scheint in diesem allen ungemein viel Ver- dienstliches zu seyn. Die Sache obenhin betrachtet werd' ich es selbst so finden müs- sen. Aber ich will mich einmal nicht an einer flüchtigen Betrachtung genügen, ich will meinem Gewissen freye Aussicht las- sen; ich will es mir selbst sagen, was ich villeicht nicht annehmen, was ich für eine Beleidigung halten würde, wenn es mir an- dre sagten. Nun also, diese so rühmliche Anstalt -- war ein Werk meines Ehrgei- zes. Der Gedanke: Deine Zeitgenossen werden dich bewundern, du wirst unter den Sonnen des Vaterlandes glänzen, dein Name wird mit deinem Denkmahle auf die späteste Nachwelt herunterkommen; dieser Gedanke, deutlich oder verworren gedacht, erzeugte den Entwurf, begleitete seine Aus- führung; Wohlwollen und Menschenliebe hatten wenig Antheil daran. -- Woher
ſcheint in dieſem allen ungemein viel Ver- dienſtliches zu ſeyn. Die Sache obenhin betrachtet werd’ ich es ſelbſt ſo finden müſ- ſen. Aber ich will mich einmal nicht an einer flüchtigen Betrachtung genügen, ich will meinem Gewiſsen freye Ausſicht laſ- ſen; ich will es mir ſelbſt ſagen, was ich villeicht nicht annehmen, was ich für eine Beleidigung halten würde, wenn es mir an- dre ſagten. Nun alſo, dieſe ſo rühmliche Anſtalt — war ein Werk meines Ehrgei- zes. Der Gedanke: Deine Zeitgenoſsen werden dich bewundern, du wirſt unter den Sonnen des Vaterlandes glänzen, dein Name wird mit deinem Denkmahle auf die ſpäteſte Nachwelt herunterkommen; dieſer Gedanke, deutlich oder verworren gedacht, erzeugte den Entwurf, begleitete ſeine Aus- führung; Wohlwollen und Menſchenliebe hatten wenig Antheil daran. — Woher
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ſcheint in dieſem allen ungemein viel Ver-
dienſtliches zu ſeyn. Die Sache obenhin
betrachtet werd’ ich es ſelbſt ſo finden müſ-
ſen. Aber ich will mich einmal nicht an
einer flüchtigen Betrachtung genügen, ich
will meinem Gewiſsen freye Ausſicht laſ-
ſen; ich will es mir ſelbſt ſagen, was ich
villeicht nicht annehmen, was ich für eine
Beleidigung halten würde, wenn es mir an-
dre ſagten. Nun alſo, dieſe ſo rühmliche
Anſtalt — war ein Werk meines Ehrgei-
zes. Der Gedanke: Deine Zeitgenoſsen
werden dich bewundern, du wirſt unter
den Sonnen des Vaterlandes glänzen, dein
Name wird mit deinem Denkmahle auf die
ſpäteſte Nachwelt herunterkommen; dieſer
Gedanke, deutlich oder verworren gedacht,
erzeugte den Entwurf, begleitete ſeine Aus-
führung; Wohlwollen und Menſchenliebe
hatten wenig Antheil daran. — Woher
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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/221>, abgerufen am 06.05.2024.
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