verloren ging. So war es denn allerdings, auch von dieser Seite betrachtet, die wohl- thätigste Veranstaltung Gottes, dass er einen erleuchteten göttlichen Mann in die Welt sandte, eine Lehre zu verkündigen, an de- ren Wißenschaft einem jeden Sterblichen ohne Ausnahme gelegen seyn mußte. Ich finde hierin für die Wahrheit des Christen- thums einen Beweis, der für mich einer der überzeugendsten ist. Keine andre Religion, von der ich nur jemals gehört habe, beschäfftigt sich mehr mit meinem künftigen Leben; versichert mich mehr davon; ermuntert mich mehr, mich des- selben werth zu machen. Schreckliche Wahrheit für jeden, der ihre heilsamen Wirkungen in sich zerstört! Traurige Vor- stellung, dass es Leute giebt, die ein künf- tiges Leben erwarten, und doch nicht an- ders handeln, als ob diese Erwartung ein
(II. Theil.) H
verloren ging. So war es denn allerdings, auch von dieſer Seite betrachtet, die wohl- thätigſte Veranſtaltung Gottes, daſs er einen erleuchteten göttlichen Mann in die Welt ſandte, eine Lehre zu verkündigen, an de- ren Wißenſchaft einem jeden Sterblichen ohne Ausnahme gelegen ſeyn mußte. Ich finde hierin für die Wahrheit des Chriſten- thums einen Beweis, der für mich einer der überzeugendſten iſt. Keine andre Religion, von der ich nur jemals gehört habe, beſchäfftigt ſich mehr mit meinem künftigen Leben; verſichert mich mehr davon; ermuntert mich mehr, mich des- ſelben werth zu machen. Schreckliche Wahrheit für jeden, der ihre heilſamen Wirkungen in ſich zerſtört! Traurige Vor- ſtellung, daſs es Leute giebt, die ein künf- tiges Leben erwarten, und doch nicht an- ders handeln, als ob dieſe Erwartung ein
(II. Theil.) H
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0119"n="113"/>
verloren ging. So war es denn allerdings,<lb/>
auch von dieſer Seite betrachtet, die wohl-<lb/>
thätigſte Veranſtaltung Gottes, daſs er einen<lb/>
erleuchteten göttlichen Mann in die Welt<lb/>ſandte, eine Lehre zu verkündigen, an de-<lb/>
ren Wißenſchaft einem jeden Sterblichen<lb/>
ohne Ausnahme gelegen ſeyn mußte. Ich<lb/>
finde hierin für die Wahrheit des Chriſten-<lb/>
thums einen Beweis, der für mich einer<lb/>
der überzeugendſten iſt. Keine andre<lb/>
Religion, von der ich nur jemals gehört<lb/>
habe, beſchäfftigt ſich mehr mit meinem<lb/>
künftigen Leben; verſichert mich mehr<lb/>
davon; ermuntert mich mehr, mich des-<lb/>ſelben werth zu machen. Schreckliche<lb/>
Wahrheit für jeden, der ihre heilſamen<lb/>
Wirkungen in ſich zerſtört! Traurige Vor-<lb/>ſtellung, daſs es Leute giebt, die ein künf-<lb/>
tiges Leben erwarten, und doch nicht an-<lb/>
ders handeln, als ob dieſe Erwartung ein<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(<hirendition="#i">II. Theil.</hi>) H</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[113/0119]
verloren ging. So war es denn allerdings,
auch von dieſer Seite betrachtet, die wohl-
thätigſte Veranſtaltung Gottes, daſs er einen
erleuchteten göttlichen Mann in die Welt
ſandte, eine Lehre zu verkündigen, an de-
ren Wißenſchaft einem jeden Sterblichen
ohne Ausnahme gelegen ſeyn mußte. Ich
finde hierin für die Wahrheit des Chriſten-
thums einen Beweis, der für mich einer
der überzeugendſten iſt. Keine andre
Religion, von der ich nur jemals gehört
habe, beſchäfftigt ſich mehr mit meinem
künftigen Leben; verſichert mich mehr
davon; ermuntert mich mehr, mich des-
ſelben werth zu machen. Schreckliche
Wahrheit für jeden, der ihre heilſamen
Wirkungen in ſich zerſtört! Traurige Vor-
ſtellung, daſs es Leute giebt, die ein künf-
tiges Leben erwarten, und doch nicht an-
ders handeln, als ob dieſe Erwartung ein
(II. Theil.) H
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/119>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.