte Stirne u. a. m. offenbar ihren Neger-<lb/>
ur&#x017F;prung.</p><lb/>
          <p>3) Bedient &#x017F;ich Camper &#x017F;elb&#x017F;t, in den &#x017F;einem<lb/>
Werke beygefu&#x0364;gten Abbildungen, &#x017F;einer beyden Nor-<lb/>
mallinien &#x017F;o willku&#x0364;rlich und unbe&#x017F;ta&#x0364;ndig, variirt &#x017F;o<lb/>
oft mit den fixirten Punkten, nach welchen er jene<lb/>
Linien richtet, und von welchen alle ihre Wirkung<lb/>
und Richtigkeit abha&#x0364;ngt, daß er hierdurch &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;till-<lb/>
&#x017F;chweigend einge&#x017F;teht, er &#x017F;ey u&#x0364;ber ihren Gebrauch<lb/>
ungewiß und zweifelhaft.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 61.<lb/>
Uiber die &#x017F;enkrechte Linie, als Maas, um die National-<lb/>
ver&#x017F;chiedenheiten der Scheitel zu be&#x017F;timmen.</head><lb/>
          <p>Je gro&#x0364;ßer und genauer ta&#x0364;glich meine Bekannt-<lb/>
&#x017F;chaft mit meiner Sammlung von Scha&#x0364;deln ver&#x017F;chie-<lb/>
dener Nationen wird, de&#x017F;to unmo&#x0364;glicher kommt es<lb/>
mir vor, die&#x017F;e Nationalabweichungen, bey der &#x017F;o<lb/>
großen Ver&#x017F;chiedenheit in der Proportion und Bil-<lb/>
dung der mannichfaltigen einzelnen Theile der Scha&#x0364;-<lb/>
del, welche mehr oder minder zum Nationalcharakter<lb/>
beytra&#x0364;gt, auf die Grade und Winkel einer gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Hauptlinie zuru&#x0364;ckzufu&#x0364;hren.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">K 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Inzwi-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0181] erſtaunlich weit von einander abweichen 135) und bey- de bezeugen, wenn man ſie von vorne betrachtet, durch die enge faſt zuſammengedruͤckte Hirnſchale, hoͤckerichte Stirne u. a. m. offenbar ihren Neger- urſprung. 3) Bedient ſich Camper ſelbſt, in den ſeinem Werke beygefuͤgten Abbildungen, ſeiner beyden Nor- mallinien ſo willkuͤrlich und unbeſtaͤndig, variirt ſo oft mit den fixirten Punkten, nach welchen er jene Linien richtet, und von welchen alle ihre Wirkung und Richtigkeit abhaͤngt, daß er hierdurch ſelbſt ſtill- ſchweigend eingeſteht, er ſey uͤber ihren Gebrauch ungewiß und zweifelhaft. §. 61. Uiber die ſenkrechte Linie, als Maas, um die National- verſchiedenheiten der Scheitel zu beſtimmen. Je groͤßer und genauer taͤglich meine Bekannt- ſchaft mit meiner Sammlung von Schaͤdeln verſchie- dener Nationen wird, deſto unmoͤglicher kommt es mir vor, dieſe Nationalabweichungen, bey der ſo großen Verſchiedenheit in der Proportion und Bil- dung der mannichfaltigen einzelnen Theile der Schaͤ- del, welche mehr oder minder zum Nationalcharakter beytraͤgt, auf die Grade und Winkel einer gewiſſen Hauptlinie zuruͤckzufuͤhren. Inzwi- 135) Vergl. des erſten Zehends Taf. 7 und 8. K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/181
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/181>, abgerufen am 24.11.2024.