Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

wolle er sich inzwischen von ihr nicht las-
sen. Die ihr angewiesene Wohnung solle
ausgebessert, und ihr ein mäßiges Iahrgeld
ausgesetzt werden, mit welchem sie sich
an eine regelmäßigere Wirthschaft gewöh-
nen könnte. Uebrigens erwarte er, dass
sie alle Gelegenheiten ihm zu Gesichte zu
kommen geflißentlich vermeiden, und am
allerwenigsten sich gelüsten laßen werde
seine Schwelle zu betreten. In diesen Be-
schuldigungen war in der That viel wahres;
die Frau von Z*** konnte selbst nicht
umhin es zuzugeben. Sie behauptete aber,
dass, da sie sich von der schwersten Ankla-
ge frey machen könne, sie des übrigen
wegen, eine viel zu harte, und durchaus
unausstehliche Begegnung erdulden müße.
Unter mehreren Mitteln, die sie zu ihrer
Wiederherstellung ergreiffen wollte, konnt'
ich nur das Einzige billigen: dass sie sich

wolle er ſich inzwiſchen von ihr nicht laſ-
ſen. Die ihr angewieſene Wohnung ſolle
ausgebeſſert, und ihr ein mäßiges Iahrgeld
ausgeſetzt werden, mit welchem ſie ſich
an eine regelmäßigere Wirthſchaft gewöh-
nen könnte. Uebrigens erwarte er, daſs
ſie alle Gelegenheiten ihm zu Geſichte zu
kommen geflißentlich vermeiden, und am
allerwenigſten ſich gelüſten laßen werde
ſeine Schwelle zu betreten. In dieſen Be-
ſchuldigungen war in der That viel wahres;
die Frau von Z*** konnte ſelbſt nicht
umhin es zuzugeben. Sie behauptete aber,
daſs, da ſie ſich von der ſchwerſten Ankla-
ge frey machen könne, ſie des übrigen
wegen, eine viel zu harte, und durchaus
unausſtehliche Begegnung erdulden müße.
Unter mehreren Mitteln, die ſie zu ihrer
Wiederherſtellung ergreiffen wollte, konnt’
ich nur das Einzige billigen: daſs ſie ſich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0068" n="62"/>
wolle er &#x017F;ich inzwi&#x017F;chen von ihr nicht la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Die ihr angewie&#x017F;ene Wohnung &#x017F;olle<lb/>
ausgebe&#x017F;&#x017F;ert, und ihr ein mäßiges Iahrgeld<lb/>
ausge&#x017F;etzt werden, mit welchem &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
an eine regelmäßigere Wirth&#x017F;chaft gewöh-<lb/>
nen könnte. Uebrigens erwarte er, da&#x017F;s<lb/>
&#x017F;ie alle Gelegenheiten ihm zu Ge&#x017F;ichte zu<lb/>
kommen geflißentlich vermeiden, und am<lb/>
allerwenig&#x017F;ten &#x017F;ich gelü&#x017F;ten laßen werde<lb/>
&#x017F;eine Schwelle zu betreten. In die&#x017F;en Be-<lb/>
&#x017F;chuldigungen war in der That viel wahres;<lb/>
die Frau von Z<hi rendition="#sup">***</hi> konnte &#x017F;elb&#x017F;t nicht<lb/>
umhin es zuzugeben. Sie behauptete aber,<lb/>
da&#x017F;s, da &#x017F;ie &#x017F;ich von der &#x017F;chwer&#x017F;ten Ankla-<lb/>
ge frey machen könne, &#x017F;ie des übrigen<lb/>
wegen, eine viel zu harte, und durchaus<lb/>
unaus&#x017F;tehliche Begegnung erdulden müße.<lb/>
Unter mehreren Mitteln, die &#x017F;ie zu ihrer<lb/>
Wiederher&#x017F;tellung ergreiffen wollte, konnt&#x2019;<lb/>
ich nur das Einzige billigen: da&#x017F;s &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0068] wolle er ſich inzwiſchen von ihr nicht laſ- ſen. Die ihr angewieſene Wohnung ſolle ausgebeſſert, und ihr ein mäßiges Iahrgeld ausgeſetzt werden, mit welchem ſie ſich an eine regelmäßigere Wirthſchaft gewöh- nen könnte. Uebrigens erwarte er, daſs ſie alle Gelegenheiten ihm zu Geſichte zu kommen geflißentlich vermeiden, und am allerwenigſten ſich gelüſten laßen werde ſeine Schwelle zu betreten. In dieſen Be- ſchuldigungen war in der That viel wahres; die Frau von Z*** konnte ſelbſt nicht umhin es zuzugeben. Sie behauptete aber, daſs, da ſie ſich von der ſchwerſten Ankla- ge frey machen könne, ſie des übrigen wegen, eine viel zu harte, und durchaus unausſtehliche Begegnung erdulden müße. Unter mehreren Mitteln, die ſie zu ihrer Wiederherſtellung ergreiffen wollte, konnt’ ich nur das Einzige billigen: daſs ſie ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/68
Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/68>, abgerufen am 21.11.2024.