Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 1. Stuttgart, 1898.R. Goltz. R. v. Auerswald. Olmütz im Empfinden des Prinzen. zu brechen, und daß ich in dem Falle ihm die Fehde und denGrund derselben vorher offen ansagen würde. Graf Goltz wollte sich damals verheirathen und bezeichnete mir als sein nächstes Ver¬ langen den Gesandschaftsposten in Athen. "Man soll mir," setzte er mit Bitterkeit hinzu, "schon einen Posten geben und einen guten; davor ist mir nicht bange." Die scharfe Kritik der Politik Olmütz, die in der That nicht Im Sommer 1853 schien es, daß Goltz sich seinem Ziele "Von Manteuffel hörte ich, daß Goltz ihm erklärt hat, nur R. Goltz. R. v. Auerswald. Olmütz im Empfinden des Prinzen. zu brechen, und daß ich in dem Falle ihm die Fehde und denGrund derſelben vorher offen anſagen würde. Graf Goltz wollte ſich damals verheirathen und bezeichnete mir als ſein nächſtes Ver¬ langen den Geſandſchaftspoſten in Athen. „Man ſoll mir,“ ſetzte er mit Bitterkeit hinzu, „ſchon einen Poſten geben und einen guten; davor iſt mir nicht bange.“ Die ſcharfe Kritik der Politik Olmütz, die in der That nicht Im Sommer 1853 ſchien es, daß Goltz ſich ſeinem Ziele „Von Manteuffel hörte ich, daß Goltz ihm erklärt hat, nur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0122" n="95"/><fw place="top" type="header">R. Goltz. R. v. Auerswald. Olmütz im Empfinden des Prinzen.<lb/></fw> zu brechen, und daß ich in dem Falle ihm die Fehde und den<lb/> Grund derſelben vorher offen anſagen würde. Graf Goltz wollte<lb/> ſich damals verheirathen und bezeichnete mir als ſein nächſtes Ver¬<lb/> langen den Geſandſchaftspoſten in Athen. „Man ſoll mir,“ ſetzte<lb/> er mit Bitterkeit hinzu, „ſchon einen Poſten geben und einen guten;<lb/> davor iſt mir nicht bange.“</p><lb/> <p>Die ſcharfe Kritik der Politik Olmütz, die in der That nicht<lb/> ſo ſehr die Schuld des preußiſchen Unterhändlers als der, um das<lb/> Wenigſte zu ſagen, ungeſchickten Leitung der preußiſchen Politik bis<lb/> zu ſeiner Zuſammenkunft mit dem Fürſten Schwarzenberg war,<lb/> und die Schilderung ihrer Folgen, das war die erſte Waffe, mit<lb/> welcher Manteuffel von Goltz angegriffen und die Sympathie des<lb/> Prinzen von Preußen gewonnen wurde. In dem ſoldatiſchen Ge¬<lb/> fühle des Letztern war Olmütz ein wunder Punkt, in Bezug auf<lb/> welchen nur die militäriſche und royaliſtiſche Diſciplin dem Könige<lb/> gegenüber die Empfindung der Kränkung und des Schmerzes be¬<lb/> herrſchte. Trotz ſeiner großen Liebe zu ſeinen ruſſiſchen Ver¬<lb/> wandten, die zuletzt in der innigen Freundſchaft mit Alexander <hi rendition="#aq">II</hi>.<lb/> zum Ausdrucke kam, behielt er das Gefühl einer Demüthigung, die<lb/> Preußen durch den Kaiſer Nicolaus erlitten hatte, und dieſe<lb/> Empfindung wurde um ſo ſtärker, je mehr ſeine Mißbilligung<lb/> der Manteuffel'ſchen Politik und der öſtreichiſchen Einflüſſe ihn<lb/> der ihm früher ferner liegenden deutſchen Aufgabe Preußens<lb/> näher rückte.</p><lb/> <p>Im Sommer 1853 ſchien es, daß Goltz ſich ſeinem Ziele<lb/> nähern, zwar nicht Manteuffel verdrängen, aber doch Miniſter<lb/> werden werde. Der General Gerlach ſchrieb mir am 6. Juli:</p><lb/> <p>„Von Manteuffel hörte ich, daß Goltz ihm erklärt hat, nur<lb/> dann in das Miniſterium eintreten zu können, wenn die Umgebung<lb/> des Königs geändert, d. h. ich fortgeſchickt würde. Ich glaube<lb/> übrigens, ja ich könnte ſagen, ich weiß es, daß Manteuffel Goltz<lb/> als Rath in das Auswärtige Miniſterium hat haben wollen, um<lb/> gegen andre Perſonen dort, wie Le Coq (wohl eher gegen Gerlach<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0122]
R. Goltz. R. v. Auerswald. Olmütz im Empfinden des Prinzen.
zu brechen, und daß ich in dem Falle ihm die Fehde und den
Grund derſelben vorher offen anſagen würde. Graf Goltz wollte
ſich damals verheirathen und bezeichnete mir als ſein nächſtes Ver¬
langen den Geſandſchaftspoſten in Athen. „Man ſoll mir,“ ſetzte
er mit Bitterkeit hinzu, „ſchon einen Poſten geben und einen guten;
davor iſt mir nicht bange.“
Die ſcharfe Kritik der Politik Olmütz, die in der That nicht
ſo ſehr die Schuld des preußiſchen Unterhändlers als der, um das
Wenigſte zu ſagen, ungeſchickten Leitung der preußiſchen Politik bis
zu ſeiner Zuſammenkunft mit dem Fürſten Schwarzenberg war,
und die Schilderung ihrer Folgen, das war die erſte Waffe, mit
welcher Manteuffel von Goltz angegriffen und die Sympathie des
Prinzen von Preußen gewonnen wurde. In dem ſoldatiſchen Ge¬
fühle des Letztern war Olmütz ein wunder Punkt, in Bezug auf
welchen nur die militäriſche und royaliſtiſche Diſciplin dem Könige
gegenüber die Empfindung der Kränkung und des Schmerzes be¬
herrſchte. Trotz ſeiner großen Liebe zu ſeinen ruſſiſchen Ver¬
wandten, die zuletzt in der innigen Freundſchaft mit Alexander II.
zum Ausdrucke kam, behielt er das Gefühl einer Demüthigung, die
Preußen durch den Kaiſer Nicolaus erlitten hatte, und dieſe
Empfindung wurde um ſo ſtärker, je mehr ſeine Mißbilligung
der Manteuffel'ſchen Politik und der öſtreichiſchen Einflüſſe ihn
der ihm früher ferner liegenden deutſchen Aufgabe Preußens
näher rückte.
Im Sommer 1853 ſchien es, daß Goltz ſich ſeinem Ziele
nähern, zwar nicht Manteuffel verdrängen, aber doch Miniſter
werden werde. Der General Gerlach ſchrieb mir am 6. Juli:
„Von Manteuffel hörte ich, daß Goltz ihm erklärt hat, nur
dann in das Miniſterium eintreten zu können, wenn die Umgebung
des Königs geändert, d. h. ich fortgeſchickt würde. Ich glaube
übrigens, ja ich könnte ſagen, ich weiß es, daß Manteuffel Goltz
als Rath in das Auswärtige Miniſterium hat haben wollen, um
gegen andre Perſonen dort, wie Le Coq (wohl eher gegen Gerlach
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