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Bismarci, Johannis: Obiit. Rarae. Pietatis. Ac. Doctrinae. Theologus Joachimus Lütkemannus. Wolfenbüttel, 1656.

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[Spaltenumbruch] Vnser Lütkeman ist hin! Vnverhoftes Vnglücks Stimme Wie betrübftu unsern Sinn? Wie ver schlägt dein rauher Blast Vnsre Hoffnungs volle Mast In der Klippen enge Krümme? Vnser Lückeman ist hin! Dem wir billig langes Leben / Ja erneuten Anbegin Seiner vorvergangnen Zeit / Wünscheten zu unsrer Freud' Hat den Geist / Ach! aufgegeben! Vnser Lütkeman ist hin; Vnsre Freud' ist auch gewesen: Ich bin nicht mehr der ich bin. Gtesi jhr Thränen / wie ihr thut / Daß man meines Vnmuths Muth Mog' an Wang und Augen lesen. Welchen ich wie ich ja solt Hab an Vaters statt geliebet; Der mir stets so wohl gewolt / Vnd mit aller Weißheit schmückt / Ist mir durch den Todt entrückt / Solt' ich denn sein unbetrübet? Rostock du erinnerst dich Noch des letzten letzens Thränen; Wie dein trewer Priester sich Durch sein Flehen / seine Lehr / Seinen Wandel / doch so sehr Pflag nach deiner Wolfahrt sehnen. Frommer Fürste dessen Hand Braunschweigs fettes Land regieret / Dir für allen ist bekandt / In was ebner Lebens-Bahn / [Spaltenumbruch] Dein getrewer Lütkeman / Seine Lehr und Lauff geführet. Wem ist / bitt' ich unbewust / Sein vergeistetes Gemüthe- Sein in GOtt verliebte Brust / Sein so arbeitseelger Fleiß / Seines frommen Wandels Preiß / Vnd sein Ruhm von GOttes Güte? Er zwar hat den guten Lauff Seines Lebens nun vollendet / All sein Vnglück horet auff / Seine Sorgen / seine Noth / Seine Kranckheit / Schmertzen Todt / Hat in Jauchzen sich geendet. Doch ist unsre Traurigkeit / Vngereimet nicht zu halten / Die wir tragen billich Leid / Vber seines Todes Fall: Hört man nicht des Hauses Knall / Wenn die starcken Balcken spalten? Wer mit Tugend so geziert / Wer so lebet wie er gläubet / Wer da solchen Wandel führt / Wer' ja würdig länger Zeit / Ja daß er der Ewigkeit Würd' ohn sterben einverleibet. Doch ist jhm die Todesquaal Nur der Eingang zu dem Leben / Vnd dem frohen Himmelssaal / GOTT / dem nichtes unbewust / Wird des Lückemans Verlust / Durch vermehrten Seegen heben. Derowegen sey gegrüst Seelige Seel / und hoch erhaben / Derer grosser Lohn und Lust Nun dein GOtt und CHRIstus ist.
[Spaltenumbruch] Vnser Lütkeman ist hin! Vnverhoftes Vnglücks Stim̃e Wie betrübftu unsern Sinn? Wie ver schlägt dein rauher Blast Vnsre Hoffnungs volle Mast In der Klippen enge Krümme? Vnser Lückeman ist hin! Dem wir billig langes Leben / Ja erneuten Anbegin Seiner vorvergangnen Zeit / Wünscheten zu unsrer Freud’ Hat den Geist / Ach! aufgegeben! Vnser Lütkeman ist hin; Vnsre Freud‘ ist auch gewesen: Ich bin nicht mehr der ich bin. Gtesi jhr Thränen / wie ihr thut / Daß man meines Vnmuths Muth Mog’ an Wang und Augen lesen. Welchen ich wie ich ja solt Hab an Vaters statt geliebet; Der mir stets so wohl gewolt / Vnd mit aller Weißheit schmückt / Ist mir durch den Todt entrückt / Solt’ ich denn sein unbetrübet? Rostock du erinnerst dich Noch des letzten letzens Thränen; Wie dein trewer Priester sich Durch sein Flehen / seine Lehr / Seinen Wandel / doch so sehr Pflag nach deiner Wolfahrt sehnen. Frommer Fürste dessen Hand Braunschweigs fettes Land regieret / Dir für allen ist bekandt / In was ebner Lebens-Bahn / [Spaltenumbruch] Dein getrewer Lütkeman / Seine Lehr und Lauff geführet. Wem ist / bitt’ ich unbewust / Sein vergeistetes Gemüthe- Sein in GOtt verliebte Brust / Sein so arbeitseelger Fleiß / Seines frommen Wandels Preiß / Vnd sein Ruhm von GOttes Güte? Er zwar hat den guten Lauff Seines Lebens nun vollendet / All sein Vnglück horet auff / Seine Sorgen / seine Noth / Seine Kranckheit / Schmertzen Todt / Hat in Jauchzen sich geendet. Doch ist unsre Traurigkeit / Vngereimet nicht zu halten / Die wir tragen billich Leid / Vber seines Todes Fall: Hört man nicht des Hauses Knall / Wenn die starcken Balcken spalten? Wer mit Tugend so geziert / Wer so lebet wie er gläubet / Wer da solchen Wandel führt / Wer’ ja würdig länger Zeit / Ja daß er der Ewigkeit Würd’ ohn sterben einverleibet. Doch ist jhm die Todesquaal Nur der Eingang zu dem Leben / Vnd dem frohen Himmelssaal / GOTT / dem nichtes unbewust / Wird des Lückemans Verlust / Durch vermehrten Seegen heben. Derowegen sey gegrüst Seelige Seel / und hoch erhaben / Derer grosser Lohn und Lust Nun dein GOtt und CHRIstus ist.
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[0006] Vnser Lütkeman ist hin! Vnverhoftes Vnglücks Stim̃e Wie betrübftu unsern Sinn? Wie ver schlägt dein rauher Blast Vnsre Hoffnungs volle Mast In der Klippen enge Krümme? Vnser Lückeman ist hin! Dem wir billig langes Leben / Ja erneuten Anbegin Seiner vorvergangnen Zeit / Wünscheten zu unsrer Freud’ Hat den Geist / Ach! aufgegeben! Vnser Lütkeman ist hin; Vnsre Freud‘ ist auch gewesen: Ich bin nicht mehr der ich bin. Gtesi jhr Thränen / wie ihr thut / Daß man meines Vnmuths Muth Mog’ an Wang und Augen lesen. Welchen ich wie ich ja solt Hab an Vaters statt geliebet; Der mir stets so wohl gewolt / Vnd mit aller Weißheit schmückt / Ist mir durch den Todt entrückt / Solt’ ich denn sein unbetrübet? Rostock du erinnerst dich Noch des letzten letzens Thränen; Wie dein trewer Priester sich Durch sein Flehen / seine Lehr / Seinen Wandel / doch so sehr Pflag nach deiner Wolfahrt sehnen. Frommer Fürste dessen Hand Braunschweigs fettes Land regieret / Dir für allen ist bekandt / In was ebner Lebens-Bahn / Dein getrewer Lütkeman / Seine Lehr und Lauff geführet. Wem ist / bitt’ ich unbewust / Sein vergeistetes Gemüthe- Sein in GOtt verliebte Brust / Sein so arbeitseelger Fleiß / Seines frommen Wandels Preiß / Vnd sein Ruhm von GOttes Güte? Er zwar hat den guten Lauff Seines Lebens nun vollendet / All sein Vnglück horet auff / Seine Sorgen / seine Noth / Seine Kranckheit / Schmertzen Todt / Hat in Jauchzen sich geendet. Doch ist unsre Traurigkeit / Vngereimet nicht zu halten / Die wir tragen billich Leid / Vber seines Todes Fall: Hört man nicht des Hauses Knall / Wenn die starcken Balcken spalten? Wer mit Tugend so geziert / Wer so lebet wie er gläubet / Wer da solchen Wandel führt / Wer’ ja würdig länger Zeit / Ja daß er der Ewigkeit Würd’ ohn sterben einverleibet. Doch ist jhm die Todesquaal Nur der Eingang zu dem Leben / Vnd dem frohen Himmelssaal / GOTT / dem nichtes unbewust / Wird des Lückemans Verlust / Durch vermehrten Seegen heben. Derowegen sey gegrüst Seelige Seel / und hoch erhaben / Derer grosser Lohn und Lust Nun dein GOtt und CHRIstus ist.

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Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

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Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
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  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
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  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
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Zitationshilfe: Bismarci, Johannis: Obiit. Rarae. Pietatis. Ac. Doctrinae. Theologus Joachimus Lütkemannus. Wolfenbüttel, 1656, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bismarci_diem_1656/6>, abgerufen am 29.03.2024.