Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

gem Schaden villeicht, allzusehr herabge-
setzt und ohne dafür etwas bessers wieder-
zugeben, so manchem einfältigen Christen
aus den Händen gespottet hat. Ich möch-
te wohl wißen, ob gewiße Leute, die über
solche Dinge wie Orakel sprechen, den Ku-
bach mit Augen gesehen hätten; oder ob
sie fähig wären ihre Nothdurft dem höch-
sten Wesen auf eine so anständige Weise
vorzutragen, als es in der That in manchen
Gebeten dieser Sammlung geschehen ist? --
Nichts ist gewißer, als dass der Gottheit
das einfältige Verlangen ihrer vernünftigen
Geschöpfe niemals gleichgültig seyn könne
und am allerwenigsten wann die Befriedi-
gung desselben von ihrer weisen Veranstal-
tung hauptsächlich erwartet wird. Unsre
Schicksale mögen dann ausfallen wie sie
wollen; wir mögen des verlangten Gutes
theilhaftig werden oder nicht: unsre Ue-

gem Schaden villeicht, allzuſehr herabge-
ſetzt und ohne dafür etwas beſſers wieder-
zugeben, ſo manchem einfältigen Chriſten
aus den Händen geſpottet hat. Ich möch-
te wohl wißen, ob gewiße Leute, die über
ſolche Dinge wie Orakel ſprechen, den Ku-
bach mit Augen geſehen hätten; oder ob
ſie fähig wären ihre Nothdurft dem höch-
ſten Weſen auf eine ſo anſtändige Weiſe
vorzutragen, als es in der That in manchen
Gebeten dieſer Sammlung geſchehen iſt? —
Nichts iſt gewißer, als daſs der Gottheit
das einfältige Verlangen ihrer vernünftigen
Geſchöpfe niemals gleichgültig ſeyn könne
und am allerwenigſten wann die Befriedi-
gung deſſelben von ihrer weiſen Veranſtal-
tung hauptſächlich erwartet wird. Unſre
Schickſale mögen dann ausfallen wie ſie
wollen; wir mögen des verlangten Gutes
theilhaftig werden oder nicht: unſre Ue-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0175" n="169"/>
gem Schaden villeicht, allzu&#x017F;ehr herabge-<lb/>
&#x017F;etzt und ohne dafür etwas be&#x017F;&#x017F;ers wieder-<lb/>
zugeben, &#x017F;o manchem einfältigen Chri&#x017F;ten<lb/>
aus den Händen ge&#x017F;pottet hat. Ich möch-<lb/>
te wohl wißen, ob gewiße Leute, die über<lb/>
&#x017F;olche Dinge wie Orakel &#x017F;prechen, den Ku-<lb/>
bach mit Augen ge&#x017F;ehen hätten; oder ob<lb/>
&#x017F;ie fähig wären ihre Nothdurft dem höch-<lb/>
&#x017F;ten We&#x017F;en auf eine &#x017F;o an&#x017F;tändige Wei&#x017F;e<lb/>
vorzutragen, als es in der That in manchen<lb/>
Gebeten die&#x017F;er Sammlung ge&#x017F;chehen i&#x017F;t? &#x2014;<lb/>
Nichts i&#x017F;t gewißer, als da&#x017F;s der Gottheit<lb/>
das einfältige Verlangen ihrer vernünftigen<lb/>
Ge&#x017F;chöpfe niemals gleichgültig &#x017F;eyn könne<lb/>
und am allerwenig&#x017F;ten wann die Befriedi-<lb/>
gung de&#x017F;&#x017F;elben von ihrer wei&#x017F;en Veran&#x017F;tal-<lb/>
tung haupt&#x017F;ächlich erwartet wird. Un&#x017F;re<lb/>
Schick&#x017F;ale mögen dann ausfallen wie &#x017F;ie<lb/>
wollen; wir mögen des verlangten Gutes<lb/>
theilhaftig werden oder nicht: un&#x017F;re Ue-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0175] gem Schaden villeicht, allzuſehr herabge- ſetzt und ohne dafür etwas beſſers wieder- zugeben, ſo manchem einfältigen Chriſten aus den Händen geſpottet hat. Ich möch- te wohl wißen, ob gewiße Leute, die über ſolche Dinge wie Orakel ſprechen, den Ku- bach mit Augen geſehen hätten; oder ob ſie fähig wären ihre Nothdurft dem höch- ſten Weſen auf eine ſo anſtändige Weiſe vorzutragen, als es in der That in manchen Gebeten dieſer Sammlung geſchehen iſt? — Nichts iſt gewißer, als daſs der Gottheit das einfältige Verlangen ihrer vernünftigen Geſchöpfe niemals gleichgültig ſeyn könne und am allerwenigſten wann die Befriedi- gung deſſelben von ihrer weiſen Veranſtal- tung hauptſächlich erwartet wird. Unſre Schickſale mögen dann ausfallen wie ſie wollen; wir mögen des verlangten Gutes theilhaftig werden oder nicht: unſre Ue-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/175
Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/175>, abgerufen am 24.11.2024.