Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

***), und durch die
Richtung seiner Fasern, die nicht der Länge nach
laufen, sondern alle nach dem Mittelpunkt ge-
richtet sind, und sich auf dem Bruche ohngefähr
wie die am incrustirenden Toph-sinter aus-
nehmen.

§. 176.

Die substantia cornea macht endlich denje-
nigen - von beiden vorhergehenden sehr leicht zu
unterscheidenden - Theil aus, womit die Wur-
zeln der Zähne zumal nach den Endspitzen zu
bekleidet sind. Er ist der weichste von allen
dreyen, so daß er sich, wenigstens weit leich-
ter als die knöcherne Substanz mit dem Messer
schneiden läßt, ist ferner halb-durchsichtig

***) sehen; das hingegen D. Reid in seinem meisterhaf-
ten Werke on the phthisis pulmonalis nur selten und
oft gar nicht bestätigt gefunden zu haben versi-
chert. - Ich habe genau auf dieses Zeichen
geachtet, und habe bey einigen Lungensüchtigen
im ganzen Lauf ihrer Krankheit keine merkliche
Spur davon, hingegen bey andern Personen die
doch keine Anlage zu diesem Uebel hatten, diese
auffallend weisse Farbe entstehen gesehen, wenn
sie die Hallerschen Tropfen oder andre saure
Arzneyen eine Zeitlang anhaltend gebraucht
hatten. - Nachher habe ich auch durch Versuche
gefunden, wie leicht man noch so gelben ausgerißnen
Zähnen durch kurzes einbeizen in Mynsichtisches
oder Dippelsches Elix. und dergl. eine milchblaue
halbdurchsichtige Farbe geben kan - Es fragt
sich also ob nicht vielleicht überhaupt diese Farbe
der Zähne mehr vom Genuß solcher Arzneyen, als
von einer Verderbnis der Lunge herrührt.

***), und durch die
Richtung seiner Fasern, die nicht der Länge nach
laufen, sondern alle nach dem Mittelpunkt ge-
richtet sind, und sich auf dem Bruche ohngefähr
wie die am incrustirenden Toph-sinter aus-
nehmen.

§. 176.

Die substantia cornea macht endlich denje-
nigen – von beiden vorhergehenden sehr leicht zu
unterscheidenden – Theil aus, womit die Wur-
zeln der Zähne zumal nach den Endspitzen zu
bekleidet sind. Er ist der weichste von allen
dreyen, so daß er sich, wenigstens weit leich-
ter als die knöcherne Substanz mit dem Messer
schneiden läßt, ist ferner halb-durchsichtig

***) sehen; das hingegen D. Reid in seinem meisterhaf-
ten Werke on the phthisis pulmonalis nur selten und
oft gar nicht bestätigt gefunden zu haben versi-
chert. – Ich habe genau auf dieses Zeichen
geachtet, und habe bey einigen Lungensüchtigen
im ganzen Lauf ihrer Krankheit keine merkliche
Spur davon, hingegen bey andern Personen die
doch keine Anlage zu diesem Uebel hatten, diese
auffallend weisse Farbe entstehen gesehen, wenn
sie die Hallerschen Tropfen oder andre saure
Arzneyen eine Zeitlang anhaltend gebraucht
hatten. – Nachher habe ich auch durch Versuche
gefunden, wie leicht man noch so gelben ausgerißnen
Zähnen durch kurzes einbeizen in Mynsichtisches
oder Dippelsches Elix. und dergl. eine milchblaue
halbdurchsichtige Farbe geben kan – Es fragt
sich also ob nicht vielleicht überhaupt diese Farbe
der Zähne mehr vom Genuß solcher Arzneyen, als
von einer Verderbnis der Lunge herrührt.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000062">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><note anchored="true" place="foot" n="***)"><p><pb facs="#f0276" xml:id="pb244_0001" n="244"/>
sehen; das hingegen <hi rendition="#aq">D</hi>. Reid in seinem meisterhaf-<lb/>
ten Werke <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">on the phthisis pulmonalis</hi></hi> nur selten und<lb/>
oft gar nicht bestätigt gefunden zu haben versi-<lb/>
chert. &#x2013; Ich habe genau auf dieses Zeichen<lb/>
geachtet, und habe bey einigen Lungensüchtigen<lb/>
im ganzen Lauf ihrer Krankheit keine merkliche<lb/>
Spur davon, hingegen bey andern Personen die<lb/>
doch keine Anlage zu diesem Uebel hatten, diese<lb/>
auffallend weisse Farbe entstehen gesehen, wenn<lb/>
sie die Hallerschen Tropfen oder andre saure<lb/>
Arzneyen eine Zeitlang anhaltend gebraucht<lb/>
hatten. &#x2013; Nachher habe ich auch durch Versuche<lb/>
gefunden, wie leicht man noch so gelben ausgerißnen<lb/>
Zähnen durch kurzes einbeizen in Mynsichtisches<lb/>
oder Dippelsches Elix. und dergl. eine milchblaue<lb/>
halbdurchsichtige Farbe geben kan &#x2013; Es fragt<lb/>
sich also ob nicht vielleicht überhaupt diese Farbe<lb/>
der Zähne mehr vom Genuß solcher Arzneyen, als<lb/>
von einer Verderbnis der Lunge herrührt.</p></note>, und durch die<lb/>
Richtung seiner Fasern, die nicht der Länge nach<lb/>
laufen, sondern alle nach dem Mittelpunkt ge-<lb/>
richtet sind, und sich auf dem Bruche ohngefähr<lb/>
wie die am incrustirenden Toph-sinter aus-<lb/>
nehmen.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head rendition="#c">§. 176.</head><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#aq">substantia cornea</hi> macht endlich denje-<lb/>
nigen &#x2013; von beiden vorhergehenden sehr leicht zu<lb/>
unterscheidenden &#x2013; Theil aus, womit die Wur-<lb/>
zeln der Zähne zumal nach den Endspitzen zu<lb/>
bekleidet sind. Er ist der weichste von allen<lb/>
dreyen, so daß er sich, wenigstens weit leich-<lb/>
ter als die knöcherne Substanz mit dem Messer<lb/>
schneiden läßt, ist ferner halb-durchsichtig<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[244/0276] ***), und durch die Richtung seiner Fasern, die nicht der Länge nach laufen, sondern alle nach dem Mittelpunkt ge- richtet sind, und sich auf dem Bruche ohngefähr wie die am incrustirenden Toph-sinter aus- nehmen. §. 176. Die substantia cornea macht endlich denje- nigen – von beiden vorhergehenden sehr leicht zu unterscheidenden – Theil aus, womit die Wur- zeln der Zähne zumal nach den Endspitzen zu bekleidet sind. Er ist der weichste von allen dreyen, so daß er sich, wenigstens weit leich- ter als die knöcherne Substanz mit dem Messer schneiden läßt, ist ferner halb-durchsichtig ***) sehen; das hingegen D. Reid in seinem meisterhaf- ten Werke on the phthisis pulmonalis nur selten und oft gar nicht bestätigt gefunden zu haben versi- chert. – Ich habe genau auf dieses Zeichen geachtet, und habe bey einigen Lungensüchtigen im ganzen Lauf ihrer Krankheit keine merkliche Spur davon, hingegen bey andern Personen die doch keine Anlage zu diesem Uebel hatten, diese auffallend weisse Farbe entstehen gesehen, wenn sie die Hallerschen Tropfen oder andre saure Arzneyen eine Zeitlang anhaltend gebraucht hatten. – Nachher habe ich auch durch Versuche gefunden, wie leicht man noch so gelben ausgerißnen Zähnen durch kurzes einbeizen in Mynsichtisches oder Dippelsches Elix. und dergl. eine milchblaue halbdurchsichtige Farbe geben kan – Es fragt sich also ob nicht vielleicht überhaupt diese Farbe der Zähne mehr vom Genuß solcher Arzneyen, als von einer Verderbnis der Lunge herrührt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/276
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/276>, abgerufen am 23.11.2024.