cher Schöpfer nicht so ganz an Kräften verwahrloset, nicht auf unserm beschwer- lichen Wege so ganz aus den Augen gelas- sen hat, dass wir uns nicht unter seiner hülfreichen Begünstigung sollten wieder er- heben, und unsern Lauf, je länger, je glücklicher, sollten verfolgen können. Endlich krönt doch der herrlichste Sieg al- le unsre Bemühungen! Endlich wirft doch der entkörperte Geist die Last ab, die ihn zur Erde herabzog! Alle seine Begierden sind dann mässig und heilig und alle wer- den mit der süssesten Empfindung gesät- tigt. Jch kann und darf die Stunden nicht beschleunigen, die mich in den Genuss dieser unaussprechlichen Glückseligkeit setzen werden: das weiss ich. Jch bin auch bereit, unter noch grössern Be- schwerden, den Winter dieses Lebens aus- zudauren; aber ich weiss auch, dass ich
cher Schöpfer nicht ſo ganz an Kräften verwahrloſet, nicht auf unſerm beſchwer- lichen Wege ſo ganz aus den Augen gelaſ- ſen hat, daſs wir uns nicht unter ſeiner hülfreichen Begünſtigung ſollten wieder er- heben, und unſern Lauf, je länger, je glücklicher, ſollten verfolgen können. Endlich krönt doch der herrlichſte Sieg al- le unſre Bemühungen! Endlich wirft doch der entkörperte Geiſt die Laſt ab, die ihn zur Erde herabzog! Alle ſeine Begierden ſind dann mäſsig und heilig und alle wer- den mit der ſüſseſten Empfindung geſät- tigt. Jch kann und darf die Stunden nicht beſchleunigen, die mich in den Genuſs dieſer unausſprechlichen Glückſeligkeit ſetzen werden: das weiſs ich. Jch bin auch bereit, unter noch gröſsern Be- ſchwerden, den Winter dieſes Lebens aus- zudauren; aber ich weiſs auch, daſs ich
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[16[61]/0069]
cher Schöpfer nicht ſo ganz an Kräften
verwahrloſet, nicht auf unſerm beſchwer-
lichen Wege ſo ganz aus den Augen gelaſ-
ſen hat, daſs wir uns nicht unter ſeiner
hülfreichen Begünſtigung ſollten wieder er-
heben, und unſern Lauf, je länger, je
glücklicher, ſollten verfolgen können.
Endlich krönt doch der herrlichſte Sieg al-
le unſre Bemühungen! Endlich wirft doch
der entkörperte Geiſt die Laſt ab, die ihn
zur Erde herabzog! Alle ſeine Begierden
ſind dann mäſsig und heilig und alle wer-
den mit der ſüſseſten Empfindung geſät-
tigt. Jch kann und darf die Stunden nicht
beſchleunigen, die mich in den Genuſs
dieſer unausſprechlichen Glückſeligkeit
ſetzen werden: das weiſs ich. Jch bin
auch bereit, unter noch gröſsern Be-
ſchwerden, den Winter dieſes Lebens aus-
zudauren; aber ich weiſs auch, daſs ich
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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 16[61]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/69>, abgerufen am 06.05.2024.
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