am Hauptstück des Knochen (diaphysis) gleich- sam angeleimt, und zwar meist so, daß der Ansatz mit einer unebenen, aber im Ganzen etwas concaven Fläche, an einer ebenfalls hüg- lichten aber gewölbten Fläche des Hauptstückes ansitzt: sich aber sowohl durchs Kochen als auch durch äussere Gewalt, und in einigen Knochen- krankheiten davon ablösen läßt.
§. 46.
Um die Zeit des völlig erreichten Wachs- thums aber werden diese Ansätze so innigst fest mit den Hauptstücken verbunden, schmelzen gleichsam so gänzlich mit ihnen zusammen, daß man nachher gar die Spur der ehemaligen Ab- sonderung nicht mehr unterscheiden kan. Doch wird der Termin dieses Verwachsens durch zu- fällige Umstände verzögert oder beschleunigt. Ueberhaupt nemlich tritt er, ceteris paribus, bey Mannspersonen früher ein, als bey Frauenzimmern, bey robusten und sich stark be- wegenden Leuten früher als bey zärtlichen von sitzender Lebensart. Noch später bey würklich kranken Personen, zumal bey den mit der Engli- schen Krankheit behaffteten u. s. w.
§. 47.
Die auf diese Weise verwachsenen End- stücke werden alsdann Fortsätze (apophyses, processus oder productiones), und zwar eigent- lich falsche oder unächte Fortsätze (apophyses
am Hauptstück des Knochen (diaphysis) gleich- sam angeleimt, und zwar meist so, daß der Ansatz mit einer unebenen, aber im Ganzen etwas concaven Fläche, an einer ebenfalls hüg- lichten aber gewölbten Fläche des Hauptstückes ansitzt: sich aber sowohl durchs Kochen als auch durch äussere Gewalt, und in einigen Knochen- krankheiten davon ablösen läßt.
§. 46.
Um die Zeit des völlig erreichten Wachs- thums aber werden diese Ansätze so innigst fest mit den Hauptstücken verbunden, schmelzen gleichsam so gänzlich mit ihnen zusammen, daß man nachher gar die Spur der ehemaligen Ab- sonderung nicht mehr unterscheiden kan. Doch wird der Termin dieses Verwachsens durch zu- fällige Umstände verzögert oder beschleunigt. Ueberhaupt nemlich tritt er, ceteris paribus, bey Mannspersonen früher ein, als bey Frauenzimmern, bey robusten und sich stark be- wegenden Leuten früher als bey zärtlichen von sitzender Lebensart. Noch später bey würklich kranken Personen, zumal bey den mit der Engli- schen Krankheit behaffteten u. s. w.
§. 47.
Die auf diese Weise verwachsenen End- stücke werden alsdann Fortsätze (apophyses, processus oder productiones), und zwar eigent- lich falsche oder unächte Fortsätze (apophyses
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am Hauptstück des Knochen (diaphysis) gleich-
sam angeleimt, und zwar meist so, daß der
Ansatz mit einer unebenen, aber im Ganzen
etwas concaven Fläche, an einer ebenfalls hüg-
lichten aber gewölbten Fläche des Hauptstückes
ansitzt: sich aber sowohl durchs Kochen als auch
durch äussere Gewalt, und in einigen Knochen-
krankheiten davon ablösen läßt.
§. 46.
Um die Zeit des völlig erreichten Wachs-
thums aber werden diese Ansätze so innigst fest
mit den Hauptstücken verbunden, schmelzen
gleichsam so gänzlich mit ihnen zusammen, daß
man nachher gar die Spur der ehemaligen Ab-
sonderung nicht mehr unterscheiden kan. Doch
wird der Termin dieses Verwachsens durch zu-
fällige Umstände verzögert oder beschleunigt.
Ueberhaupt nemlich tritt er, ceteris paribus,
bey Mannspersonen früher ein, als bey
Frauenzimmern, bey robusten und sich stark be-
wegenden Leuten früher als bey zärtlichen von
sitzender Lebensart. Noch später bey würklich
kranken Personen, zumal bey den mit der Engli-
schen Krankheit behaffteten u. s. w.
§. 47.
Die auf diese Weise verwachsenen End-
stücke werden alsdann Fortsätze (apophyses,
processus oder productiones), und zwar eigent-
lich falsche oder unächte Fortsätze (apophyses
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Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/66>, abgerufen am 03.12.2024.
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