Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.dass du in den Ruf eines Buben gekommen Der ist nicht furchtsam, der bey aller Die Vernunft selbst -- Welche Vernunft? die nüchterne, die daſs du in den Ruf eines Buben gekommen Der iſt nicht furchtſam, der bey aller Die Vernunft ſelbſt — Welche Vernunft? die nüchterne, die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0074" n="66"/> daſs du in den Ruf eines Buben gekommen<lb/> biſt? Die Welt verſteht deine überſpannte<lb/> Moral nicht: ſie wird dich trefflich aus-<lb/> lachen.</p><lb/> <p>Der iſt nicht furchtſam, der bey aller<lb/> Neigung zum Böſen, bey aller Anreitzung<lb/> dazu, bey aller Bequemlichkeit es ungeſtraft<lb/> und mit einer Art von Anſtande zu thun,<lb/> den Weg der Tugend nicht verläſst. Kann<lb/> er es leiden, daſs er darüber für thöricht<lb/> und feige gehalten, daſs er öffentlich ver-<lb/> lacht wird, ſo hat er ſich zu einer Stärke<lb/> des Geiſtes erhoben, die ihn den gerühm-<lb/> teſten Helden an die Seite ſetzt.</p><lb/> <p>Die Vernunft ſelbſt —</p><lb/> <p>Welche Vernunft? die nüchterne, die<lb/> erleuchtete gewiſs nicht! ſie kann kein La-<lb/> ſter gebieten. Und wenn ſie dich unge-<lb/> wiſs laſsen ſollte: Denn das iſt alles was ge-<lb/> ſchehn kann; ſo iſt hier das Wort Gottes,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0074]
daſs du in den Ruf eines Buben gekommen
biſt? Die Welt verſteht deine überſpannte
Moral nicht: ſie wird dich trefflich aus-
lachen.
Der iſt nicht furchtſam, der bey aller
Neigung zum Böſen, bey aller Anreitzung
dazu, bey aller Bequemlichkeit es ungeſtraft
und mit einer Art von Anſtande zu thun,
den Weg der Tugend nicht verläſst. Kann
er es leiden, daſs er darüber für thöricht
und feige gehalten, daſs er öffentlich ver-
lacht wird, ſo hat er ſich zu einer Stärke
des Geiſtes erhoben, die ihn den gerühm-
teſten Helden an die Seite ſetzt.
Die Vernunft ſelbſt —
Welche Vernunft? die nüchterne, die
erleuchtete gewiſs nicht! ſie kann kein La-
ſter gebieten. Und wenn ſie dich unge-
wiſs laſsen ſollte: Denn das iſt alles was ge-
ſchehn kann; ſo iſt hier das Wort Gottes,
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