Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

Bild:
<< vorherige Seite

Fürbitt-Andacht.
Also hat er den Mose zum öftern erhöret/
wann er für sein Volk gebetten: aber
die Bitte/ daß ihn GOtt wolte ins gelobte
Land miteingehen lassen/ ward ihme ver-
saget. Wann Glaub und Liebe miteinan-
der vor GOtt kommen/ da ist er überwun-
den und gebunden: Er kan solche Bitte
nicht abschlagen/ er muß hören und er-
hören.

8 Ein glaubiger Fürbitter thut eben
das auf Erden/ was JEsus Christus im
Himmel thut: das mag ja ein hohes
Werk seyn. Du wirst/ auf diese Weise/
deines Bruders Heiland/ wann du glaubig
für ihn bittest. Und wir sind dannoch so
verdrossen/ so ein herrliches Amt zu über-
nehmen. Es soll auch die Fürbitte dem
Beter mit-nutzen: dann er schliesset ja
sich selbst mit ein/ wann er für alle bittet.

9 Jst den Christen in allen Dingen/
so ist auch ihnen im Gebet/ die Einigkeit
nötig. Bey dem Ungewitter blöckt die
ganze Schaf-Heerde: warum nicht/ bey
angedrohten Göttlichen Zorn-Sturm/ die
ganze Christgemein? Viel Tropfen hölen
den Marmor; manche Streiche fällen die
Eichen; viel Geschüze eine Mauren: viel Thre-
nen erweichen das Göttliche Vatterhertz.
Soll das Wasser-Rad aus dem Fluß einen

Teich

Fuͤrbitt-Andacht.
Alſo hat er den Moſe zum oͤftern erhoͤret/
wann er fuͤr ſein Volk gebetten: aber
die Bitte/ daß ihn GOtt wolte ins gelobte
Land miteingehen laſſen/ ward ihme ver-
ſaget. Wann Glaub und Liebe miteinan-
der vor GOtt kommen/ da iſt er uͤberwun-
den und gebunden: Er kan ſolche Bitte
nicht abſchlagen/ er muß hoͤren und er-
hoͤren.

8 Ein glaubiger Fuͤrbitter thut eben
das auf Erden/ was JEſus Chriſtus im
Himmel thut: das mag ja ein hohes
Werk ſeyn. Du wirſt/ auf dieſe Weiſe/
deines Bruders Heiland/ wann du glaubig
fuͤr ihn bitteſt. Und wir ſind dannoch ſo
verdroſſen/ ſo ein herꝛliches Amt zu uͤber-
nehmen. Es ſoll auch die Fuͤrbitte dem
Beter mit-nutzen: dann er ſchlieſſet ja
ſich ſelbſt mit ein/ wann er fuͤr alle bittet.

9 Jſt den Chriſten in allen Dingen/
ſo iſt auch ihnen im Gebet/ die Einigkeit
noͤtig. Bey dem Ungewitter bloͤckt die
ganze Schaf-Heerde: warum nicht/ bey
angedrohten Goͤttlichen Zorn-Sturm/ die
ganze Chriſtgemein? Viel Tropfen hoͤlen
den Marmor; manche Streiche faͤllen die
Eichen; viel Geſchuͤze eine Maurẽ: viel Thꝛe-
nen erweichen das Goͤttliche Vatterhertz.
Soll das Waſſer-Rad aus dem Fluß einen

Teich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0320" n="292"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;rbitt-Andacht.</hi></fw><lb/>
Al&#x017F;o hat er den Mo&#x017F;e zum o&#x0364;ftern erho&#x0364;ret/<lb/>
wann er fu&#x0364;r &#x017F;ein Volk gebetten: aber<lb/>
die Bitte/ daß ihn GOtt wolte ins gelobte<lb/>
Land miteingehen la&#x017F;&#x017F;en/ ward ihme ver-<lb/>
&#x017F;aget. Wann Glaub und Liebe miteinan-<lb/>
der vor GOtt kommen/ da i&#x017F;t er u&#x0364;berwun-<lb/>
den und gebunden: Er kan &#x017F;olche Bitte<lb/>
nicht ab&#x017F;chlagen/ er muß ho&#x0364;ren und er-<lb/>
ho&#x0364;ren.</p><lb/>
            <p>8 Ein glaubiger Fu&#x0364;rbitter thut eben<lb/>
das auf Erden/ was JE&#x017F;us Chri&#x017F;tus im<lb/>
Himmel thut: das mag ja ein hohes<lb/>
Werk &#x017F;eyn. Du wir&#x017F;t/ auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e/<lb/>
deines Bruders Heiland/ wann du glaubig<lb/>
fu&#x0364;r ihn bitte&#x017F;t. Und wir &#x017F;ind dannoch &#x017F;o<lb/>
verdro&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o ein her&#xA75B;liches Amt zu u&#x0364;ber-<lb/>
nehmen. Es &#x017F;oll auch die Fu&#x0364;rbitte dem<lb/>
Beter mit-nutzen: dann er &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et ja<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t mit ein/ wann er fu&#x0364;r alle bittet.</p><lb/>
            <p>9 J&#x017F;t den Chri&#x017F;ten in allen Dingen/<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t auch ihnen im Gebet/ die Einigkeit<lb/>
no&#x0364;tig. Bey dem Ungewitter blo&#x0364;ckt die<lb/>
ganze Schaf-Heerde: warum nicht/ bey<lb/>
angedrohten Go&#x0364;ttlichen Zorn-Sturm/ die<lb/>
ganze Chri&#x017F;tgemein? Viel Tropfen ho&#x0364;len<lb/>
den Marmor; manche Streiche fa&#x0364;llen die<lb/>
Eichen; viel Ge&#x017F;chu&#x0364;ze eine Maure&#x0303;: viel Th&#xA75B;e-<lb/>
nen erweichen das Go&#x0364;ttliche Vatterhertz.<lb/>
Soll das Wa&#x017F;&#x017F;er-Rad aus dem Fluß einen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Teich</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0320] Fuͤrbitt-Andacht. Alſo hat er den Moſe zum oͤftern erhoͤret/ wann er fuͤr ſein Volk gebetten: aber die Bitte/ daß ihn GOtt wolte ins gelobte Land miteingehen laſſen/ ward ihme ver- ſaget. Wann Glaub und Liebe miteinan- der vor GOtt kommen/ da iſt er uͤberwun- den und gebunden: Er kan ſolche Bitte nicht abſchlagen/ er muß hoͤren und er- hoͤren. 8 Ein glaubiger Fuͤrbitter thut eben das auf Erden/ was JEſus Chriſtus im Himmel thut: das mag ja ein hohes Werk ſeyn. Du wirſt/ auf dieſe Weiſe/ deines Bruders Heiland/ wann du glaubig fuͤr ihn bitteſt. Und wir ſind dannoch ſo verdroſſen/ ſo ein herꝛliches Amt zu uͤber- nehmen. Es ſoll auch die Fuͤrbitte dem Beter mit-nutzen: dann er ſchlieſſet ja ſich ſelbſt mit ein/ wann er fuͤr alle bittet. 9 Jſt den Chriſten in allen Dingen/ ſo iſt auch ihnen im Gebet/ die Einigkeit noͤtig. Bey dem Ungewitter bloͤckt die ganze Schaf-Heerde: warum nicht/ bey angedrohten Goͤttlichen Zorn-Sturm/ die ganze Chriſtgemein? Viel Tropfen hoͤlen den Marmor; manche Streiche faͤllen die Eichen; viel Geſchuͤze eine Maurẽ: viel Thꝛe- nen erweichen das Goͤttliche Vatterhertz. Soll das Waſſer-Rad aus dem Fluß einen Teich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/320
Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/320>, abgerufen am 18.05.2024.