bleibt, so ist besonders eine blos flachgeschöpfte Osteologie ein so ermüdendes, trocknes und so wenig fruchtbares Gedächtniswerk, daß es sich kaum der Mühe lohnt, die man aufs memoriren derselben verwendet.
Es versteht sich aber von selbst, daß man hier eben so wenig als irgend sonst wo, Weit- läuftigkeit und Gründlichkeit für gleichbedeu- tend annehmen darf. Die eine schließt zwar die andere nicht schlechterdings aus. Aber die letztere wird doch durch die erstere gar sehr geschwächt. Bertin's vier Bände Osteo- logie sind gründlich - aber dabey an hun- dert Stellen so zum verzweifeln weitschweifig, daß sie auch eine Engelsgedult ermüden müssen.
In dem gegenwärtigen Handbuche habe ich mich überhaupt bemüht, jenen Vorzug zu erreichen, ohne dabey in diesen Fehler zu verfallen; dann aber auch demselben außer-
bleibt, so ist besonders eine blos flachgeschöpfte Osteologie ein so ermüdendes, trocknes und so wenig fruchtbares Gedächtniswerk, daß es sich kaum der Mühe lohnt, die man aufs memoriren derselben verwendet.
Es versteht sich aber von selbst, daß man hier eben so wenig als irgend sonst wo, Weit- läuftigkeit und Gründlichkeit für gleichbedeu- tend annehmen darf. Die eine schließt zwar die andere nicht schlechterdings aus. Aber die letztere wird doch durch die erstere gar sehr geschwächt. Bertin's vier Bände Osteo- logie sind gründlich – aber dabey an hun- dert Stellen so zum verzweifeln weitschweifig, daß sie auch eine Engelsgedult ermüden müssen.
In dem gegenwärtigen Handbuche habe ich mich überhaupt bemüht, jenen Vorzug zu erreichen, ohne dabey in diesen Fehler zu verfallen; dann aber auch demselben außer-
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000062"><front><divtype="preface"n="1"><p><pbfacs="#f0012"xml:id="pbVIII_0001"n="VIII"/>
bleibt, so ist besonders eine blos flachgeschöpfte<lb/>
Osteologie ein so ermüdendes, trocknes und<lb/>
so wenig fruchtbares Gedächtniswerk, daß<lb/>
es sich kaum der Mühe lohnt, die man aufs<lb/>
memoriren derselben verwendet.</p><p>Es versteht sich aber von selbst, daß man<lb/>
hier eben so wenig als irgend sonst wo, Weit-<lb/>
läuftigkeit und Gründlichkeit für gleichbedeu-<lb/>
tend annehmen darf. Die eine schließt zwar<lb/>
die andere nicht schlechterdings aus. Aber<lb/>
die letztere wird doch durch die erstere gar sehr<lb/>
geschwächt. <hirendition="#g">Bertin's</hi> vier Bände Osteo-<lb/>
logie sind gründlich – aber dabey an hun-<lb/>
dert Stellen so zum verzweifeln weitschweifig,<lb/>
daß sie auch eine Engelsgedult ermüden müssen.</p><p>In dem gegenwärtigen Handbuche habe<lb/>
ich mich überhaupt bemüht, jenen Vorzug<lb/>
zu erreichen, ohne dabey in diesen Fehler zu<lb/>
verfallen; dann aber auch demselben außer-<lb/></p></div></front></text></TEI>
[VIII/0012]
bleibt, so ist besonders eine blos flachgeschöpfte
Osteologie ein so ermüdendes, trocknes und
so wenig fruchtbares Gedächtniswerk, daß
es sich kaum der Mühe lohnt, die man aufs
memoriren derselben verwendet.
Es versteht sich aber von selbst, daß man
hier eben so wenig als irgend sonst wo, Weit-
läuftigkeit und Gründlichkeit für gleichbedeu-
tend annehmen darf. Die eine schließt zwar
die andere nicht schlechterdings aus. Aber
die letztere wird doch durch die erstere gar sehr
geschwächt. Bertin's vier Bände Osteo-
logie sind gründlich – aber dabey an hun-
dert Stellen so zum verzweifeln weitschweifig,
daß sie auch eine Engelsgedult ermüden müssen.
In dem gegenwärtigen Handbuche habe
ich mich überhaupt bemüht, jenen Vorzug
zu erreichen, ohne dabey in diesen Fehler zu
verfallen; dann aber auch demselben außer-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/12>, abgerufen am 06.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.