Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

wenn wir ihn brauchen; dem keine Nacht
zu kalt oder zu finster ist, wenn er uns ei-
nen Dienst erweisen, wenn er dem Ster-
benden Muth einsprechen, wenn er die Be-
kümmerten trösten soll, für den Mann,
Herr! ist uns das Beste nicht zu gut. Wir
quälen uns nur darüber, dass wir ihm nicht
Gutes genug erweisen können. Gott mag
ihn dafür belohnen! Keine Heyrath kömmt
zu stande: er muss seinen Beyfall dazu ge-
ben. Meine Frau hab' ich ihm zu danken,
und so eine Frau ist nur Eine in der Welt!
Er erzieht unsre Kinder, und sie lernen
mehr als andre Bauerkinder, und wer-
den doch gute Bauern! Herr! alle unsre
Nachbarn freyen nach unsern Mädchen;
allein unsre Mädchen sind keine Narren --
Doch Herr! hier ist die Gränze! Da sehn
sie den grossen Thurm von U*** vor sich.
Sie dürfen nun nur auf der Landstrasse blei-

wenn wir ihn brauchen; dem keine Nacht
zu kalt oder zu finſter iſt, wenn er uns ei-
nen Dienſt erweiſen, wenn er dem Ster-
benden Muth einſprechen, wenn er die Be-
kümmerten tröſten ſoll, für den Mann,
Herr! iſt uns das Beſte nicht zu gut. Wir
quälen uns nur darüber, daſs wir ihm nicht
Gutes genug erweiſen können. Gott mag
ihn dafür belohnen! Keine Heyrath kömmt
zu ſtande: er muſs ſeinen Beyfall dazu ge-
ben. Meine Frau hab’ ich ihm zu danken,
und ſo eine Frau iſt nur Eine in der Welt!
Er erzieht unſre Kinder, und ſie lernen
mehr als andre Bauerkinder, und wer-
den doch gute Bauern! Herr! alle unſre
Nachbarn freyen nach unſern Mädchen;
allein unſre Mädchen ſind keine Narren —
Doch Herr! hier iſt die Gränze! Da ſehn
ſie den groſsen Thurm von U*** vor ſich.
Sie dürfen nun nur auf der Landſtraſse blei-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0065" n="57"/>
wenn wir ihn brauchen; dem keine Nacht<lb/>
zu kalt oder zu fin&#x017F;ter i&#x017F;t, wenn er uns ei-<lb/>
nen Dien&#x017F;t erwei&#x017F;en, wenn er dem Ster-<lb/>
benden Muth ein&#x017F;prechen, wenn er die Be-<lb/>
kümmerten trö&#x017F;ten &#x017F;oll, für den Mann,<lb/>
Herr! i&#x017F;t uns das Be&#x017F;te nicht zu gut. Wir<lb/>
quälen uns nur darüber, da&#x017F;s wir ihm nicht<lb/>
Gutes genug erwei&#x017F;en können. Gott mag<lb/>
ihn dafür belohnen! Keine Heyrath kömmt<lb/>
zu &#x017F;tande: er mu&#x017F;s &#x017F;einen Beyfall dazu ge-<lb/>
ben. Meine Frau hab&#x2019; ich ihm zu danken,<lb/>
und &#x017F;o eine Frau i&#x017F;t nur Eine in der Welt!<lb/>
Er erzieht un&#x017F;re Kinder, und &#x017F;ie lernen<lb/>
mehr als andre Bauerkinder, und wer-<lb/>
den doch gute Bauern! Herr! alle un&#x017F;re<lb/>
Nachbarn freyen nach un&#x017F;ern Mädchen;<lb/>
allein un&#x017F;re Mädchen &#x017F;ind keine Narren &#x2014;<lb/>
Doch Herr! hier i&#x017F;t die Gränze! Da &#x017F;ehn<lb/>
&#x017F;ie den gro&#x017F;sen Thurm von U<hi rendition="#sup">***</hi> vor &#x017F;ich.<lb/>
Sie dürfen nun nur auf der Land&#x017F;tra&#x017F;se blei-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0065] wenn wir ihn brauchen; dem keine Nacht zu kalt oder zu finſter iſt, wenn er uns ei- nen Dienſt erweiſen, wenn er dem Ster- benden Muth einſprechen, wenn er die Be- kümmerten tröſten ſoll, für den Mann, Herr! iſt uns das Beſte nicht zu gut. Wir quälen uns nur darüber, daſs wir ihm nicht Gutes genug erweiſen können. Gott mag ihn dafür belohnen! Keine Heyrath kömmt zu ſtande: er muſs ſeinen Beyfall dazu ge- ben. Meine Frau hab’ ich ihm zu danken, und ſo eine Frau iſt nur Eine in der Welt! Er erzieht unſre Kinder, und ſie lernen mehr als andre Bauerkinder, und wer- den doch gute Bauern! Herr! alle unſre Nachbarn freyen nach unſern Mädchen; allein unſre Mädchen ſind keine Narren — Doch Herr! hier iſt die Gränze! Da ſehn ſie den groſsen Thurm von U*** vor ſich. Sie dürfen nun nur auf der Landſtraſse blei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/65
Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/65>, abgerufen am 21.11.2024.