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Blumenbach, Johann Friedrich: Über den Bildungstrieb und das Zeugungsgeschäfte. Göttingen, 1781.

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würdigen Vorgänger würklich zu verlassen
und mich auf ihn zu begeben.

Was mir ausser dem unwiederstehlichen
Wink der Warheit noch diese Trennung von
Haller - dem Manne dessen Schriften
und dessen Briefwechsel ich so unendlich viel
verdanke - erleichtern konnte, ist theils
die Gewißheit, daß auch selbst das Gute,
das irgend in den gegenwärtigen, von sei-
ner Lehre abweichenden Blättern enthalten
seyn mag, doch in so ferne seine gehört
als es lediglich durch Prüfung und wei-
tern Verfolg seiner Untersuchungen veran-
laßt worden, und theils die Ungewißheit,
ob er nicht selbst wol schon auf andre Spu-
ren gekommen und in dem noch nicht be-
kannt gemachten Theil seines lezten Werks*)

*) Er schrieb mir selbst unterm 28. Aug. 1776. "ich
danke der Vorsehung die mir so viele Lebenszeit
gegeben hat, daß ich eine neue Auflage der
Physiologie habe ausarbeiten können, ohne die
ich der Welt viele Fehler würde zu wiederlegen
gelassen haben."

würdigen Vorgänger würklich zu verlassen
und mich auf ihn zu begeben.

Was mir ausser dem unwiederstehlichen
Wink der Warheit noch diese Trennung von
Haller – dem Manne dessen Schriften
und dessen Briefwechsel ich so unendlich viel
verdanke – erleichtern konnte, ist theils
die Gewißheit, daß auch selbst das Gute,
das irgend in den gegenwärtigen, von sei-
ner Lehre abweichenden Blättern enthalten
seyn mag, doch in so ferne seine gehört
als es lediglich durch Prüfung und wei-
tern Verfolg seiner Untersuchungen veran-
laßt worden, und theils die Ungewißheit,
ob er nicht selbst wol schon auf andre Spu-
ren gekommen und in dem noch nicht be-
kannt gemachten Theil seines lezten Werks*)

*) Er schrieb mir selbst unterm 28. Aug. 1776. „ich
danke der Vorsehung die mir so viele Lebenszeit
gegeben hat, daß ich eine neue Auflage der
Physiologie habe ausarbeiten können, ohne die
ich der Welt viele Fehler würde zu wiederlegen
gelassen haben.“
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[6/0012] würdigen Vorgänger würklich zu verlassen und mich auf ihn zu begeben. Was mir ausser dem unwiederstehlichen Wink der Warheit noch diese Trennung von Haller – dem Manne dessen Schriften und dessen Briefwechsel ich so unendlich viel verdanke – erleichtern konnte, ist theils die Gewißheit, daß auch selbst das Gute, das irgend in den gegenwärtigen, von sei- ner Lehre abweichenden Blättern enthalten seyn mag, doch in so ferne seine gehört als es lediglich durch Prüfung und wei- tern Verfolg seiner Untersuchungen veran- laßt worden, und theils die Ungewißheit, ob er nicht selbst wol schon auf andre Spu- ren gekommen und in dem noch nicht be- kannt gemachten Theil seines lezten Werks *) *) Er schrieb mir selbst unterm 28. Aug. 1776. „ich danke der Vorsehung die mir so viele Lebenszeit gegeben hat, daß ich eine neue Auflage der Physiologie habe ausarbeiten können, ohne die ich der Welt viele Fehler würde zu wiederlegen gelassen haben.“

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über den Bildungstrieb und das Zeugungsgeschäfte. Göttingen, 1781, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_bildungstrieb_1781/12>, abgerufen am 28.04.2024.