Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807.jeder Seite; die aber untereinander selbst wie- s) Die Backenzähne der Sängethiere zeigen zumahl
in Bildung ihrer Kronen überaus viel merkwür- dige Verschiedenheiten, die den Nahrungsmitteln wozu sie bestimmt sind, aufs genauste angemessen sind.Bey den reißenden Thieren, zumahl aus dem Hunde- und Katzengeschlecht sind die Kronen wie beym Menschen und den Quadrumanen ganz mit Schmelz überzogen, überdem aber scharf schnei- dend ausgezackt und die untern gleiten im Kauen dicht neben den obern vorbey, fast wie die bey- den Blätter einer Scheere, wodurch das rohe Fleisch, zähe Sehnen u. s. w. gleichsam zerschnit- ten werden. - Der Bär, der sich aus beyden Reichen nährt, hat schon breitere Kronen, deren Zacken mehr gerade auf einander schließen.Auch die menschenähnlichsten Affen haben doch weit scharfzackichtere Zähne als der Mensch, wie ich z. B. aus der Vergleichung eines ausnehmend schönen Schädels des wahren Orang-Utang, (womit Hr. D. von Marum meine Sammlung bereichert hat), mit allen meinen Nationalschädeln ersehe.Die bloß grasfressenden Thiere dieser Classe, haben breite Kronen, die aber auf der Oberfläche nach eignen meist geschlängelten Richtungen ausge- furcht und durchschnitten sind, so daß auch Knochensubstanz auf der Endfläche derselben zu sehen ist. Da bey den wiederkauenden der Un- terkiefer ungleich schmähler zuläuft als der obere, so passen die Backenzähne der beyden Kiefer nicht auf einander, sondern werden erst durch die Sei- tenbewegung des Unterkiefers abwechselnd an ein- ander geschoben und dadurch das Gras etc. zerrieben.Bey den Elephanten-Gattungen sind die Kro- nen der Backenzähne sehr breit: nur die substan- tia ossea etwas vertieft und bey der Africanischen wie mit rhomboidalen bey der Asiatischen aber mit geschlängelten Leisten von substantia vitrea belegt. s. die Abbild. naturhistor. Gegenstände tab. 19. fig. B. C. jeder Seite; die aber untereinander selbst wie- s) Die Backenzähne der Sängethiere zeigen zumahl
in Bildung ihrer Kronen überaus viel merkwür- dige Verschiedenheiten, die den Nahrungsmitteln wozu sie bestimmt sind, aufs genauste angemessen sind.Bey den reißenden Thieren, zumahl aus dem Hunde- und Katzengeschlecht sind die Kronen wie beym Menschen und den Quadrumanen ganz mit Schmelz überzogen, überdem aber scharf schnei- dend ausgezackt und die untern gleiten im Kauen dicht neben den obern vorbey, fast wie die bey- den Blätter einer Scheere, wodurch das rohe Fleisch, zähe Sehnen u. s. w. gleichsam zerschnit- ten werden. – Der Bär, der sich aus beyden Reichen nährt, hat schon breitere Kronen, deren Zacken mehr gerade auf einander schließen.Auch die menschenähnlichsten Affen haben doch weit scharfzackichtere Zähne als der Mensch, wie ich z. B. aus der Vergleichung eines ausnehmend schönen Schädels des wahren Orang-Utang, (womit Hr. D. von Marum meine Sammlung bereichert hat), mit allen meinen Nationalschädeln ersehe.Die bloß grasfressenden Thiere dieser Classe, haben breite Kronen, die aber auf der Oberfläche nach eignen meist geschlängelten Richtungen ausge- furcht und durchschnitten sind, so daß auch Knochensubstanz auf der Endfläche derselben zu sehen ist. Da bey den wiederkauenden der Un- terkiefer ungleich schmähler zuläuft als der obere, so passen die Backenzähne der beyden Kiefer nicht auf einander, sondern werden erst durch die Sei- tenbewegung des Unterkiefers abwechselnd an ein- ander geschoben und dadurch das Gras ꝛc. zerrieben.Bey den Elephanten-Gattungen sind die Kro- nen der Backenzähne sehr breit: nur die substan- tia ossea etwas vertieft und bey der Africanischen wie mit rhomboidalen bey der Asiatischen aber mit geschlängelten Leisten von substantia vitrea belegt. s. die Abbild. naturhistor. Gegenstände tab. 19. fig. B. C. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0289" xml:id="pb263_0001" n="263"/> jeder Seite; die aber untereinander selbst wie-<lb/> der merkliche Verschiedenheit zeigen<note anchored="true" place="foot" n="s)"><p>Die Backenzähne der Sängethiere zeigen zumahl<lb/> in Bildung ihrer Kronen überaus viel merkwür-<lb/> dige Verschiedenheiten, die den Nahrungsmitteln<lb/> wozu sie bestimmt sind, aufs genauste angemessen sind.</p><p>Bey den reißenden Thieren, zumahl aus dem<lb/> Hunde- und Katzengeschlecht sind die Kronen wie<lb/> beym Menschen und den Quadrumanen ganz mit<lb/> Schmelz überzogen, überdem aber scharf schnei-<lb/> dend ausgezackt und die untern gleiten im Kauen<lb/> dicht neben den obern vorbey, fast wie die bey-<lb/> den Blätter einer Scheere, wodurch das rohe<lb/> Fleisch, zähe Sehnen u. s. w. gleichsam zerschnit-<lb/> ten werden. – Der Bär, der sich aus beyden<lb/> Reichen nährt, hat schon breitere Kronen, deren<lb/> Zacken mehr gerade auf einander schließen.</p><p>Auch die menschenähnlichsten Affen haben doch<lb/> weit scharfzackichtere Zähne als der Mensch, wie<lb/> ich z. B. aus der Vergleichung eines ausnehmend<lb/> schönen Schädels des wahren Orang-Utang, (womit<lb/> Hr. <hi rendition="#aq">D</hi>. von Marum meine Sammlung bereichert<lb/> hat), mit allen meinen Nationalschädeln ersehe.</p><p>Die bloß grasfressenden Thiere dieser Classe,<lb/> haben breite Kronen, die aber auf der Oberfläche<lb/> nach eignen meist geschlängelten Richtungen ausge-<lb/> furcht und durchschnitten sind, so daß auch<lb/> Knochensubstanz auf der Endfläche derselben zu<lb/> sehen ist. Da bey den wiederkauenden der Un-<lb/> terkiefer ungleich schmähler zuläuft als der obere,<lb/> so passen die Backenzähne der beyden Kiefer nicht<lb/> auf einander, sondern werden erst durch die Sei-<lb/> tenbewegung des Unterkiefers abwechselnd an ein-<lb/> ander geschoben und dadurch das Gras ꝛc. zerrieben.</p><p>Bey den Elephanten-Gattungen sind die Kro-<lb/> nen der Backenzähne sehr breit: nur die <hi rendition="#aq">substan-<lb/> tia ossea</hi> etwas vertieft und bey der Africanischen<lb/> wie mit rhomboidalen bey der Asiatischen aber mit<lb/> geschlängelten Leisten von <hi rendition="#aq">substantia vitrea</hi> belegt.<lb/> s. die Abbild. naturhistor. Gegenstände <hi rendition="#aq">tab</hi>. 19.<lb/><hi rendition="#aq">fig. B. C.</hi></p></note>.</p> <p> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [263/0289]
jeder Seite; die aber untereinander selbst wie-
der merkliche Verschiedenheit zeigen s).
s) Die Backenzähne der Sängethiere zeigen zumahl
in Bildung ihrer Kronen überaus viel merkwür-
dige Verschiedenheiten, die den Nahrungsmitteln
wozu sie bestimmt sind, aufs genauste angemessen sind.
Bey den reißenden Thieren, zumahl aus dem
Hunde- und Katzengeschlecht sind die Kronen wie
beym Menschen und den Quadrumanen ganz mit
Schmelz überzogen, überdem aber scharf schnei-
dend ausgezackt und die untern gleiten im Kauen
dicht neben den obern vorbey, fast wie die bey-
den Blätter einer Scheere, wodurch das rohe
Fleisch, zähe Sehnen u. s. w. gleichsam zerschnit-
ten werden. – Der Bär, der sich aus beyden
Reichen nährt, hat schon breitere Kronen, deren
Zacken mehr gerade auf einander schließen.
Auch die menschenähnlichsten Affen haben doch
weit scharfzackichtere Zähne als der Mensch, wie
ich z. B. aus der Vergleichung eines ausnehmend
schönen Schädels des wahren Orang-Utang, (womit
Hr. D. von Marum meine Sammlung bereichert
hat), mit allen meinen Nationalschädeln ersehe.
Die bloß grasfressenden Thiere dieser Classe,
haben breite Kronen, die aber auf der Oberfläche
nach eignen meist geschlängelten Richtungen ausge-
furcht und durchschnitten sind, so daß auch
Knochensubstanz auf der Endfläche derselben zu
sehen ist. Da bey den wiederkauenden der Un-
terkiefer ungleich schmähler zuläuft als der obere,
so passen die Backenzähne der beyden Kiefer nicht
auf einander, sondern werden erst durch die Sei-
tenbewegung des Unterkiefers abwechselnd an ein-
ander geschoben und dadurch das Gras ꝛc. zerrieben.
Bey den Elephanten-Gattungen sind die Kro-
nen der Backenzähne sehr breit: nur die substan-
tia ossea etwas vertieft und bey der Africanischen
wie mit rhomboidalen bey der Asiatischen aber mit
geschlängelten Leisten von substantia vitrea belegt.
s. die Abbild. naturhistor. Gegenstände tab. 19.
fig. B. C.
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