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Blumenbach, Johann Friedrich: Kleine Schriften zur vergleichenden Physiologie und Anatomie und zur Naturgeschichte gehörig. (Übers. J. G. Gruber). 2. Aufl. Leipzig, 1804.

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Was aber die Hauptsache ist, um deret-
willen alles bisher gesagte bloß angeführt
worden, man sieht sogleich die Ursache,
warum man nur bey Mädchen und Vögeln,
niemals aber meines Wissens bey einem noch
unbeschwängerten Quadrupede solche gelbe
Körper, oder Kelche, wie man sie bey den
Vögeln nennt, gesehen hat, weil nämlich
bey diesen außer dem wirklichen Beyschlafe
kaum einer jener erwähnten Reize Statt zu
finden pflegt. Und da man nun bei so vie-
len Oefnungen von Säugethieren niemals
an einem noch nicht beschwängert gewesenem
einen gelben Körper bemerkt hat, so ist der
Schluß des großen Haller und seiner Anhän-
ger, daß diese Körper überhaupt vor der
Empfängniß nicht vorhanden seien, sehr
verzeihlich.

Wenn man aber bey den Säugethieren
die Weibchen von einer solchen widernatür-
lichen Geschlechtslust frey sprechen muß, so
kann man im Gegentheile wieder darthun,
daß die Männchen bey den Vögeln nie
durch einen gesetzwidrigen Reiz den Saa-
men hervorlocken, denn das männliche Glied

Was aber die Hauptsache ist, um deret-
willen alles bisher gesagte bloß angeführt
worden, man sieht sogleich die Ursache,
warum man nur bey Mädchen und Vögeln,
niemals aber meines Wissens bey einem noch
unbeschwängerten Quadrupede solche gelbe
Körper, oder Kelche, wie man sie bey den
Vögeln nennt, gesehen hat, weil nämlich
bey diesen außer dem wirklichen Beyschlafe
kaum einer jener erwähnten Reize Statt zu
finden pflegt. Und da man nun bei so vie-
len Oefnungen von Säugethieren niemals
an einem noch nicht beschwängert gewesenem
einen gelben Körper bemerkt hat, so ist der
Schluß des großen Haller und seiner Anhän-
ger, daß diese Körper überhaupt vor der
Empfängniß nicht vorhanden seien, sehr
verzeihlich.

Wenn man aber bey den Säugethieren
die Weibchen von einer solchen widernatür-
lichen Geschlechtslust frey sprechen muß, so
kann man im Gegentheile wieder darthun,
daß die Männchen bey den Vögeln nie
durch einen gesetzwidrigen Reiz den Saa-
men hervorlocken, denn das männliche Glied

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[18/0025] Was aber die Hauptsache ist, um deret- willen alles bisher gesagte bloß angeführt worden, man sieht sogleich die Ursache, warum man nur bey Mädchen und Vögeln, niemals aber meines Wissens bey einem noch unbeschwängerten Quadrupede solche gelbe Körper, oder Kelche, wie man sie bey den Vögeln nennt, gesehen hat, weil nämlich bey diesen außer dem wirklichen Beyschlafe kaum einer jener erwähnten Reize Statt zu finden pflegt. Und da man nun bei so vie- len Oefnungen von Säugethieren niemals an einem noch nicht beschwängert gewesenem einen gelben Körper bemerkt hat, so ist der Schluß des großen Haller und seiner Anhän- ger, daß diese Körper überhaupt vor der Empfängniß nicht vorhanden seien, sehr verzeihlich. Wenn man aber bey den Säugethieren die Weibchen von einer solchen widernatür- lichen Geschlechtslust frey sprechen muß, so kann man im Gegentheile wieder darthun, daß die Männchen bey den Vögeln nie durch einen gesetzwidrigen Reiz den Saa- men hervorlocken, denn das männliche Glied

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Kleine Schriften zur vergleichenden Physiologie und Anatomie und zur Naturgeschichte gehörig. (Übers. J. G. Gruber). 2. Aufl. Leipzig, 1804, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_kleineschriften_1804/25>, abgerufen am 24.11.2024.