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Blumenbach, Johann Friedrich: Kleine Schriften zur vergleichenden Physiologie und Anatomie und Naturgeschichte gehörig. Übers. und hrsg. D. Joh. Gottfr. Gruber. Leipzig, 1800.

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sei; und ohne viele Mühe konnt' ich bemer-
ken, daß, wenn sie in einem trüben Teiche
oder Sumpfe Nahrungsmittel suchen, sie
die Dinge, auf welche sie mit dem Schna-
bel stoßen, auf eine ähnliche Weise mit
demselben untersuchen, wie wir uns des
Fingers bedienen, um einen Gegenstand
durch Tasten zu erkennen.

Im Geschmacksorgane herrscht
unter den verschiedenen Gattungen der Vö-
gel eine weit größere Verschiedenheit, als
unter den Säugethieren. Denn von den
letzteren ist mir auch nicht ein einziges be-
kannt, das nicht mit einer fleischigten und
mehr oder minder weichen Zunge versehen
wäre, und dem man nicht wirklichen Ge-
schmacksinn zuschreiben müßte. Wie viel-
fach hergegen ist die Verschiedenheit der Vö-
gelzungen! Viele derselben haben eine so
feste und wahrhaft hörnerne Textur, daß
es mir fast unwahrscheinlich ist, daß sie für
die Reize des Geschmacks empfänglich seyn
sollten.

Die Zunge des Pfefferfraßes

sei; und ohne viele Mühe konnt' ich bemer-
ken, daß, wenn sie in einem trüben Teiche
oder Sumpfe Nahrungsmittel suchen, sie
die Dinge, auf welche sie mit dem Schna-
bel stoßen, auf eine ähnliche Weise mit
demselben untersuchen, wie wir uns des
Fingers bedienen, um einen Gegenstand
durch Tasten zu erkennen.

Im Geschmacksorgane herrscht
unter den verschiedenen Gattungen der Vö-
gel eine weit größere Verschiedenheit, als
unter den Säugethieren. Denn von den
letzteren ist mir auch nicht ein einziges be-
kannt, das nicht mit einer fleischigten und
mehr oder minder weichen Zunge versehen
wäre, und dem man nicht wirklichen Ge-
schmacksinn zuschreiben müßte. Wie viel-
fach hergegen ist die Verschiedenheit der Vö-
gelzungen! Viele derselben haben eine so
feste und wahrhaft hörnerne Textur, daß
es mir fast unwahrscheinlich ist, daß sie für
die Reize des Geschmacks empfänglich seyn
sollten.

Die Zunge des Pfefferfraßes

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[50/0062] sei; und ohne viele Mühe konnt' ich bemer- ken, daß, wenn sie in einem trüben Teiche oder Sumpfe Nahrungsmittel suchen, sie die Dinge, auf welche sie mit dem Schna- bel stoßen, auf eine ähnliche Weise mit demselben untersuchen, wie wir uns des Fingers bedienen, um einen Gegenstand durch Tasten zu erkennen. Im Geschmacksorgane herrscht unter den verschiedenen Gattungen der Vö- gel eine weit größere Verschiedenheit, als unter den Säugethieren. Denn von den letzteren ist mir auch nicht ein einziges be- kannt, das nicht mit einer fleischigten und mehr oder minder weichen Zunge versehen wäre, und dem man nicht wirklichen Ge- schmacksinn zuschreiben müßte. Wie viel- fach hergegen ist die Verschiedenheit der Vö- gelzungen! Viele derselben haben eine so feste und wahrhaft hörnerne Textur, daß es mir fast unwahrscheinlich ist, daß sie für die Reize des Geschmacks empfänglich seyn sollten. Die Zunge des Pfefferfraßes

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Kleine Schriften zur vergleichenden Physiologie und Anatomie und Naturgeschichte gehörig. Übers. und hrsg. D. Joh. Gottfr. Gruber. Leipzig, 1800, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_kleineschriften_1800/62>, abgerufen am 22.11.2024.