Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.Hört/ Janus Kirch fällt zu! du hast von deinen Ahnen gelernt/ wie man im Feld soll brauchen Wehr und Fahnen. Jetzt lehrst du/ der in dich als einen Spiegel siht/ den Erben deines Throns/ wie man soll machen Fried. O rechter Frieden Fürst! Gott/ laß uns diesen leben Der Sternensaal bleibt dir: dem Käiser kanst du geben das Haus der Erden ein. Und dieser grosse Held wird/ kleiner zwar als du/ beherschen deine Welt/ wie Göttern sonst gebürt. Du wöllst jhn lange gönnen der Erd/ und Himmel-an jhn rücken spat von hinnen/ von dar er hergesandt. Laß aus dem Menschenhaus uns Menschen diesen nicht mit Lastern jagen aus. Du aber sey sein Schutz und laß jhn frölich leben/ bis er uns Nestor-alt auch gute Nacht wird geben. Ob ja das eine Aug des Reichs geschlaffen ein/ ob ja der Mond verblasst/ laß uns den Sonnenschein. DIe Sonn/ das Himmelsang/ der Wagenherr der Erden/ die Seel und Hertz der Welt/ die Tag und Liecht lässt werden/ die himmlische Latern/ die Sternenkönigin/ die Fürstin aller Zier/ deß Lebens Anbeginn/ der Quellbrunn aller Lust/ die Goldgestralte Sonne/ "je klärer sie auf uns läst schiessen jhre Wonne "im Aufgang jhres Gangs/ je schwärtzer schwärtzt die Nacht/ "im fall jhr Flammgespann zur Tränke wird gebracht "und in die Wellen steigt. Kein Tag so schön kan färben "mit Purpur Feld und Wald/ den man nicht solte sterben "und voller Abend sehn; ja dieser fähet an "zu blassen/ wann er kaum den ersten Blick gethan. "Sein Anfang lauft zum End. Der Stern der uns verkündet "den neugebornen Tag/ sich Abends wider findet. "Jetzt zeigt er die Geburt/ bald leuchtet er zu Grab "und kündet/ was er angekündet/ wieder ab "als Tod- und Lebensbot. Ein Bild deß Wandelglückes "der Menschen/ des durch Schuld verschuldten Fluchgeschickes/ "das alle Huld verkürtzt. Der ewigliche Raht "es mit gerechtem Recht also geordnet hat. im ho-
Hoͤrt/ Janus Kirch faͤllt zu! du haſt von deinen Ahnen gelernt/ wie man im Feld ſoll brauchen Wehr und Fahnen. Jetzt lehrſt du/ der in dich als einen Spiegel ſiht/ den Erben deines Throns/ wie man ſoll machen Fried. O rechter Frieden Fuͤrſt! Gott/ laß uns dieſen leben Der Sternenſaal bleibt dir: dem Kaͤiſer kanſt du geben das Haus der Erden ein. Und dieſer groſſe Held wird/ kleiner zwar als du/ beherſchen deine Welt/ wie Goͤttern ſonſt gebuͤrt. Du woͤllſt jhn lange goͤnnen der Erd/ und Himmel-an jhn ruͤcken ſpat von hinnen/ von dar er hergeſandt. Laß aus dem Menſchenhaus uns Menſchen dieſen nicht mit Laſtern jagen aus. Du aber ſey ſein Schutz und laß jhn froͤlich leben/ bis er uns Neſtor-alt auch gute Nacht wird geben. Ob ja das eine Aug des Reichs geſchlaffen ein/ ob ja der Mond verblaſſt/ laß uns den Sonnenſchein. DIe Sonn/ das Himmelsang/ der Wagenherr der Erden/ die Seel und Hertz der Welt/ die Tag und Liecht laͤſſt werdẽ/ die himmliſche Latern/ die Sternenkoͤnigin/ die Fuͤrſtin aller Zier/ deß Lebens Anbeginn/ der Quellbrunn aller Luſt/ die Goldgeſtralte Sonne/ „je klaͤrer ſie auf uns laͤſt ſchieſſen jhre Wonne „im Aufgang jhres Gangs/ je ſchwaͤrtzer ſchwaͤrtzt die Nacht/ „im fall jhr Flammgeſpann zur Traͤnke wird gebracht „und in die Wellen ſteigt. Kein Tag ſo ſchoͤn kan faͤrben „mit Purpur Feld und Wald/ den man nicht ſolte ſterben „und voller Abend ſehn; ja dieſer faͤhet an „zu blaſſen/ wann er kaum den erſten Blick gethan. „Sein Anfang lauft zum End. Der Stern der uns verkuͤndet „den neugebornen Tag/ ſich Abends wider findet. „Jetzt zeigt er die Geburt/ bald leuchtet er zu Grab „und kuͤndet/ was er angekuͤndet/ wieder ab „als Tod- und Lebensbot. Ein Bild deß Wandelgluͤckes „der Menſchen/ des durch Schuld verſchuldten Fluchgeſchickes/ „das alle Huld verkuͤrtzt. Der ewigliche Raht „es mit gerechtem Recht alſo geordnet hat. im ho-
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Jetzt lehrſt du/ der in dich als einen Spiegel ſiht/
den Erben deines Throns/ wie man ſoll machen Fried.
O rechter Frieden Fuͤrſt! Gott/ laß uns dieſen leben
Der Sternenſaal bleibt dir: dem Kaͤiſer kanſt du geben
das Haus der Erden ein. Und dieſer groſſe Held
wird/ kleiner zwar als du/ beherſchen deine Welt/
wie Goͤttern ſonſt gebuͤrt. Du woͤllſt jhn lange goͤnnen
der Erd/ und Himmel-an jhn ruͤcken ſpat von hinnen/
von dar er hergeſandt. Laß aus dem Menſchenhaus
uns Menſchen dieſen nicht mit Laſtern jagen aus.
Du aber ſey ſein Schutz und laß jhn froͤlich leben/
bis er uns Neſtor-alt auch gute Nacht wird geben.
Ob ja das eine Aug des Reichs geſchlaffen ein/
ob ja der Mond verblaſſt/ laß uns den Sonnenſchein.
DIe Sonn/ das Himmelsang/ der Wagenherr der Erden/
die Seel und Hertz der Welt/ die Tag und Liecht laͤſſt werdẽ/
die himmliſche Latern/ die Sternenkoͤnigin/
die Fuͤrſtin aller Zier/ deß Lebens Anbeginn/
der Quellbrunn aller Luſt/ die Goldgeſtralte Sonne/
„je klaͤrer ſie auf uns laͤſt ſchieſſen jhre Wonne
„im Aufgang jhres Gangs/ je ſchwaͤrtzer ſchwaͤrtzt die Nacht/
„im fall jhr Flammgeſpann zur Traͤnke wird gebracht
„und in die Wellen ſteigt. Kein Tag ſo ſchoͤn kan faͤrben
„mit Purpur Feld und Wald/ den man nicht ſolte ſterben
„und voller Abend ſehn; ja dieſer faͤhet an
„zu blaſſen/ wann er kaum den erſten Blick gethan.
„Sein Anfang lauft zum End. Der Stern der uns verkuͤndet
„den neugebornen Tag/ ſich Abends wider findet.
„Jetzt zeigt er die Geburt/ bald leuchtet er zu Grab
„und kuͤndet/ was er angekuͤndet/ wieder ab
„als Tod- und Lebensbot. Ein Bild deß Wandelgluͤckes
„der Menſchen/ des durch Schuld verſchuldten Fluchgeſchickes/
„das alle Huld verkuͤrtzt. Der ewigliche Raht
„es mit gerechtem Recht alſo geordnet hat.
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