knöcherung nicht unverändert, wird nicht blos wie ein getränkter Schwamm mit Knochensaft durchdrungen, sondern leidet dabey wesentliche Veränderungen die selbst aus dem Aussehn der in mineralische Säuren eingebeizten Knochen; ferner aus verschiedenen Knochenkrankheiten, be- sonders aus dem Beinfras; und theils auch schon aus der Leichtigkeit erhellen, mit welcher die Kno- chenkerne bey sehr zarten Leibesfrüchten aus ihren Knorpeln springen, und womit auch noch nachher, bey reifern jugendlichen Knochen, sich die Knor- pelflächen von den Enden derselben, und die Kno- chenansätze (Epiphyses) von ihren Hauptstücken (Diaphyses) losgeben.
§. 15.
Endlich fragt sich, durch was für Kräfte und Triebfedern, diese anfänglichen Knorpel und der in ihnen abgesetzte Knochensaft ihre be- stimmt Ausbildung und Form erhalten? Die mehresten neuern Physiologen sind hierin dem Hrn. von Haller gefolgt, der bekanntlich gar keine wirkliche Erzeugung - sondern eine blosse Entwickelung der vermeyntlichen seit der ersten Schöpfung präformirten, wie ein- gepackte Schachteln in einander steckenden Keime annahm: und ausdrücklich behauptete, daß bey diesen seinen längst vor der Befruchtung präexistirenden Keimen, die Knochen, so wie alle übrige Theile, Eingeweide etc. schon vor- her gebaut gegenwärtig gewesen u. s. w.
knöcherung nicht unverändert, wird nicht blos wie ein getränkter Schwamm mit Knochensaft durchdrungen, sondern leidet dabey wesentliche Veränderungen die selbst aus dem Aussehn der in mineralische Säuren eingebeizten Knochen; ferner aus verschiedenen Knochenkrankheiten, be- sonders aus dem Beinfras; und theils auch schon aus der Leichtigkeit erhellen, mit welcher die Kno- chenkerne bey sehr zarten Leibesfrüchten aus ihren Knorpeln springen, und womit auch noch nachher, bey reifern jugendlichen Knochen, sich die Knor- pelflächen von den Enden derselben, und die Kno- chenansätze (Epiphyses) von ihren Hauptstücken (Diaphyses) losgeben.
§. 15.
Endlich fragt sich, durch was für Kräfte und Triebfedern, diese anfänglichen Knorpel und der in ihnen abgesetzte Knochensaft ihre be- stimmt Ausbildung und Form erhalten? Die mehresten neuern Physiologen sind hierin dem Hrn. von Haller gefolgt, der bekanntlich gar keine wirkliche Erzeugung – sondern eine blosse Entwickelung der vermeyntlichen seit der ersten Schöpfung präformirten, wie ein- gepackte Schachteln in einander steckenden Keime annahm: und ausdrücklich behauptete, daß bey diesen seinen längst vor der Befruchtung präexistirenden Keimen, die Knochen, so wie alle übrige Theile, Eingeweide ꝛc. schon vor- her gebaut gegenwärtig gewesen u. s. w.
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knöcherung nicht unverändert, wird nicht blos
wie ein getränkter Schwamm mit Knochensaft
durchdrungen, sondern leidet dabey wesentliche
Veränderungen die selbst aus dem Aussehn der
in mineralische Säuren eingebeizten Knochen;
ferner aus verschiedenen Knochenkrankheiten, be-
sonders aus dem Beinfras; und theils auch schon
aus der Leichtigkeit erhellen, mit welcher die Kno-
chenkerne bey sehr zarten Leibesfrüchten aus ihren
Knorpeln springen, und womit auch noch nachher,
bey reifern jugendlichen Knochen, sich die Knor-
pelflächen von den Enden derselben, und die Kno-
chenansätze (Epiphyses) von ihren Hauptstücken
(Diaphyses) losgeben.
§. 15.
Endlich fragt sich, durch was für Kräfte
und Triebfedern, diese anfänglichen Knorpel und
der in ihnen abgesetzte Knochensaft ihre be-
stimmt Ausbildung und Form erhalten? Die
mehresten neuern Physiologen sind hierin dem
Hrn. von Haller gefolgt, der bekanntlich
gar keine wirkliche Erzeugung – sondern eine
blosse Entwickelung der vermeyntlichen seit
der ersten Schöpfung präformirten, wie ein-
gepackte Schachteln in einander steckenden Keime
annahm: und ausdrücklich behauptete, daß
bey diesen seinen längst vor der Befruchtung
präexistirenden Keimen, die Knochen, so wie
alle übrige Theile, Eingeweide ꝛc. schon vor-
her gebaut gegenwärtig gewesen u. s. w.
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Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/45>, abgerufen am 23.11.2024.
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