Die Linie E G F stellet die Weltare vor, auf welche man winkelrecht die Linie GH, biß an den Durchschnitt mit der Mittagslinie zichet, diese Linie G H repräsentiret den Radium des Aequators, und die durch das Punct H gezoge- ne Linie LHK, welche die Mittagslinie winkelrecht durchschneidet, die gemeine Section des Aequators mit der Uhrfläche.
Man machet ferner H B, H G gleich, und beschreibet aus dem Puncte B, als dem Mittelpuncte die Circumferenz des Quadrantens MH, die man in 6. gleiche Bögen, jeden von 15. Graden, mit punetirten Linien eintheilet, da dann solche Linien die Linie L K in ungleiche Theile, welche die Tangenten die- ser Bögen sind, theilen werden. Endlich muß man durch diese Eintheilungs- puncte, und durch den Mittelpunct E die Stundenlinien von der 6ten Stunde an zu früh biß auf 6. Uhr zu Abends ziehen, welche die Uhr geben werden, gleich- wie solches in der besagten 5ten Figur zu ersehen ist. Wann man nun die hal- ben und Biertelstunden auch darauf zeichnen will, so verfähret man darbey, wie wir bey der Horizontaluhr gesagt haben.
Diese Uhr wird entweder an eine Mauer, oder auf eine Fläche, die auf dem Horizont perpendicular stehet, und gerad gegen Mittag gerichtet ist, ge- stellet, und daher heisset auch solche eine Verticalmittagsuhr.
Ihre Mittagslinie, oder die Linie der zwölften Stunde muß accurat bley- recht, und ihre Horizontallinie wagrecht seyn: Selbige hat ihr Mittelpunct in der Höhe, und das äusserste ihret Axe gehet gegen den untern Pol zu. Die andere im Gegentheil wird die Verticalmitternächtige genennet, sie hat ihren Mittelpunct unten, und das äusserste ihrer Axe gehet gegen den obern Welt- pol zu. Ihre Construction ist eben so als wie bey der Verticalmittägigen beschaffen; dann die Stundenlinien und die Axe machen einerley Winkel mit der Mittagslinie.
Die Verticalmitternächtige Uhr deutet nur ekliche Stunden in den langen Sommertägen an, nemlich zu früh von dem Anfang der Sonne, biß sie durch den Hauptvertical gehet, und zu Abends von der Zeit an, wann sie wieder von dem Hauptverticali kommet, biß zu ihrem Untergang. Wann die Sonne in dem Tropico des Sommers laufet, gehet dieselbe über dem parisischen Horizont um 4. Uhr auf, und kommet zu dem Hauptverticali zwi- schen 7. und 8. Uhr zu früh, Nachmittag gelanget sie wieder zwischen 4. und 5. Uhr des Abends zu dem Hauptverticali, und gehet um 8. Uhr unter: de- rowegen verzeichnet man nur auf dieser Uhr die Stunden von 4. Uhr zu früh biß auf 8, und von 4. Uhr des Abends biß auf 8. Innerhalb solcher Zeit wird die Verticalmittagsuhr nur von 8. Uhr des Morgens biß auf 4. Uhr des Abends erleuchtet.
Wann aber die Sonne nach ihrer Bewegung, welche sie das Jahr durch beschreibet, in den Aequator kommet, so zeiget selbige keine Stunden mehr auf der Verticalmitternächtigen Uhr, sondern sie bescheinet nur die gegenüberste- hende Fläche von ihrem Aufgang biß zu ihrem Niedergang.
Die Linie E G F ſtellet die Weltare vor, auf welche man winkelrecht die Linie GH, biß an den Durchſchnitt mit der Mittagslinie zichet, dieſe Linie G H repräſentiret den Radium des Aequators, und die durch das Punct H gezoge- ne Linie LHK, welche die Mittagslinie winkelrecht durchſchneidet, die gemeine Section des Aequators mit der Uhrfläche.
Man machet ferner H B, H G gleich, und beſchreibet aus dem Puncte B, als dem Mittelpuncte die Circumferenz des Quadrantens MH, die man in 6. gleiche Bögen, jeden von 15. Graden, mit punetirten Linien eintheilet, da dann ſolche Linien die Linie L K in ungleiche Theile, welche die Tangenten die- ſer Bögen ſind, theilen werden. Endlich muß man durch dieſe Eintheilungs- puncte, und durch den Mittelpunct E die Stundenlinien von der 6ten Stunde an zu früh biß auf 6. Uhr zu Abends ziehen, welche die Uhr geben werden, gleich- wie ſolches in der beſagten 5ten Figur zu erſehen iſt. Wann man nun die hal- ben und Biertelſtunden auch darauf zeichnen will, ſo verfähret man darbey, wie wir bey der Horizontaluhr geſagt haben.
Dieſe Uhr wird entweder an eine Mauer, oder auf eine Fläche, die auf dem Horizont perpendicular ſtehet, und gerad gegen Mittag gerichtet iſt, ge- ſtellet, und daher heiſſet auch ſolche eine Verticalmittagsuhr.
Ihre Mittagslinie, oder die Linie der zwölften Stunde muß accurat bley- recht, und ihre Horizontallinie wagrecht ſeyn: Selbige hat ihr Mittelpunct in der Höhe, und das äuſſerſte ihret Axe gehet gegen den untern Pol zu. Die andere im Gegentheil wird die Verticalmitternächtige genennet, ſie hat ihren Mittelpunct unten, und das äuſſerſte ihrer Axe gehet gegen den obern Welt- pol zu. Ihre Conſtruction iſt eben ſo als wie bey der Verticalmittägigen beſchaffen; dann die Stundenlinien und die Axe machen einerley Winkel mit der Mittagslinie.
Die Verticalmitternächtige Uhr deutet nur ekliche Stunden in den langen Sommertägen an, nemlich zu früh von dem Anfang der Sonne, biß ſie durch den Hauptvertical gehet, und zu Abends von der Zeit an, wann ſie wieder von dem Hauptverticali kommet, biß zu ihrem Untergang. Wann die Sonne in dem Tropico des Sommers laufet, gehet dieſelbe über dem pariſiſchen Horizont um 4. Uhr auf, und kommet zu dem Hauptverticali zwi- ſchen 7. und 8. Uhr zu früh, Nachmittag gelanget ſie wieder zwiſchen 4. und 5. Uhr des Abends zu dem Hauptverticali, und gehet um 8. Uhr unter: de- rowegen verzeichnet man nur auf dieſer Uhr die Stunden von 4. Uhr zu früh biß auf 8, und von 4. Uhr des Abends biß auf 8. Innerhalb ſolcher Zeit wird die Verticalmittagsuhr nur von 8. Uhr des Morgens biß auf 4. Uhr des Abends erleuchtet.
Wann aber die Sonne nach ihrer Bewegung, welche ſie das Jahr durch beſchreibet, in den Aequator kommet, ſo zeiget ſelbige keine Stunden mehr auf der Verticalmitternächtigen Uhr, ſondern ſie beſcheinet nur die gegenüberſte- hende Fläche von ihrem Aufgang biß zu ihrem Niedergang.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0348"n="326"/><p>Die Linie E G F ſtellet die Weltare vor, auf welche man winkelrecht die<lb/>
Linie GH, biß an den Durchſchnitt mit der Mittagslinie zichet, dieſe Linie G H<lb/>
repräſentiret den Radium des Aequators, und die durch das Punct H gezoge-<lb/>
ne Linie LHK, welche die Mittagslinie winkelrecht durchſchneidet, die gemeine<lb/>
Section des Aequators mit der Uhrfläche. </p><p>Man machet ferner H B, H G gleich, und beſchreibet aus dem Puncte<lb/>
B, als dem Mittelpuncte die Circumferenz des Quadrantens MH, die man in 6.<lb/>
gleiche Bögen, jeden von 15. Graden, mit punetirten Linien eintheilet, da<lb/>
dann ſolche Linien die Linie L K in ungleiche Theile, welche die Tangenten die-<lb/>ſer Bögen ſind, theilen werden. Endlich muß man durch dieſe Eintheilungs-<lb/>
puncte, und durch den Mittelpunct E die Stundenlinien von der 6ten Stunde<lb/>
an zu früh biß auf 6. Uhr zu Abends ziehen, welche die Uhr geben werden, gleich-<lb/>
wie ſolches in der beſagten 5ten Figur zu erſehen iſt. Wann man nun die hal-<lb/>
ben und Biertelſtunden auch darauf zeichnen will, ſo verfähret man darbey,<lb/>
wie wir bey der Horizontaluhr geſagt haben. </p><p>Dieſe Uhr wird entweder an eine Mauer, oder auf eine Fläche, die auf<lb/>
dem Horizont perpendicular ſtehet, und gerad gegen Mittag gerichtet iſt, ge-<lb/>ſtellet, und daher heiſſet auch ſolche eine Verticalmittagsuhr. </p><p>Ihre Mittagslinie, oder die Linie der zwölften Stunde muß accurat bley-<lb/>
recht, und ihre Horizontallinie wagrecht ſeyn: Selbige hat ihr Mittelpunct<lb/>
in der Höhe, und das äuſſerſte ihret Axe gehet gegen den untern Pol zu. Die<lb/>
andere im Gegentheil wird die Verticalmitternächtige genennet, ſie hat ihren<lb/>
Mittelpunct unten, und das äuſſerſte ihrer Axe gehet gegen den obern Welt-<lb/>
pol zu. Ihre Conſtruction iſt eben ſo als wie bey der Verticalmittägigen<lb/>
beſchaffen; dann die Stundenlinien und die Axe machen einerley Winkel mit<lb/>
der Mittagslinie. </p><p>Die Verticalmitternächtige Uhr deutet nur ekliche Stunden in den<lb/>
langen Sommertägen an, nemlich zu früh von dem Anfang der Sonne, biß<lb/>ſie durch den Hauptvertical gehet, und zu Abends von der Zeit an, wann<lb/>ſie wieder von dem Hauptverticali kommet, biß zu ihrem Untergang. Wann<lb/>
die Sonne in dem Tropico des Sommers laufet, gehet dieſelbe über dem<lb/>
pariſiſchen Horizont um 4. Uhr auf, und kommet zu dem Hauptverticali zwi-<lb/>ſchen 7. und 8. Uhr zu früh, Nachmittag gelanget ſie wieder zwiſchen 4. und<lb/>
5. Uhr des Abends zu dem Hauptverticali, und gehet um 8. Uhr unter: de-<lb/>
rowegen verzeichnet man nur auf dieſer Uhr die Stunden von 4. Uhr zu früh<lb/>
biß auf 8, und von 4. Uhr des Abends biß auf 8. Innerhalb ſolcher Zeit<lb/>
wird die Verticalmittagsuhr nur von 8. Uhr des Morgens biß auf 4. Uhr<lb/>
des Abends erleuchtet. </p><p>Wann aber die Sonne nach ihrer Bewegung, welche ſie das Jahr durch<lb/>
beſchreibet, in den Aequator kommet, ſo zeiget ſelbige keine Stunden mehr auf<lb/>
der Verticalmitternächtigen Uhr, ſondern ſie beſcheinet nur die gegenüberſte-<lb/>
hende Fläche von ihrem Aufgang biß zu ihrem Niedergang. </p></div></div></div></body></text></TEI>
[326/0348]
Die Linie E G F ſtellet die Weltare vor, auf welche man winkelrecht die
Linie GH, biß an den Durchſchnitt mit der Mittagslinie zichet, dieſe Linie G H
repräſentiret den Radium des Aequators, und die durch das Punct H gezoge-
ne Linie LHK, welche die Mittagslinie winkelrecht durchſchneidet, die gemeine
Section des Aequators mit der Uhrfläche.
Man machet ferner H B, H G gleich, und beſchreibet aus dem Puncte
B, als dem Mittelpuncte die Circumferenz des Quadrantens MH, die man in 6.
gleiche Bögen, jeden von 15. Graden, mit punetirten Linien eintheilet, da
dann ſolche Linien die Linie L K in ungleiche Theile, welche die Tangenten die-
ſer Bögen ſind, theilen werden. Endlich muß man durch dieſe Eintheilungs-
puncte, und durch den Mittelpunct E die Stundenlinien von der 6ten Stunde
an zu früh biß auf 6. Uhr zu Abends ziehen, welche die Uhr geben werden, gleich-
wie ſolches in der beſagten 5ten Figur zu erſehen iſt. Wann man nun die hal-
ben und Biertelſtunden auch darauf zeichnen will, ſo verfähret man darbey,
wie wir bey der Horizontaluhr geſagt haben.
Dieſe Uhr wird entweder an eine Mauer, oder auf eine Fläche, die auf
dem Horizont perpendicular ſtehet, und gerad gegen Mittag gerichtet iſt, ge-
ſtellet, und daher heiſſet auch ſolche eine Verticalmittagsuhr.
Ihre Mittagslinie, oder die Linie der zwölften Stunde muß accurat bley-
recht, und ihre Horizontallinie wagrecht ſeyn: Selbige hat ihr Mittelpunct
in der Höhe, und das äuſſerſte ihret Axe gehet gegen den untern Pol zu. Die
andere im Gegentheil wird die Verticalmitternächtige genennet, ſie hat ihren
Mittelpunct unten, und das äuſſerſte ihrer Axe gehet gegen den obern Welt-
pol zu. Ihre Conſtruction iſt eben ſo als wie bey der Verticalmittägigen
beſchaffen; dann die Stundenlinien und die Axe machen einerley Winkel mit
der Mittagslinie.
Die Verticalmitternächtige Uhr deutet nur ekliche Stunden in den
langen Sommertägen an, nemlich zu früh von dem Anfang der Sonne, biß
ſie durch den Hauptvertical gehet, und zu Abends von der Zeit an, wann
ſie wieder von dem Hauptverticali kommet, biß zu ihrem Untergang. Wann
die Sonne in dem Tropico des Sommers laufet, gehet dieſelbe über dem
pariſiſchen Horizont um 4. Uhr auf, und kommet zu dem Hauptverticali zwi-
ſchen 7. und 8. Uhr zu früh, Nachmittag gelanget ſie wieder zwiſchen 4. und
5. Uhr des Abends zu dem Hauptverticali, und gehet um 8. Uhr unter: de-
rowegen verzeichnet man nur auf dieſer Uhr die Stunden von 4. Uhr zu früh
biß auf 8, und von 4. Uhr des Abends biß auf 8. Innerhalb ſolcher Zeit
wird die Verticalmittagsuhr nur von 8. Uhr des Morgens biß auf 4. Uhr
des Abends erleuchtet.
Wann aber die Sonne nach ihrer Bewegung, welche ſie das Jahr durch
beſchreibet, in den Aequator kommet, ſo zeiget ſelbige keine Stunden mehr auf
der Verticalmitternächtigen Uhr, ſondern ſie beſcheinet nur die gegenüberſte-
hende Fläche von ihrem Aufgang biß zu ihrem Niedergang.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
ECHO: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-10-09T11:08:35Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-10-09T11:08:35Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Der Zeilenfall wurde beibehalten.
Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/348>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.