Ich habe Ihr Schreiben vom 19. dieses Monats zu erhalten das Vergnügen gehabt und spreche Ihnen, mein lieber Fürst, für Ihre Mit¬ theilungen, sowie für die damit verbundene Zusendung des Akten¬ stückes aus St. Petersburg meinen wärmsten Dank aus. Von Beidem habe ich mit jenem lebhaften Interesse Kenntniß genommen, welches ich Allem, was mir von Ihnen zukommt, entgegenbringe. Das Erfreulichste aber, das mir Ihre Zeilen brachten, war mir die Nachricht von dem Fortschritte Ihrer Genesung, welcher, wie ich von Herzen wünsche, zur völligen Wiederherstellung Ihrer Gesund¬ heit führen möge. Die begründete Hoffnung, daß Sie sich neu gestärkt und erfrischt auch ferner der hohen Aufgabe Ihres staats¬ männischen Berufes vollauf werden widmen können, läßt mich der weiteren Entwicklung der politischen Lage mit um so größerer Ruhe entgegensehen. Was insbesondere das Verhältniß Deutschlands zu Rußland betrifft, so entnehme ich dem Berichte des Generals von Schweinitz mit Genugthuung, daß wenigstens an der auf¬ richtigen Friedensliebe des Kaisers von Rußland und des dortigen leitenden Ministers nicht gezweifelt werden kann. Diese immerhin beruhigende Thatsache im Vereine mit dem so glücklicher Weise herrschenden Einvernehmen zwischen Deutschland und Oesterreich, welches mir durch Ihre Mittheilungen zu meiner Freude aufs Neue als ein vollständig gesichertes bestätigt wird, erscheint wohl geeignet, die Hoffnungen auf fernere Erhaltung des Friedens zu stärken.
Empfangen Sie, mein lieber Fürst, mit dem wiederholten Ausdrucke meiner wärmsten Wünsche für Ihre volle Erkräftigung die Versicherung der besonderen Werthschätzung, mit welcher ich bin Elmau, den 27. Sept. 1883. Ihr aufrichtiger Freund Ludwig.
Achtzehntes Kapitel: König Ludwig II. von Baiern.
Mein lieber Fürſt von Bismarck!
Ich habe Ihr Schreiben vom 19. dieſes Monats zu erhalten das Vergnügen gehabt und ſpreche Ihnen, mein lieber Fürſt, für Ihre Mit¬ theilungen, ſowie für die damit verbundene Zuſendung des Akten¬ ſtückes aus St. Petersburg meinen wärmſten Dank aus. Von Beidem habe ich mit jenem lebhaften Intereſſe Kenntniß genommen, welches ich Allem, was mir von Ihnen zukommt, entgegenbringe. Das Erfreulichſte aber, das mir Ihre Zeilen brachten, war mir die Nachricht von dem Fortſchritte Ihrer Geneſung, welcher, wie ich von Herzen wünſche, zur völligen Wiederherſtellung Ihrer Geſund¬ heit führen möge. Die begründete Hoffnung, daß Sie ſich neu geſtärkt und erfriſcht auch ferner der hohen Aufgabe Ihres ſtaats¬ männiſchen Berufes vollauf werden widmen können, läßt mich der weiteren Entwicklung der politiſchen Lage mit um ſo größerer Ruhe entgegenſehen. Was insbeſondere das Verhältniß Deutſchlands zu Rußland betrifft, ſo entnehme ich dem Berichte des Generals von Schweinitz mit Genugthuung, daß wenigſtens an der auf¬ richtigen Friedensliebe des Kaiſers von Rußland und des dortigen leitenden Miniſters nicht gezweifelt werden kann. Dieſe immerhin beruhigende Thatſache im Vereine mit dem ſo glücklicher Weiſe herrſchenden Einvernehmen zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich, welches mir durch Ihre Mittheilungen zu meiner Freude aufs Neue als ein vollſtändig geſichertes beſtätigt wird, erſcheint wohl geeignet, die Hoffnungen auf fernere Erhaltung des Friedens zu ſtärken.
Empfangen Sie, mein lieber Fürſt, mit dem wiederholten Ausdrucke meiner wärmſten Wünſche für Ihre volle Erkräftigung die Verſicherung der beſonderen Werthſchätzung, mit welcher ich bin Elmau, den 27. Sept. 1883. Ihr aufrichtiger Freund Ludwig.
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Achtzehntes Kapitel: König Ludwig II. von Baiern.
Mein lieber Fürſt von Bismarck!
Ich habe Ihr Schreiben vom 19. dieſes Monats zu erhalten das
Vergnügen gehabt und ſpreche Ihnen, mein lieber Fürſt, für Ihre Mit¬
theilungen, ſowie für die damit verbundene Zuſendung des Akten¬
ſtückes aus St. Petersburg meinen wärmſten Dank aus. Von Beidem
habe ich mit jenem lebhaften Intereſſe Kenntniß genommen, welches
ich Allem, was mir von Ihnen zukommt, entgegenbringe. Das
Erfreulichſte aber, das mir Ihre Zeilen brachten, war mir die
Nachricht von dem Fortſchritte Ihrer Geneſung, welcher, wie ich
von Herzen wünſche, zur völligen Wiederherſtellung Ihrer Geſund¬
heit führen möge. Die begründete Hoffnung, daß Sie ſich neu
geſtärkt und erfriſcht auch ferner der hohen Aufgabe Ihres ſtaats¬
männiſchen Berufes vollauf werden widmen können, läßt mich der
weiteren Entwicklung der politiſchen Lage mit um ſo größerer Ruhe
entgegenſehen. Was insbeſondere das Verhältniß Deutſchlands zu
Rußland betrifft, ſo entnehme ich dem Berichte des Generals
von Schweinitz mit Genugthuung, daß wenigſtens an der auf¬
richtigen Friedensliebe des Kaiſers von Rußland und des dortigen
leitenden Miniſters nicht gezweifelt werden kann. Dieſe immerhin
beruhigende Thatſache im Vereine mit dem ſo glücklicher Weiſe
herrſchenden Einvernehmen zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich,
welches mir durch Ihre Mittheilungen zu meiner Freude aufs
Neue als ein vollſtändig geſichertes beſtätigt wird, erſcheint wohl
geeignet, die Hoffnungen auf fernere Erhaltung des Friedens zu
ſtärken.
Empfangen Sie, mein lieber Fürſt, mit dem wiederholten
Ausdrucke meiner wärmſten Wünſche für Ihre volle Erkräftigung
die Verſicherung der beſonderen Werthſchätzung, mit welcher ich bin
Elmau, den 27. Sept. 1883.
Ihr
aufrichtiger Freund
Ludwig.
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Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 1. Stuttgart, 1898, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bismarck_erinnerungen01_1898/403>, abgerufen am 22.11.2024.
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