immer von andern tapferern nordischen Völkerschaf- ten besiegt. Es wurde also diese Halbinsel von den verschiedensten Völkern nach und nach unterjocht, allein jedesmal scheint sich die Gesichtsbildung dieser neuen Ankömmlinge nach dem neuen Himmel gleich- sam umgewandelt zu haben, daß man z. B. die na- tionale und völlig charakteristische Physiognomie der ältesten Besitzer Indiens jetzt bloß aus den ältesten Kunstwerken Indiens, den ungeheuern mit ungemeiner Kunst in den unterirdischen Tempeln der Juseln Sal- sette und Elephanta ausgegrabenen Statüen kennt, von welchen ich zu London im britannischen Museum und unter den antiquarischen Schätzen des so huma- neu Herrn Karl Towuley108) bewundernswerthe Proben gesehen habe. Daß aber auch die neuern Eroberer Indiens, die Mongolen nämlich, seit Ti- murs Zeiten viel von ihrer angebornen Gesichtsbil- dung unter dem neuen Himmel verloren, und der indischen sich genähert haben, hat mir ebendaselbst ein großer Kenner Indiens, Herr Jo. Walsh, mit Belegen von Portraits augenscheinlich dargethan.
Im Betreff der Nationalgesichtsbildung der Ae- gypter, so kann ich mich nicht genug wundern, wie die berühmtesten Archäologen, die größten Untersu- cher alter ägyptischer Kunst, allen und jeden eine und dieselbe Physiognomie haben beylegen kön- nen109); da eine genauere Betrachtung und Verglei-
chung
108)Archaeologia. Th. 7. Taf. 25. 26. 27.
109) Z. B. Winkelmann Description des pierres gra- vees de stosch. S. 10. und noch an andern Orten.
d'Han-
immer von andern tapferern nordiſchen Voͤlkerſchaf- ten beſiegt. Es wurde alſo dieſe Halbinſel von den verſchiedenſten Voͤlkern nach und nach unterjocht, allein jedesmal ſcheint ſich die Geſichtsbildung dieſer neuen Ankoͤmmlinge nach dem neuen Himmel gleich- ſam umgewandelt zu haben, daß man z. B. die na- tionale und voͤllig charakteriſtiſche Phyſiognomie der aͤlteſten Beſitzer Indiens jetzt bloß aus den aͤlteſten Kunſtwerken Indiens, den ungeheuern mit ungemeiner Kunſt in den unterirdiſchen Tempeln der Juſeln Sal- ſette und Elephanta ausgegrabenen Statuͤen kennt, von welchen ich zu London im britanniſchen Muſeum und unter den antiquariſchen Schaͤtzen des ſo huma- neu Herrn Karl Towuley108) bewundernswerthe Proben geſehen habe. Daß aber auch die neuern Eroberer Indiens, die Mongolen naͤmlich, ſeit Ti- murs Zeiten viel von ihrer angebornen Geſichtsbil- dung unter dem neuen Himmel verloren, und der indiſchen ſich genaͤhert haben, hat mir ebendaſelbſt ein großer Kenner Indiens, Herr Jo. Walſh, mit Belegen von Portraits augenſcheinlich dargethan.
Im Betreff der Nationalgeſichtsbildung der Ae- gypter, ſo kann ich mich nicht genug wundern, wie die beruͤhmteſten Archaͤologen, die groͤßten Unterſu- cher alter aͤgyptiſcher Kunſt, allen und jeden eine und dieſelbe Phyſiognomie haben beylegen koͤn- nen109); da eine genauere Betrachtung und Verglei-
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108)Archaeologia. Th. 7. Taf. 25. 26. 27.
109) Z. B. Winkelmann Deſcription des pierres gra- vées de stoſch. S. 10. und noch an andern Orten.
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immer von andern tapferern nordiſchen Voͤlkerſchaf-
ten beſiegt. Es wurde alſo dieſe Halbinſel von den
verſchiedenſten Voͤlkern nach und nach unterjocht,
allein jedesmal ſcheint ſich die Geſichtsbildung dieſer
neuen Ankoͤmmlinge nach dem neuen Himmel gleich-
ſam umgewandelt zu haben, daß man z. B. die na-
tionale und voͤllig charakteriſtiſche Phyſiognomie der
aͤlteſten Beſitzer Indiens jetzt bloß aus den aͤlteſten
Kunſtwerken Indiens, den ungeheuern mit ungemeiner
Kunſt in den unterirdiſchen Tempeln der Juſeln Sal-
ſette und Elephanta ausgegrabenen Statuͤen kennt,
von welchen ich zu London im britanniſchen Muſeum
und unter den antiquariſchen Schaͤtzen des ſo huma-
neu Herrn Karl Towuley 108) bewundernswerthe
Proben geſehen habe. Daß aber auch die neuern
Eroberer Indiens, die Mongolen naͤmlich, ſeit Ti-
murs Zeiten viel von ihrer angebornen Geſichtsbil-
dung unter dem neuen Himmel verloren, und der
indiſchen ſich genaͤhert haben, hat mir ebendaſelbſt
ein großer Kenner Indiens, Herr Jo. Walſh, mit
Belegen von Portraits augenſcheinlich dargethan.
Im Betreff der Nationalgeſichtsbildung der Ae-
gypter, ſo kann ich mich nicht genug wundern, wie
die beruͤhmteſten Archaͤologen, die groͤßten Unterſu-
cher alter aͤgyptiſcher Kunſt, allen und jeden eine
und dieſelbe Phyſiognomie haben beylegen koͤn-
nen 109); da eine genauere Betrachtung und Verglei-
chung
108) Archaeologia. Th. 7. Taf. 25. 26. 27.
109) Z. B. Winkelmann Deſcription des pierres gra-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/170>, abgerufen am 16.02.2025.
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