Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

sanfter N** konnte sie bestimmen, und da
er ihr seine Gesellschaft anbot, so konnte
sie es um so viel eher vergeßen, die Win-
terlustbarkeiten der Stadt nur zur Hälfte
geschmeckt zu haben.

Es scheinet in der That, als ob gewiße
Personen zum Unglück ausersehen wären;
so wie andre dagegen es mit ihrem unbe-
sonnensten, widersinnigsten Betragen oft
nicht verhüten können zu Glück und Eh-
ren zu kommen. Die Frau von Z***
wollte gewiß nichts weniger als ihr Ver-
derben: und gleichwohl war es eben so,
als ob sie mit einem genommenen An-
satze, sporenstreichs dahin gelaufen wäre.
Auf der ganzen weiten Welt war der Herr
von N** wohl die unschicklichste Reisebe-
gleitung, die sie sich hätte aussuchen mö-
gen: und doch befand sie sich in einer La-
ge, dass sie nichts Unschickliches darin

ſanfter N** konnte ſie beſtimmen, und da
er ihr ſeine Geſellſchaft anbot, ſo konnte
ſie es um ſo viel eher vergeßen, die Win-
terluſtbarkeiten der Stadt nur zur Hälfte
geſchmeckt zu haben.

Es ſcheinet in der That, als ob gewiße
Perſonen zum Unglück auserſehen wären;
ſo wie andre dagegen es mit ihrem unbe-
ſonnenſten, widerſinnigſten Betragen oft
nicht verhüten können zu Glück und Eh-
ren zu kommen. Die Frau von Z***
wollte gewiß nichts weniger als ihr Ver-
derben: und gleichwohl war es eben ſo,
als ob ſie mit einem genommenen An-
ſatze, ſporenſtreichs dahin gelaufen wäre.
Auf der ganzen weiten Welt war der Herr
von N** wohl die unſchicklichſte Reiſebe-
gleitung, die ſie ſich hätte ausſuchen mö-
gen: und doch befand ſie ſich in einer La-
ge, daſs ſie nichts Unſchickliches darin

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0058" n="52"/>
&#x017F;anfter N<hi rendition="#sup">**</hi> konnte &#x017F;ie be&#x017F;timmen, und da<lb/>
er ihr &#x017F;eine Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft anbot, &#x017F;o konnte<lb/>
&#x017F;ie es um &#x017F;o viel eher vergeßen, die Win-<lb/>
terlu&#x017F;tbarkeiten der Stadt nur zur Hälfte<lb/>
ge&#x017F;chmeckt zu haben.</p><lb/>
          <p>Es &#x017F;cheinet in der That, als ob gewiße<lb/>
Per&#x017F;onen zum Unglück auser&#x017F;ehen wären;<lb/>
&#x017F;o wie andre dagegen es mit ihrem unbe-<lb/>
&#x017F;onnen&#x017F;ten, wider&#x017F;innig&#x017F;ten Betragen oft<lb/>
nicht verhüten können zu Glück und Eh-<lb/>
ren zu kommen. Die Frau von Z<hi rendition="#sup">***</hi><lb/>
wollte gewiß nichts weniger als ihr Ver-<lb/>
derben: und gleichwohl war es eben &#x017F;o,<lb/>
als ob &#x017F;ie mit einem genommenen An-<lb/>
&#x017F;atze, &#x017F;poren&#x017F;treichs dahin gelaufen wäre.<lb/>
Auf der ganzen weiten Welt war der Herr<lb/>
von N<hi rendition="#sup">**</hi> wohl die un&#x017F;chicklich&#x017F;te Rei&#x017F;ebe-<lb/>
gleitung, die &#x017F;ie &#x017F;ich hätte aus&#x017F;uchen mö-<lb/>
gen: und doch befand &#x017F;ie &#x017F;ich in einer La-<lb/>
ge, da&#x017F;s &#x017F;ie nichts Un&#x017F;chickliches darin<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0058] ſanfter N** konnte ſie beſtimmen, und da er ihr ſeine Geſellſchaft anbot, ſo konnte ſie es um ſo viel eher vergeßen, die Win- terluſtbarkeiten der Stadt nur zur Hälfte geſchmeckt zu haben. Es ſcheinet in der That, als ob gewiße Perſonen zum Unglück auserſehen wären; ſo wie andre dagegen es mit ihrem unbe- ſonnenſten, widerſinnigſten Betragen oft nicht verhüten können zu Glück und Eh- ren zu kommen. Die Frau von Z*** wollte gewiß nichts weniger als ihr Ver- derben: und gleichwohl war es eben ſo, als ob ſie mit einem genommenen An- ſatze, ſporenſtreichs dahin gelaufen wäre. Auf der ganzen weiten Welt war der Herr von N** wohl die unſchicklichſte Reiſebe- gleitung, die ſie ſich hätte ausſuchen mö- gen: und doch befand ſie ſich in einer La- ge, daſs ſie nichts Unſchickliches darin

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/58
Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/58>, abgerufen am 21.11.2024.