Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.ohne Schmuck; aber sehr reinlich und hel- ohne Schmuck; aber ſehr reinlich und hel- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0058" n="50"/> ohne Schmuck; aber ſehr reinlich und hel-<lb/> le; den Boden mit Bluhmen beſtreut, und<lb/> die Wände mit Meyen verziert. Der Al-<lb/> tar war ein Tiſch. Der Gottesdienſt nahm<lb/> ſeinen Anfang mit einem Geſange, der von<lb/> einer kleinen Orgel regiert wurde. Mei-<lb/> ne Verwunderung war nicht geringe wie<lb/> ich das Gellertſche Lied. Mein erſt Gefühl<lb/> ſey Preis und Dank u. ſ. w. nach der Ba-<lb/> chiſchen Melodie anſtimmen hörte. Der<lb/> Geſang wurde langſam, feyerlich und mit<lb/> einem Anſtande ausgeführt, davon ich noch<lb/> kein Beyſpiel geſehen hatte. Gott! dacht’<lb/> ich in mir; ſo giebt es doch noch irgend-<lb/> wo in einem unbekannten Winkel der Welt,<lb/> einen kleinen verachteten Haufen, der Dir<lb/> in der Einfalt ſeines Herzens dient und in<lb/> Deinem Dienſte ſeine Luſt findet. Wie<lb/> viel anders nahen ſich die ſtolzen Bewohner<lb/> der Städte Deinem Heiligthume! Welch ein<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [50/0058]
ohne Schmuck; aber ſehr reinlich und hel-
le; den Boden mit Bluhmen beſtreut, und
die Wände mit Meyen verziert. Der Al-
tar war ein Tiſch. Der Gottesdienſt nahm
ſeinen Anfang mit einem Geſange, der von
einer kleinen Orgel regiert wurde. Mei-
ne Verwunderung war nicht geringe wie
ich das Gellertſche Lied. Mein erſt Gefühl
ſey Preis und Dank u. ſ. w. nach der Ba-
chiſchen Melodie anſtimmen hörte. Der
Geſang wurde langſam, feyerlich und mit
einem Anſtande ausgeführt, davon ich noch
kein Beyſpiel geſehen hatte. Gott! dacht’
ich in mir; ſo giebt es doch noch irgend-
wo in einem unbekannten Winkel der Welt,
einen kleinen verachteten Haufen, der Dir
in der Einfalt ſeines Herzens dient und in
Deinem Dienſte ſeine Luſt findet. Wie
viel anders nahen ſich die ſtolzen Bewohner
der Städte Deinem Heiligthume! Welch ein
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