Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

schaft; daher sein System von geheimer
Sympathie, von harmonischer Stimmung
praeexsistirender Seelen, vom Begegnen,
Wiederfinden und Erkennen derselben
nach der Vereinigung mit dem Körper u.
s. w. Wer die wirksame Natur dieser fei-
nen Ideen kennt, den wird es nicht Wun-
der nehmen, dass die Frau von Z*** da-
von hingerißen, und zu einer geistigen Lie-
be mit ihrem platonischen Fähnrich ver-
bunden wurde. So sehr nun auch eine
solche Liebe eine eigenthümliche Regung
der Seele seyn mag, so wenig ist es doch
möglich, dass sie sich in ihren Gränzen
immer erhalten, dass sie sich durchaus in
keiner körperlichen Handlung äußern soll-
te. Unsre Liebenden fingen an sich von
Tage zu Tage gewogner zu werden und
diese Gewogenheit wurde nach und nach
so sichtbar, dass sie bemerkt werden muß-

ſchaft; daher ſein Syſtem von geheimer
Sympathie, von harmoniſcher Stimmung
præexſiſtirender Seelen, vom Begegnen,
Wiederfinden und Erkennen derſelben
nach der Vereinigung mit dem Körper u.
ſ. w. Wer die wirkſame Natur dieſer fei-
nen Ideen kennt, den wird es nicht Wun-
der nehmen, daſs die Frau von Z*** da-
von hingerißen, und zu einer geiſtigen Lie-
be mit ihrem platoniſchen Fähnrich ver-
bunden wurde. So ſehr nun auch eine
ſolche Liebe eine eigenthümliche Regung
der Seele ſeyn mag, ſo wenig iſt es doch
möglich, daſs ſie ſich in ihren Gränzen
immer erhalten, daſs ſie ſich durchaus in
keiner körperlichen Handlung äußern ſoll-
te. Unſre Liebenden fingen an ſich von
Tage zu Tage gewogner zu werden und
dieſe Gewogenheit wurde nach und nach
ſo ſichtbar, daſs ſie bemerkt werden muß-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0045" n="39"/>
&#x017F;chaft; daher &#x017F;ein Sy&#x017F;tem von geheimer<lb/>
Sympathie, von harmoni&#x017F;cher Stimmung<lb/>
præex&#x017F;i&#x017F;tirender Seelen, vom Begegnen,<lb/>
Wiederfinden und Erkennen der&#x017F;elben<lb/>
nach der Vereinigung mit dem Körper u.<lb/>
&#x017F;. w. Wer die wirk&#x017F;ame Natur die&#x017F;er fei-<lb/>
nen Ideen kennt, den wird es nicht Wun-<lb/>
der nehmen, da&#x017F;s die Frau von Z<hi rendition="#sup">***</hi> da-<lb/>
von hingerißen, und zu einer gei&#x017F;tigen Lie-<lb/>
be mit ihrem platoni&#x017F;chen Fähnrich ver-<lb/>
bunden wurde. So &#x017F;ehr nun auch eine<lb/>
&#x017F;olche Liebe eine eigenthümliche Regung<lb/>
der Seele &#x017F;eyn mag, &#x017F;o wenig i&#x017F;t es doch<lb/>
möglich, da&#x017F;s &#x017F;ie &#x017F;ich in ihren Gränzen<lb/>
immer erhalten, da&#x017F;s &#x017F;ie &#x017F;ich durchaus in<lb/>
keiner körperlichen Handlung äußern &#x017F;oll-<lb/>
te. Un&#x017F;re Liebenden fingen an &#x017F;ich von<lb/>
Tage zu Tage gewogner zu werden und<lb/>
die&#x017F;e Gewogenheit wurde nach und nach<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ichtbar, da&#x017F;s &#x017F;ie bemerkt werden muß-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0045] ſchaft; daher ſein Syſtem von geheimer Sympathie, von harmoniſcher Stimmung præexſiſtirender Seelen, vom Begegnen, Wiederfinden und Erkennen derſelben nach der Vereinigung mit dem Körper u. ſ. w. Wer die wirkſame Natur dieſer fei- nen Ideen kennt, den wird es nicht Wun- der nehmen, daſs die Frau von Z*** da- von hingerißen, und zu einer geiſtigen Lie- be mit ihrem platoniſchen Fähnrich ver- bunden wurde. So ſehr nun auch eine ſolche Liebe eine eigenthümliche Regung der Seele ſeyn mag, ſo wenig iſt es doch möglich, daſs ſie ſich in ihren Gränzen immer erhalten, daſs ſie ſich durchaus in keiner körperlichen Handlung äußern ſoll- te. Unſre Liebenden fingen an ſich von Tage zu Tage gewogner zu werden und dieſe Gewogenheit wurde nach und nach ſo ſichtbar, daſs ſie bemerkt werden muß-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/45
Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/45>, abgerufen am 24.11.2024.