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Blumenbach, Johann Friedrich: Beyträge zur Naturgeschichte. Bd. 2. Göttingen, 1811.

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kiefer und dem Gaumen war mit Harz
ausgegossen, enthielt aber, da dieses
nach und nach herausgemeisselt ward,
ausserdem weder Reste der Zunge, die
man, wie obgedacht, sonst zuweilen
in Mumien gefunden, noch auch ein
Goldblech, und überhaupt fand sich
auch im übrigen nirgend die mindeste
Spur von weichen oder fleischigen
Theilen, von Haut, Sehnen etc., nichts
als Knochen. Die Kiefer prominirten
merklich, doch freylich nicht so wie
bey einer completen Negerphysiogno-
mie, sondern so wie man sie oft an
hübscheren Mohren und auch nicht
selten an Europäern findet. Besonders
merkwürdig und meines Wissens sonst
noch nie beobachtet, waren aber zu
beiden Seiten des Kopfs künstliche,
aus Cattunbinden und Harz geformte,
äussere Ohren. Und gerade eben so
finden sie sich an dem schon mehrma-
len erwähnten vortrefflichen Mumien-

kiefer und dem Gaumen war mit Harz
ausgegossen, enthielt aber, da dieses
nach und nach herausgemeisselt ward,
ausserdem weder Reste der Zunge, die
man, wie obgedacht, sonst zuweilen
in Mumien gefunden, noch auch ein
Goldblech, und überhaupt fand sich
auch im übrigen nirgend die mindeste
Spur von weichen oder fleischigen
Theilen, von Haut, Sehnen ꝛc., nichts
als Knochen. Die Kiefer prominirten
merklich, doch freylich nicht so wie
bey einer completen Negerphysiogno-
mie, sondern so wie man sie oft an
hübscheren Mohren und auch nicht
selten an Europäern findet. Besonders
merkwürdig und meines Wissens sonst
noch nie beobachtet, waren aber zu
beiden Seiten des Kopfs künstliche,
aus Cattunbinden und Harz geformte,
äussere Ohren. Und gerade eben so
finden sie sich an dem schon mehrma-
len erwähnten vortrefflichen Mumien-

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[110/0116] kiefer und dem Gaumen war mit Harz ausgegossen, enthielt aber, da dieses nach und nach herausgemeisselt ward, ausserdem weder Reste der Zunge, die man, wie obgedacht, sonst zuweilen in Mumien gefunden, noch auch ein Goldblech, und überhaupt fand sich auch im übrigen nirgend die mindeste Spur von weichen oder fleischigen Theilen, von Haut, Sehnen ꝛc., nichts als Knochen. Die Kiefer prominirten merklich, doch freylich nicht so wie bey einer completen Negerphysiogno- mie, sondern so wie man sie oft an hübscheren Mohren und auch nicht selten an Europäern findet. Besonders merkwürdig und meines Wissens sonst noch nie beobachtet, waren aber zu beiden Seiten des Kopfs künstliche, aus Cattunbinden und Harz geformte, äussere Ohren. Und gerade eben so finden sie sich an dem schon mehrma- len erwähnten vortrefflichen Mumien-

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Beyträge zur Naturgeschichte. Bd. 2. Göttingen, 1811, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_beytraege02_1811/116>, abgerufen am 24.11.2024.