Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.Allgemeinen der wechselseitige Bezug der Mutter- §. 8. Kurze Nachricht von dem Hymen, den Nymphen und der Clytoris. Um die dem weiblichen Geschlechte der menschli- 13) Als ich vor zwei, Jahren (1793.) in London den
ungeheuren Schatz von Zeichnungen durchgieng, wel- che in der Bibliothek des Königs von Großbritannien aufbewahrt wird, bewunderte ich von allen, und be- trachtete ich sorgfältiger einen berühmten Band Ge- mählde, welche für die menschliche und verglichene Zergliederung sehr nützlich sind, und von dem großen Mahler Leonardo de Vinci mit der Feder gemacht waren, unter welchen hauptsächlich eine ganz besondere, und in ihrer Art einzige Zeichnung, von einem Manne, der mit einem Weibe im Beyschlaf begriffen ist, sich auszeichnete. Bey der Rumpf aber war so durchschnit- ten, daß man das schicklichste Verhältniß der ausge- dehnten männlichen Ruthe auf die Richtung der Mut- terscheide, worauf ich hingewinkt habe, deutlich sehen konnte. - Der Freundschaft des Herrn Jo. Cham- bertaine, des Aufsehers dieser königlichen Sammlung, dieses menschenfreundlichen Mannes und ungemeinen Künstlers verdanke ich eine seht genaue Copie dieses sparsinnigen Blattes. Allgemeinen der wechselseitige Bezug der Mutter- §. 8. Kurze Nachricht von dem Hymen, den Nymphen und der Clytoris. Um die dem weiblichen Geschlechte der menschli- 13) Als ich vor zwei, Jahren (1793.) in London den
ungeheuren Schatz von Zeichnungen durchgieng, wel- che in der Bibliothek des Königs von Großbritannien aufbewahrt wird, bewunderte ich von allen, und be- trachtete ich sorgfältiger einen berühmten Band Ge- mählde, welche für die menschliche und verglichene Zergliederung sehr nützlich sind, und von dem großen Mahler Leonardo de Vinci mit der Feder gemacht waren, unter welchen hauptsächlich eine ganz besondere, und in ihrer Art einzige Zeichnung, von einem Manne, der mit einem Weibe im Beyschlaf begriffen ist, sich auszeichnete. Bey der Rumpf aber war so durchschnit- ten, daß man das schicklichste Verhältniß der ausge- dehnten männlichen Ruthe auf die Richtung der Mut- terscheide, worauf ich hingewinkt habe, deutlich sehen konnte. – Der Freundschaft des Herrn Jo. Cham- bertaine, des Aufsehers dieser königlichen Sammlung, dieses menschenfreundlichen Mannes und ungemeinen Künstlers verdanke ich eine seht genaue Copie dieses sparsinnigen Blattes. <TEI> <text xml:id="blume000008"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p rendition="#no_indent"><pb facs="#f0062" xml:id="pb028_0001" n="28"/> Allgemeinen der wechselseitige Bezug der Mutter-<lb/> scheide auf die männliche Ruthe der obwaltenden<lb/> Liebe am gemäßesten<note anchored="true" place="foot" n="13)"><p>Als ich vor zwei, Jahren (1793.) in London den<lb/> ungeheuren Schatz von Zeichnungen durchgieng, wel-<lb/> che in der Bibliothek des Königs von Großbritannien<lb/> aufbewahrt wird, bewunderte ich von allen, und be-<lb/> trachtete ich sorgfältiger einen berühmten Band Ge-<lb/> mählde, welche für die menschliche und verglichene<lb/> Zergliederung sehr nützlich sind, und von dem großen<lb/> Mahler Leonardo de Vinci mit der Feder gemacht<lb/> waren, unter welchen hauptsächlich eine ganz besondere,<lb/> und in ihrer Art einzige Zeichnung, von einem Manne,<lb/> der mit einem Weibe im Beyschlaf begriffen ist, sich<lb/> auszeichnete. Bey der Rumpf aber war so durchschnit-<lb/> ten, daß man das schicklichste Verhältniß der ausge-<lb/> dehnten männlichen Ruthe auf die Richtung der Mut-<lb/> terscheide, worauf ich hingewinkt habe, deutlich sehen<lb/> konnte. – Der Freundschaft des Herrn Jo. Cham-<lb/> bertaine, des Aufsehers dieser königlichen Sammlung,<lb/> dieses menschenfreundlichen Mannes und ungemeinen<lb/> Künstlers verdanke ich eine seht genaue Copie dieses<lb/> sparsinnigen Blattes.</p></note>.</p> </div> <div n="2"> <head rendition="#c">§. 8.<lb/> Kurze Nachricht von dem Hymen, den Nymphen und<lb/> der Clytoris.</head><lb/> <p>Um die dem weiblichen Geschlechte der menschli-<lb/> chen Gattung eigenthümlichen Schaamtheile, mit<lb/> einemmale abzufertigen, müssen wir des Hymens<lb/> noch erwähnen welches Häutchen, so viel ich weiß,<lb/> bisher bey keinem andern Thiere ist gefunden worden.<lb/> Weder bey den Weibchen der gemeinen Affen, noch<lb/> der Paviane sind mir, so oft ich sie untersuchte, ir-<lb/> gend eine Spur davon, oder in Warzen verwandelte<lb/> Ueberreste vorgekommen; eben so wenig als in dem<lb/> weiblichen Elephanten, dem man vor mehreren Jah-<lb/> ren durch Teutschland führte, und dessen Geburts-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [28/0062]
Allgemeinen der wechselseitige Bezug der Mutter-
scheide auf die männliche Ruthe der obwaltenden
Liebe am gemäßesten 13).
§. 8.
Kurze Nachricht von dem Hymen, den Nymphen und
der Clytoris.
Um die dem weiblichen Geschlechte der menschli-
chen Gattung eigenthümlichen Schaamtheile, mit
einemmale abzufertigen, müssen wir des Hymens
noch erwähnen welches Häutchen, so viel ich weiß,
bisher bey keinem andern Thiere ist gefunden worden.
Weder bey den Weibchen der gemeinen Affen, noch
der Paviane sind mir, so oft ich sie untersuchte, ir-
gend eine Spur davon, oder in Warzen verwandelte
Ueberreste vorgekommen; eben so wenig als in dem
weiblichen Elephanten, dem man vor mehreren Jah-
ren durch Teutschland führte, und dessen Geburts-
13) Als ich vor zwei, Jahren (1793.) in London den
ungeheuren Schatz von Zeichnungen durchgieng, wel-
che in der Bibliothek des Königs von Großbritannien
aufbewahrt wird, bewunderte ich von allen, und be-
trachtete ich sorgfältiger einen berühmten Band Ge-
mählde, welche für die menschliche und verglichene
Zergliederung sehr nützlich sind, und von dem großen
Mahler Leonardo de Vinci mit der Feder gemacht
waren, unter welchen hauptsächlich eine ganz besondere,
und in ihrer Art einzige Zeichnung, von einem Manne,
der mit einem Weibe im Beyschlaf begriffen ist, sich
auszeichnete. Bey der Rumpf aber war so durchschnit-
ten, daß man das schicklichste Verhältniß der ausge-
dehnten männlichen Ruthe auf die Richtung der Mut-
terscheide, worauf ich hingewinkt habe, deutlich sehen
konnte. – Der Freundschaft des Herrn Jo. Cham-
bertaine, des Aufsehers dieser königlichen Sammlung,
dieses menschenfreundlichen Mannes und ungemeinen
Künstlers verdanke ich eine seht genaue Copie dieses
sparsinnigen Blattes.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Akademie der Wissenschaften zu Göttingen: Projektträger
Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2013-08-26T09:00:15Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |