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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

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immer von andern tapferern nordischen Völkerschaf-
ten besiegt. Es wurde also diese Halbinsel von den
verschiedensten Völkern nach und nach unterjocht,
allein jedesmal scheint sich die Gesichtsbildung dieser
neuen Ankömmlinge nach dem neuen Himmel gleich-
sam umgewandelt zu haben, daß man z. B. die na-
tionale und völlig charakteristische Physiognomie der
ältesten Besitzer Indiens jetzt bloß aus den ältesten
Kunstwerken Indiens, den ungeheuern mit ungemeiner
Kunst in den unterirdischen Tempeln der Inseln Sal-
fette und Elephanta ausgegrabenen Statüen kennt,
von welchen ich zu London im britannischen Museum
und unter den antiquarischen Schätzen des so huma-
nen Herrn Karl Townley108) bewundernswerthe
Proben gesehen habe. Daß aber auch die neuern
Eroberer Indiens, die Mongolen nämlich, seit Ti-
murs Zeiten viel von ihrer angebornen Gesichtsbil-
dung unter dem neuen Himmel verloren, und der
indischen sich genähert haben, hat mir ebendaselbst
ein großer Kenner Indiens, Herr Jo. Walsh, mit
Belegen von Portraits augenscheinlich dargethan.

Im Betreff der Nationalgesichtsbildung der Ae-
gypter, so kann ich mich nicht genug wundern, wie
die berühmtesten Archäologen, die größten Untersu-
cher alter ägyptischer Kunst, allen und jeden eine
und dieselbe Physiognomie haben beylegen kön-
nen109)

108) Archaeologia. Th. 7. Taf. 25. 26. 27.
109) Z. B. Winkelmann Description des pierres gra-
vees de Stosch
. S. 10. und noch an andern Orten.

immer von andern tapferern nordischen Völkerschaf-
ten besiegt. Es wurde also diese Halbinsel von den
verschiedensten Völkern nach und nach unterjocht,
allein jedesmal scheint sich die Gesichtsbildung dieser
neuen Ankömmlinge nach dem neuen Himmel gleich-
sam umgewandelt zu haben, daß man z. B. die na-
tionale und völlig charakteristische Physiognomie der
ältesten Besitzer Indiens jetzt bloß aus den ältesten
Kunstwerken Indiens, den ungeheuern mit ungemeiner
Kunst in den unterirdischen Tempeln der Inseln Sal-
fette und Elephanta ausgegrabenen Statüen kennt,
von welchen ich zu London im britannischen Museum
und unter den antiquarischen Schätzen des so huma-
nen Herrn Karl Townley108) bewundernswerthe
Proben gesehen habe. Daß aber auch die neuern
Eroberer Indiens, die Mongolen nämlich, seit Ti-
murs Zeiten viel von ihrer angebornen Gesichtsbil-
dung unter dem neuen Himmel verloren, und der
indischen sich genähert haben, hat mir ebendaselbst
ein großer Kenner Indiens, Herr Jo. Walsh, mit
Belegen von Portraits augenscheinlich dargethan.

Im Betreff der Nationalgesichtsbildung der Ae-
gypter, so kann ich mich nicht genug wundern, wie
die berühmtesten Archäologen, die größten Untersu-
cher alter ägyptischer Kunst, allen und jeden eine
und dieselbe Physiognomie haben beylegen kön-
nen109)

108) Archaeologia. Th. 7. Taf. 25. 26. 27.
109) Z. B. Winkelmann Description des pierres gra-
vées de Stosch
. S. 10. und noch an andern Orten.
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[136/0170] immer von andern tapferern nordischen Völkerschaf- ten besiegt. Es wurde also diese Halbinsel von den verschiedensten Völkern nach und nach unterjocht, allein jedesmal scheint sich die Gesichtsbildung dieser neuen Ankömmlinge nach dem neuen Himmel gleich- sam umgewandelt zu haben, daß man z. B. die na- tionale und völlig charakteristische Physiognomie der ältesten Besitzer Indiens jetzt bloß aus den ältesten Kunstwerken Indiens, den ungeheuern mit ungemeiner Kunst in den unterirdischen Tempeln der Inseln Sal- fette und Elephanta ausgegrabenen Statüen kennt, von welchen ich zu London im britannischen Museum und unter den antiquarischen Schätzen des so huma- nen Herrn Karl Townley 108) bewundernswerthe Proben gesehen habe. Daß aber auch die neuern Eroberer Indiens, die Mongolen nämlich, seit Ti- murs Zeiten viel von ihrer angebornen Gesichtsbil- dung unter dem neuen Himmel verloren, und der indischen sich genähert haben, hat mir ebendaselbst ein großer Kenner Indiens, Herr Jo. Walsh, mit Belegen von Portraits augenscheinlich dargethan. Im Betreff der Nationalgesichtsbildung der Ae- gypter, so kann ich mich nicht genug wundern, wie die berühmtesten Archäologen, die größten Untersu- cher alter ägyptischer Kunst, allen und jeden eine und dieselbe Physiognomie haben beylegen kön- nen 109) 108) Archaeologia. Th. 7. Taf. 25. 26. 27. 109) Z. B. Winkelmann Description des pierres gra- vées de Stosch. S. 10. und noch an andern Orten.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/170>, abgerufen am 22.11.2024.