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Blumenbach, Johann Friedrich: Über den Bildungstrieb. Göttingen, 1789.

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unorganischen ohne einen wirklich
etwas gewagten Sprung durchkom-
men wollen. Allein diess hindert
nicht, dass man darum nicht Er-
scheinungen im einen dieser beiden
Haupttheile der Schöpfung zur Er-
läuterung von Erscheinungen im
andern benutzen dürfte: und so
sehe ich es für keins der geringsten
Argumente zum Erweis des Bil-
dungstriebes in den organisirten
Reichen an, dass auch im unor-
ganischen die Spuren von bildenden
Kräften so unverkennbar und so all-
gemein sind. Von bildenden Kräf-
ten - bey weiten nicht vom Bil-
dungstriebe (nisus formativus) in
dem Sinne den dieses Wort in der
gegenwärtigen Untersuchung be-
zeichnet, denn der ist eine Lebens-
kraft und folglich als solche in der
unbelebten Schöpfung nicht denk-
bar, - sondern von andern bilden-

von den organisirten Reichen zum
unorganischen ohne einen wirklich
etwas gewagten Sprung durchkom-
men wollen. Allein diess hindert
nicht, dass man darum nicht Er-
scheinungen im einen dieser beiden
Haupttheile der Schöpfung zur Er-
läuterung von Erscheinungen im
andern benutzen dürfte: und so
sehe ich es für keins der geringsten
Argumente zum Erweis des Bil-
dungstriebes in den organisirten
Reichen an, dass auch im unor-
ganischen die Spuren von bildenden
Kräften so unverkennbar und so all-
gemein sind. Von bildenden Kräf-
ten – bey weiten nicht vom Bil-
dungstriebe (nisus formativus) in
dem Sinne den dieses Wort in der
gegenwärtigen Untersuchung be-
zeichnet, denn der ist eine Lebens-
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[72/0084] von den organisirten Reichen zum unorganischen ohne einen wirklich etwas gewagten Sprung durchkom- men wollen. Allein diess hindert nicht, dass man darum nicht Er- scheinungen im einen dieser beiden Haupttheile der Schöpfung zur Er- läuterung von Erscheinungen im andern benutzen dürfte: und so sehe ich es für keins der geringsten Argumente zum Erweis des Bil- dungstriebes in den organisirten Reichen an, dass auch im unor- ganischen die Spuren von bildenden Kräften so unverkennbar und so all- gemein sind. Von bildenden Kräf- ten – bey weiten nicht vom Bil- dungstriebe (nisus formativus) in dem Sinne den dieses Wort in der gegenwärtigen Untersuchung be- zeichnet, denn der ist eine Lebens- kraft und folglich als solche in der unbelebten Schöpfung nicht denk- bar, – sondern von andern bilden-

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über den Bildungstrieb. Göttingen, 1789, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_bildungstrieb_1789/84>, abgerufen am 18.05.2024.