Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807.u), §. 49. Aber auch von den durch bewegliche Ge- u) der ersten Art habe ich in der Iten Decas cranior. tab. 3. abgebildet; ein gar wundersamer jugend- licher Kopf mit hoher Dachförmiger Scheitel auf welcher keine Spur der ehmahligen Pfeilnaht mehr zu erkennen ist, ohngeachtet alle übrigen Nähte noch in ihrer vollsten jugendlichen Inte- grität stehen. Von Fällen der andern Art besitze ich z. B. das Gerippe eines rhachitischen siebenjäh- rigen Kindes an welchem schon alle wahren Nähte der Hirnschaale fast gänzlich verloschen find. (Vergl. Zinn in den Commentar. soc. Reg. scientiar. Goettingens. T. II. p. 366.)Anderseits habe ich aber auch den überaus merk- würdigen Schädel einer hundertjährigen gänzlich zahnlosen Frau in meiner Sammlung, wo selbst die sämmtlichen Alveolen beyder Kiefer längst total absorbirt gewesen, und an welchem sich demohn- geachtet alle und jede Suturen ohne Ausnahme so frisch wie am Kopfe eines Mannbaren Mädchens erhalten haben. x) Hingegen verwachsen die Zahnwurzeln ohngeachtet
ihrer festen Einkeilung in den Zahnzellen, doch nur äußerst selten mit denselben; da dann in diesem Fall die ihnen eigenthümliche substantia cornea geschwunden ist; und man folglich eben deßhalb vermuthen kann, daß es der Hauptnutzen dieser Substanz ist, dergleichen Ankylose zu verhüten. u), §. 49. Aber auch von den durch bewegliche Ge- u) der ersten Art habe ich in der Iten Decas cranior. tab. 3. abgebildet; ein gar wundersamer jugend- licher Kopf mit hoher Dachförmiger Scheitel auf welcher keine Spur der ehmahligen Pfeilnaht mehr zu erkennen ist, ohngeachtet alle übrigen Nähte noch in ihrer vollsten jugendlichen Inte- grität stehen. Von Fällen der andern Art besitze ich z. B. das Gerippe eines rhachitischen siebenjäh- rigen Kindes an welchem schon alle wahren Nähte der Hirnschaale fast gänzlich verloschen find. (Vergl. Zinn in den Commentar. soc. Reg. scientiar. Goettingens. T. II. p. 366.)Anderseits habe ich aber auch den überaus merk- würdigen Schädel einer hundertjährigen gänzlich zahnlosen Frau in meiner Sammlung, wo selbst die sämmtlichen Alveolen beyder Kiefer längst total absorbirt gewesen, und an welchem sich demohn- geachtet alle und jede Suturen ohne Ausnahme so frisch wie am Kopfe eines Mannbaren Mädchens erhalten haben. x) Hingegen verwachsen die Zahnwurzeln ohngeachtet
ihrer festen Einkeilung in den Zahnzellen, doch nur äußerst selten mit denselben; da dann in diesem Fall die ihnen eigenthümliche substantia cornea geschwunden ist; und man folglich eben deßhalb vermuthen kann, daß es der Hauptnutzen dieser Substanz ist, dergleichen Ankylose zu verhüten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><note anchored="true" place="foot" n="u)"><p><pb facs="#f0063" xml:id="pb037_0001" n="37"/><lb/> der ersten Art habe ich in der Iten <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Decas cranior</hi></hi>.<lb/><hi rendition="#aq">tab</hi>. 3. abgebildet; ein gar wundersamer jugend-<lb/> licher Kopf mit hoher Dachförmiger Scheitel auf<lb/> welcher keine Spur der ehmahligen Pfeilnaht<lb/> mehr zu erkennen ist, ohngeachtet alle übrigen<lb/> Nähte noch in ihrer vollsten jugendlichen Inte-<lb/> grität stehen. Von Fällen der andern Art besitze<lb/> ich z. B. das Gerippe eines rhachitischen siebenjäh-<lb/> rigen Kindes an welchem schon alle wahren Nähte<lb/> der Hirnschaale fast gänzlich verloschen find. (Vergl.<lb/> Zinn in den <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Commentar. soc. Reg. scientiar.<lb/> Goettingens</hi></hi>. <hi rendition="#aq">T</hi>. II. <hi rendition="#aq">p</hi>. 366.)</p><p>Anderseits habe ich aber auch den überaus merk-<lb/> würdigen Schädel einer hundertjährigen gänzlich<lb/> zahnlosen Frau in meiner Sammlung, wo selbst die<lb/> sämmtlichen Alveolen beyder Kiefer längst total<lb/> absorbirt gewesen, und an welchem sich demohn-<lb/> geachtet alle und jede Suturen ohne Ausnahme<lb/> so frisch wie am Kopfe eines Mannbaren Mädchens<lb/> erhalten haben.</p></note>,<lb/> auch ganz gewöhnlich und meist schon in den<lb/> Jahren der Mannbarkeit der Vordertheil des<lb/> Hinterhauptbeins mit dem Mittelstück des<lb/> Keilbeins in eins verwächst u. s. w.<note anchored="true" place="foot" n="x)"><p>Hingegen verwachsen die Zahnwurzeln ohngeachtet<lb/> ihrer festen Einkeilung in den Zahnzellen, doch<lb/> nur äußerst selten mit denselben; da dann in<lb/> diesem Fall die ihnen eigenthümliche <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">substantia<lb/> cornea</hi></hi> geschwunden ist; und man folglich eben<lb/> deßhalb vermuthen kann, daß es der Hauptnutzen<lb/> dieser Substanz ist, dergleichen Ankylose zu verhüten.</p></note>.</p> </div> <div n="3"> <head rendition="#c">§. 49.</head><lb/> <p>Aber auch von den durch bewegliche Ge-<lb/> lenke unter einander verbundnen Knochen wach-<lb/> sen manche, theils aus allmähliger Abnahme<lb/> oder Zähigkeit des Gliedwassers und Absorb-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [37/0063]
u),
auch ganz gewöhnlich und meist schon in den
Jahren der Mannbarkeit der Vordertheil des
Hinterhauptbeins mit dem Mittelstück des
Keilbeins in eins verwächst u. s. w. x).
§. 49.
Aber auch von den durch bewegliche Ge-
lenke unter einander verbundnen Knochen wach-
sen manche, theils aus allmähliger Abnahme
oder Zähigkeit des Gliedwassers und Absorb-
u)
der ersten Art habe ich in der Iten Decas cranior.
tab. 3. abgebildet; ein gar wundersamer jugend-
licher Kopf mit hoher Dachförmiger Scheitel auf
welcher keine Spur der ehmahligen Pfeilnaht
mehr zu erkennen ist, ohngeachtet alle übrigen
Nähte noch in ihrer vollsten jugendlichen Inte-
grität stehen. Von Fällen der andern Art besitze
ich z. B. das Gerippe eines rhachitischen siebenjäh-
rigen Kindes an welchem schon alle wahren Nähte
der Hirnschaale fast gänzlich verloschen find. (Vergl.
Zinn in den Commentar. soc. Reg. scientiar.
Goettingens. T. II. p. 366.)
Anderseits habe ich aber auch den überaus merk-
würdigen Schädel einer hundertjährigen gänzlich
zahnlosen Frau in meiner Sammlung, wo selbst die
sämmtlichen Alveolen beyder Kiefer längst total
absorbirt gewesen, und an welchem sich demohn-
geachtet alle und jede Suturen ohne Ausnahme
so frisch wie am Kopfe eines Mannbaren Mädchens
erhalten haben.
x) Hingegen verwachsen die Zahnwurzeln ohngeachtet
ihrer festen Einkeilung in den Zahnzellen, doch
nur äußerst selten mit denselben; da dann in
diesem Fall die ihnen eigenthümliche substantia
cornea geschwunden ist; und man folglich eben
deßhalb vermuthen kann, daß es der Hauptnutzen
dieser Substanz ist, dergleichen Ankylose zu verhüten.
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