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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.

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von der man noch nicht sagen kann, ob sie
hohl oder voll seyn werde. Man sage
nicht: Die Fürsten verlangen zu viel. Erst-
lich sind wir die Leute nicht, die das ent-
scheiden können, und dann so mögen sie
viel oder wenig fodern: der Haabsucht ist
auch das Wenige zu viel. Das sanfteste
Joch, denkt man, ist doch ein Joch. --
Diess Bedürfniss wird mit einem kupfernen
Dreyer versteuert. Es ist doch immer ein
Dreyer! Wie? wenn ich ihn behielte, und
doch mein Bedürfniss befriedigte? Jch kann
es sicher: Wohlan! -- Diesen Zoll kann
ich verfahren. Lass sehen! Jch gewinne
den dritten Theil eines Thalers, wenn ich
es thue. Eine Kleinigkeit, in der That!
um die ich den Fürsten lieber nicht betrü-
gen wollte; allein man wird aufgehalten,
und das ist verdriesslich! -- Aber der
Zollverwalter ist ein Argus und Briareus

(I. Theil.) N

von der man noch nicht ſagen kann, ob ſie
hohl oder voll ſeyn werde. Man ſage
nicht: Die Fürſten verlangen zu viel. Erſt-
lich ſind wir die Leute nicht, die das ent-
ſcheiden können, und dann ſo mögen ſie
viel oder wenig fodern: der Haabſucht iſt
auch das Wenige zu viel. Das ſanfteſte
Joch, denkt man, iſt doch ein Joch. —
Dieſs Bedürfniſs wird mit einem kupfernen
Dreyer verſteuert. Es iſt doch immer ein
Dreyer! Wie? wenn ich ihn behielte, und
doch mein Bedürfniſs befriedigte? Jch kann
es ſicher: Wohlan! — Dieſen Zoll kann
ich verfahren. Laſs ſehen! Jch gewinne
den dritten Theil eines Thalers, wenn ich
es thue. Eine Kleinigkeit, in der That!
um die ich den Fürſten lieber nicht betrü-
gen wollte; allein man wird aufgehalten,
und das iſt verdrieſslich! — Aber der
Zollverwalter iſt ein Argus und Briareus

(I. Theil.) N
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[191/0199] von der man noch nicht ſagen kann, ob ſie hohl oder voll ſeyn werde. Man ſage nicht: Die Fürſten verlangen zu viel. Erſt- lich ſind wir die Leute nicht, die das ent- ſcheiden können, und dann ſo mögen ſie viel oder wenig fodern: der Haabſucht iſt auch das Wenige zu viel. Das ſanfteſte Joch, denkt man, iſt doch ein Joch. — Dieſs Bedürfniſs wird mit einem kupfernen Dreyer verſteuert. Es iſt doch immer ein Dreyer! Wie? wenn ich ihn behielte, und doch mein Bedürfniſs befriedigte? Jch kann es ſicher: Wohlan! — Dieſen Zoll kann ich verfahren. Laſs ſehen! Jch gewinne den dritten Theil eines Thalers, wenn ich es thue. Eine Kleinigkeit, in der That! um die ich den Fürſten lieber nicht betrü- gen wollte; allein man wird aufgehalten, und das iſt verdrieſslich! — Aber der Zollverwalter iſt ein Argus und Briareus (I. Theil.) N

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Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/199>, abgerufen am 09.05.2024.