Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

ceteris paribus von der lothrechten Richtung
abweichen mußf).

§. 9.

Die Nationalverschiedenheit der Schä-
del erstreckt sich wie es scheint zum Theil selbst
auf die stärkere oder mindere Dicke und auf die
davon abhängende Schwereg), so wie auf die
Größe, namentlich den Umfang der Hirn-
schaleh) u. dgl. m.

§. 10.

Am auffallendsten sichtlichsten aber zeigt
sich diese Verschiedenheit in der ausgezeichnet
characterischen Form der Schädel von den
fünf Hauptrassen worein sich das Menschenge-

f) Dr. Barclay hat in seiner new anatomical No-
menclature
Edinb. 1803. 8. p. 148. den Gedan-
ken daß die alten Künstler im sogenannten griechi-
schen Profil jenen Character der frühsten Ingend
mit dem mehr ausgebildeten des reifern männ-
lichen Alters idealisch hätten combiniren wollen.Ueberhaupt aber wird dieses Profil wohl von
manchen neuern Künstlern ins unnatürliche über-
trieben, ist aber in der edlen Form wie es sich
in den schönsten Köpfen von alter griechischer
Kunst selbst zeigt, allerdings auch in der schönen
wirklichen Natur zu finden.
g) So sind z. B. die Negerschädel in meiner Samm-
lung dick und schwer, hingegen die so ich von
Grönländern und Eskimos besitze dünn und leicht.
h) Eine Lieferung von Hüten die ein berühnter Pari-
ser Hutmacher dans le nord versandte und die
nach den für die Pariser Köpfe passende gewöhn-
lichen Maßen gemacht waren, konnten dort nicht
verkauft werden, weil man sie um vieles zu eng
fand, s. Tenon's Recherches sur le crane hu-
main
im Iten B. der Mem. de l'Institut natio-
nal. Sc. mathem. et physiques
p. 222.

ceteris paribus von der lothrechten Richtung
abweichen mußf).

§. 9.

Die Nationalverschiedenheit der Schä-
del erstreckt sich wie es scheint zum Theil selbst
auf die stärkere oder mindere Dicke und auf die
davon abhängende Schwereg), so wie auf die
Größe, namentlich den Umfang der Hirn-
schaleh) u. dgl. m.

§. 10.

Am auffallendsten sichtlichsten aber zeigt
sich diese Verschiedenheit in der ausgezeichnet
characterischen Form der Schädel von den
fünf Hauptrassen worein sich das Menschenge-

f) Dr. Barclay hat in seiner new anatomical No-
menclature
Edinb. 1803. 8. p. 148. den Gedan-
ken daß die alten Künstler im sogenannten griechi-
schen Profil jenen Character der frühsten Ingend
mit dem mehr ausgebildeten des reifern männ-
lichen Alters idealisch hätten combiniren wollen.Ueberhaupt aber wird dieses Profil wohl von
manchen neuern Künstlern ins unnatürliche über-
trieben, ist aber in der edlen Form wie es sich
in den schönsten Köpfen von alter griechischer
Kunst selbst zeigt, allerdings auch in der schönen
wirklichen Natur zu finden.
g) So sind z. B. die Negerschädel in meiner Samm-
lung dick und schwer, hingegen die so ich von
Grönländern und Eskimos besitze dünn und leicht.
h) Eine Lieferung von Hüten die ein berühnter Pari-
ser Hutmacher dans le nord versandte und die
nach den für die Pariser Köpfe passende gewöhn-
lichen Maßen gemacht waren, konnten dort nicht
verkauft werden, weil man sie um vieles zu eng
fand, s. Tenon's Recherches sur le crane hu-
main
im Iten B. der Mém. de l'Institut natio-
nal. Sc. mathem. et physiques
p. 222.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0127" xml:id="pb101_0001" n="101"/><hi rendition="#aq">ceteris paribus</hi> von der lothrechten Richtung<lb/>
abweichen muß<note anchored="true" place="foot" n="f)"><p><hi rendition="#aq">Dr</hi>. Barclay hat in seiner <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">new anatomical No-<lb/>
menclature</hi></hi><hi rendition="#aq">Edinb</hi>. 1803. 8. <hi rendition="#aq">p</hi>. 148. den Gedan-<lb/>
ken daß die alten Künstler im sogenannten griechi-<lb/>
schen Profil jenen Character der frühsten Ingend<lb/>
mit dem mehr ausgebildeten des reifern männ-<lb/>
lichen Alters idealisch hätten combiniren wollen.</p><p>Ueberhaupt aber wird dieses Profil wohl von<lb/>
manchen neuern Künstlern ins unnatürliche über-<lb/>
trieben, ist aber in der edlen Form wie es sich<lb/>
in den schönsten Köpfen von alter griechischer<lb/>
Kunst selbst zeigt, allerdings auch in der schönen<lb/>
wirklichen Natur zu finden.</p></note>.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head rendition="#c">§. 9.</head><lb/>
            <p>Die Nationalverschiedenheit der Schä-<lb/>
del erstreckt sich wie es scheint zum Theil selbst<lb/>
auf die stärkere oder mindere Dicke und auf die<lb/>
davon abhängende Schwere<note anchored="true" place="foot" n="g)"><p>So sind z. B. die Negerschädel in meiner Samm-<lb/>
lung dick und schwer, hingegen die so ich von<lb/>
Grönländern und Eskimos besitze dünn und leicht.</p></note>, so wie auf die<lb/>
Größe, namentlich den Umfang der Hirn-<lb/>
schale<note anchored="true" place="foot" n="h)"><p>Eine Lieferung von Hüten die ein berühnter Pari-<lb/>
ser Hutmacher <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">dans le nord</hi></hi> versandte und die<lb/>
nach den für die Pariser Köpfe passende gewöhn-<lb/>
lichen Maßen gemacht waren, konnten dort nicht<lb/>
verkauft werden, weil man sie um vieles zu eng<lb/>
fand, s. Tenon's <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Recherches sur le crane hu-<lb/>
main</hi></hi> im Iten B. der <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Mém. de l'Institut natio-<lb/>
nal. Sc. mathem. et physiques</hi></hi> <hi rendition="#aq">p</hi>. 222.</p></note> u. dgl. m.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head rendition="#c">§. 10.</head><lb/>
            <p>Am auffallendsten sichtlichsten aber zeigt<lb/>
sich diese Verschiedenheit in der ausgezeichnet<lb/>
characterischen Form der Schädel von den<lb/>
fünf Hauptrassen worein sich das Menschenge-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0127] ceteris paribus von der lothrechten Richtung abweichen muß f). §. 9. Die Nationalverschiedenheit der Schä- del erstreckt sich wie es scheint zum Theil selbst auf die stärkere oder mindere Dicke und auf die davon abhängende Schwere g), so wie auf die Größe, namentlich den Umfang der Hirn- schale h) u. dgl. m. §. 10. Am auffallendsten sichtlichsten aber zeigt sich diese Verschiedenheit in der ausgezeichnet characterischen Form der Schädel von den fünf Hauptrassen worein sich das Menschenge- f) Dr. Barclay hat in seiner new anatomical No- menclature Edinb. 1803. 8. p. 148. den Gedan- ken daß die alten Künstler im sogenannten griechi- schen Profil jenen Character der frühsten Ingend mit dem mehr ausgebildeten des reifern männ- lichen Alters idealisch hätten combiniren wollen. Ueberhaupt aber wird dieses Profil wohl von manchen neuern Künstlern ins unnatürliche über- trieben, ist aber in der edlen Form wie es sich in den schönsten Köpfen von alter griechischer Kunst selbst zeigt, allerdings auch in der schönen wirklichen Natur zu finden. g) So sind z. B. die Negerschädel in meiner Samm- lung dick und schwer, hingegen die so ich von Grönländern und Eskimos besitze dünn und leicht. h) Eine Lieferung von Hüten die ein berühnter Pari- ser Hutmacher dans le nord versandte und die nach den für die Pariser Köpfe passende gewöhn- lichen Maßen gemacht waren, konnten dort nicht verkauft werden, weil man sie um vieles zu eng fand, s. Tenon's Recherches sur le crane hu- main im Iten B. der Mém. de l'Institut natio- nal. Sc. mathem. et physiques p. 222.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1807/127
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1807/127>, abgerufen am 18.12.2024.