indem die allgemeinen Bedeckungen des Körpers, nebst der Lunge und dem Darmkanale einen großen Reinigungs- und chemischen Verarbeitungsplatz für die menschliche Maschine durch sie errichten, welcher, wie sich bald ergeben wird, bey Festsetzung der Hautfarbe sehr großen Antheil hat.
Das Fell ist mit einem sehr zarten Schleime überzogen, welchen man nach der irrigen Beschrei- bung des Erfinders das Malpighische Netz nennt. Es macht dieses gleichsam ein leimigtes Band aus, wodurch die äußerste Lage der Bedeckungen, das die Oberfläche des Körpers überziehende und zu oberst bedeckende, halb durchsichtige, und bey dem gebor- nen Menschen zunächst der atmosphärischen Luft ausgesetzte Fellhäutchen nämlich, endlich mit der Haut zusammenhängt.
Netz und Fellhaut sind durch ihren ganz einfa- chen von Nerven und Gefäßen völlig entblößten Bau, von der Natur des Felles sehr weit unter- schieden, kommen aber in mehr als einem Stücke mit einander überein, so daß eine Verwandschaft dieser gleichartigen Theile, ja gewissermaaßen das Entspringen der äußersten Haut aus diesem unterge- legten Netze, sehr wahrscheinlich scheint.
Diese beyden verwandten Unterlagen bestimmen insofern den Sitz der Farbe der Bedeckungen, daß sie bey den weißen Menschen, wo sie kein Pigment haben, die natürliche röthliche Weiße des Fells durch- schimmern lassen; da bey den Oliven- oder anders- farbigen hingegen das Hauptpigment der Haut auf dem malpighischen Netze haftet, und das, obschon blässere Fellhäutchen offenbar an dem Farbenanstrich
dessel-
indem die allgemeinen Bedeckungen des Koͤrpers, nebſt der Lunge und dem Darmkanale einen großen Reinigungs- und chemiſchen Verarbeitungsplatz fuͤr die menſchliche Maſchine durch ſie errichten, welcher, wie ſich bald ergeben wird, bey Feſtſetzung der Hautfarbe ſehr großen Antheil hat.
Das Fell iſt mit einem ſehr zarten Schleime uͤberzogen, welchen man nach der irrigen Beſchrei- bung des Erfinders das Malpighiſche Netz nennt. Es macht dieſes gleichſam ein leimigtes Band aus, wodurch die aͤußerſte Lage der Bedeckungen, das die Oberflaͤche des Koͤrpers uͤberziehende und zu oberſt bedeckende, halb durchſichtige, und bey dem gebor- nen Menſchen zunaͤchſt der atmoſphaͤriſchen Luft ausgeſetzte Fellhaͤutchen naͤmlich, endlich mit der Haut zuſammenhaͤngt.
Netz und Fellhaut ſind durch ihren ganz einfa- chen von Nerven und Gefaͤßen voͤllig entbloͤßten Bau, von der Natur des Felles ſehr weit unter- ſchieden, kommen aber in mehr als einem Stuͤcke mit einander uͤberein, ſo daß eine Verwandſchaft dieſer gleichartigen Theile, ja gewiſſermaaßen das Entſpringen der aͤußerſten Haut aus dieſem unterge- legten Netze, ſehr wahrſcheinlich ſcheint.
Dieſe beyden verwandten Unterlagen beſtimmen inſofern den Sitz der Farbe der Bedeckungen, daß ſie bey den weißen Menſchen, wo ſie kein Pigment haben, die natuͤrliche roͤthliche Weiße des Fells durch- ſchimmern laſſen; da bey den Oliven- oder anders- farbigen hingegen das Hauptpigment der Haut auf dem malpighiſchen Netze haftet, und das, obſchon blaͤſſere Fellhaͤutchen offenbar an dem Farbenanſtrich
deſſel-
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indem die allgemeinen Bedeckungen des Koͤrpers,
nebſt der Lunge und dem Darmkanale einen großen
Reinigungs- und chemiſchen Verarbeitungsplatz fuͤr
die menſchliche Maſchine durch ſie errichten, welcher,
wie ſich bald ergeben wird, bey Feſtſetzung der
Hautfarbe ſehr großen Antheil hat.
Das Fell iſt mit einem ſehr zarten Schleime
uͤberzogen, welchen man nach der irrigen Beſchrei-
bung des Erfinders das Malpighiſche Netz nennt.
Es macht dieſes gleichſam ein leimigtes Band aus,
wodurch die aͤußerſte Lage der Bedeckungen, das die
Oberflaͤche des Koͤrpers uͤberziehende und zu oberſt
bedeckende, halb durchſichtige, und bey dem gebor-
nen Menſchen zunaͤchſt der atmoſphaͤriſchen Luft
ausgeſetzte Fellhaͤutchen naͤmlich, endlich mit der
Haut zuſammenhaͤngt.
Netz und Fellhaut ſind durch ihren ganz einfa-
chen von Nerven und Gefaͤßen voͤllig entbloͤßten
Bau, von der Natur des Felles ſehr weit unter-
ſchieden, kommen aber in mehr als einem Stuͤcke
mit einander uͤberein, ſo daß eine Verwandſchaft
dieſer gleichartigen Theile, ja gewiſſermaaßen das
Entſpringen der aͤußerſten Haut aus dieſem unterge-
legten Netze, ſehr wahrſcheinlich ſcheint.
Dieſe beyden verwandten Unterlagen beſtimmen
inſofern den Sitz der Farbe der Bedeckungen, daß
ſie bey den weißen Menſchen, wo ſie kein Pigment
haben, die natuͤrliche roͤthliche Weiße des Fells durch-
ſchimmern laſſen; da bey den Oliven- oder anders-
farbigen hingegen das Hauptpigment der Haut auf
dem malpighiſchen Netze haftet, und das, obſchon
blaͤſſere Fellhaͤutchen offenbar an dem Farbenanſtrich
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/127>, abgerufen am 16.07.2024.
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