Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807.Zehnter Abschnitt. Von dem Gerippe und dessen Ver- schiedenheiten. §. 107. Was von den Knochen überhaupt gesagt a) Eine doppelte Anmerkung fließt hieraus. Daß es
nämlich eben so viele Kunst und Meisterhand vor- aussetzt, ein schönes Menschengerippe, als eine schöne nackte menschliche Figur zu zeichnen: und daß zweytens die zumahl seit Michelangelo ge- nauer bestimmten bekannten Maaße, für die Ver- hältnisse der Theile des nackten Körpers, auch den Probstein für abgebildete Gerippe abgeben: wo- von aber, unter der so großen Menge, die in den theils so prachtvollen osteologischen Werken befind- lich sind, nur wenige diese Prüfung vertragen.Als Muster dieser Art dienen die drey berühm- ten Skelete beym vesalivs de corp. hum. fabr. (S. 203. 204. und 205. der schönsten orig. Ausg. von 1555.) verglichen mit den beyden herrlichen Figuren in seiner Epitome, die von Tizian's Zehnter Abschnitt. Von dem Gerippe und dessen Ver- schiedenheiten. §. 107. Was von den Knochen überhaupt gesagt a) Eine doppelte Anmerkung fließt hieraus. Daß es
nämlich eben so viele Kunst und Meisterhand vor- aussetzt, ein schönes Menschengerippe, als eine schöne nackte menschliche Figur zu zeichnen: und daß zweytens die zumahl seit Michelangelo ge- nauer bestimmten bekannten Maaße, für die Ver- hältnisse der Theile des nackten Körpers, auch den Probstein für abgebildete Gerippe abgeben: wo- von aber, unter der so großen Menge, die in den theils so prachtvollen osteologischen Werken befind- lich sind, nur wenige diese Prüfung vertragen.Als Muster dieser Art dienen die drey berühm- ten Skelete beym vesalivs de corp. hum. fabr. (S. 203. 204. und 205. der schönsten orig. Ausg. von 1555.) verglichen mit den beyden herrlichen Figuren in seiner Epitome, die von Tizian's <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0109" xml:id="pb083_0001" n="83"/> <head rendition="#c"><hi rendition="#g">Zehnter Abschnitt</hi>.<lb/> Von dem Gerippe und dessen Ver-<lb/> schiedenheiten.</head><lb/> <div n="3"> <head rendition="#c">§. 107.</head><lb/> <p>Was von den Knochen überhaupt gesagt<lb/> worden, (§. 1. 56.) daß sie die übrige Form<lb/> der weichen Theile bestimmen, das gilt nun<lb/> vorzüglich vom ganzen Gerippe, dessen Bil-<lb/> dung bey allen Menschen, und durch alle Stuf-<lb/> fen ihres Lebens der Form ihres ganzen Kör-<lb/> pers so angemessen entspricht<note anchored="true" place="foot" n="a)"><p>Eine doppelte Anmerkung fließt hieraus. Daß es<lb/> nämlich eben so viele Kunst und Meisterhand vor-<lb/> aussetzt, ein schönes Menschengerippe, als eine<lb/> schöne nackte menschliche Figur zu zeichnen: und<lb/> daß zweytens die zumahl seit Michelangelo ge-<lb/> nauer bestimmten bekannten Maaße, für die Ver-<lb/> hältnisse der Theile des nackten Körpers, auch den<lb/> Probstein für abgebildete Gerippe abgeben: wo-<lb/> von aber, unter der so großen Menge, die in den<lb/> theils so prachtvollen osteologischen Werken befind-<lb/> lich sind, nur wenige diese Prüfung vertragen.</p><p>Als Muster dieser Art dienen die drey berühm-<lb/> ten Skelete beym <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">vesalivs</hi></hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">de corp. hum. fabr.</hi></hi><lb/> (S. 203. 204. und 205. der schönsten orig. Ausg.<lb/> von 1555.) verglichen mit den beyden herrlichen<lb/> Figuren in seiner <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Epitome</hi></hi>, die von Tizian's </p></note></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [83/0109]
Zehnter Abschnitt.
Von dem Gerippe und dessen Ver-
schiedenheiten.
§. 107.
Was von den Knochen überhaupt gesagt
worden, (§. 1. 56.) daß sie die übrige Form
der weichen Theile bestimmen, das gilt nun
vorzüglich vom ganzen Gerippe, dessen Bil-
dung bey allen Menschen, und durch alle Stuf-
fen ihres Lebens der Form ihres ganzen Kör-
pers so angemessen entspricht a)
a) Eine doppelte Anmerkung fließt hieraus. Daß es
nämlich eben so viele Kunst und Meisterhand vor-
aussetzt, ein schönes Menschengerippe, als eine
schöne nackte menschliche Figur zu zeichnen: und
daß zweytens die zumahl seit Michelangelo ge-
nauer bestimmten bekannten Maaße, für die Ver-
hältnisse der Theile des nackten Körpers, auch den
Probstein für abgebildete Gerippe abgeben: wo-
von aber, unter der so großen Menge, die in den
theils so prachtvollen osteologischen Werken befind-
lich sind, nur wenige diese Prüfung vertragen.
Als Muster dieser Art dienen die drey berühm-
ten Skelete beym vesalivs de corp. hum. fabr.
(S. 203. 204. und 205. der schönsten orig. Ausg.
von 1555.) verglichen mit den beyden herrlichen
Figuren in seiner Epitome, die von Tizian's
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