1) Schwärzliches oder nußbraunes (franz. cen- dre) einer Seits ins Gelbe und anderer Seits ins Schwarze spielendes Haar. Weich, lang und wel- lenförmig fliessend. Man trift es häufig an den Nationen des gemäßigten Europa: sonst wurde es besonders an den alten Germaniern gerühmt92).
2) Schwarz, starrer, gerade und dünn, wie es gewöhnlich an den mongolischen Völkerschaften und den Amerikanern ist.
3) Schwarz, weicher, gelockt, dicht und reich- lich: wie es die meisten Bewohner auf den Inseln des stillen Meeres haben.
4) Schwarz und krauß, welches man insgemein mit der Schaafwolle vergleicht, haben es die Reger.
Eine solche Eintheilung wird im Allgemeinen statt finden und von Nutzen seyn können. Indeß bedarf es jetzt keiner Erinnerung mehr, daß sie von der Natur selbst nicht mehr als die andern Einthei- lungen der Nationalverschiedenheiten im Menschen- geschlecht beschränkt worden ist. Um jedoch dies, wiewohl es nicht eben nothwendig ist, durch ein oder das andere Beyspiel zu beweisen, so ist weder das Krause an den Negerhaaren, noch die Schwärze an den drey letztgenannten Verschiedenheiten allen gemein
und
Maregrav sah eine Afrikanerin mit ganz rothen Haaren Tractatus Brafiliae. S. 12.
92) Conring de habitus corporum Germanicorum antiqul ac novi causis. S. 85.
1) Schwaͤrzliches oder nußbraunes (franz. cen- dré) einer Seits ins Gelbe und anderer Seits ins Schwarze ſpielendes Haar. Weich, lang und wel- lenfoͤrmig flieſſend. Man trift es haͤufig an den Nationen des gemaͤßigten Europa: ſonſt wurde es beſonders an den alten Germaniern geruͤhmt92).
2) Schwarz, ſtarrer, gerade und duͤnn, wie es gewoͤhnlich an den mongoliſchen Voͤlkerſchaften und den Amerikanern iſt.
3) Schwarz, weicher, gelockt, dicht und reich- lich: wie es die meiſten Bewohner auf den Inſeln des ſtillen Meeres haben.
4) Schwarz und krauß, welches man insgemein mit der Schaafwolle vergleicht, haben es die Reger.
Eine ſolche Eintheilung wird im Allgemeinen ſtatt finden und von Nutzen ſeyn koͤnnen. Indeß bedarf es jetzt keiner Erinnerung mehr, daß ſie von der Natur ſelbſt nicht mehr als die andern Einthei- lungen der Nationalverſchiedenheiten im Menſchen- geſchlecht beſchraͤnkt worden iſt. Um jedoch dies, wiewohl es nicht eben nothwendig iſt, durch ein oder das andere Beyſpiel zu beweiſen, ſo iſt weder das Krauſe an den Negerhaaren, noch die Schwaͤrze an den drey letztgenannten Verſchiedenheiten allen gemein
und
Maregrav ſah eine Afrikanerin mit ganz rothen Haaren Tractatus Brafiliae. S. 12.
92) Conring de habitus corporum Germanicorum antiqul ac novi cauſis. S. 85.
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1) Schwaͤrzliches oder nußbraunes (franz. cen-
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lenfoͤrmig flieſſend. Man trift es haͤufig an den
Nationen des gemaͤßigten Europa: ſonſt wurde es
beſonders an den alten Germaniern geruͤhmt 92).
2) Schwarz, ſtarrer, gerade und duͤnn, wie
es gewoͤhnlich an den mongoliſchen Voͤlkerſchaften
und den Amerikanern iſt.
3) Schwarz, weicher, gelockt, dicht und reich-
lich: wie es die meiſten Bewohner auf den Inſeln
des ſtillen Meeres haben.
4) Schwarz und krauß, welches man insgemein
mit der Schaafwolle vergleicht, haben es die Reger.
Eine ſolche Eintheilung wird im Allgemeinen
ſtatt finden und von Nutzen ſeyn koͤnnen. Indeß
bedarf es jetzt keiner Erinnerung mehr, daß ſie von
der Natur ſelbſt nicht mehr als die andern Einthei-
lungen der Nationalverſchiedenheiten im Menſchen-
geſchlecht beſchraͤnkt worden iſt. Um jedoch dies,
wiewohl es nicht eben nothwendig iſt, durch ein oder
das andere Beyſpiel zu beweiſen, ſo iſt weder das
Krauſe an den Negerhaaren, noch die Schwaͤrze an
den drey letztgenannten Verſchiedenheiten allen gemein
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92) Conring de habitus corporum Germanicorum antiqul
ac novi cauſis. S. 85.
91) Maregrav ſah eine Afrikanerin mit ganz rothen
Haaren Tractatus Brafiliae. S. 12.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/157>, abgerufen am 16.02.2025.
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