Es seye zum Exempel vorgegeben, den Mittelparallel zwischen 40. und 60. Graden Breite zu finden; Man nimmt nemlich mit einem Zirkel auf be- sagtem Maßstab das Mittel zwischen 40. und 60. Graden, da dann dieses mittlere Punct sich gegen den 51. Grad über bestimmet, und folglich derselbe der Mittelparallel bey dieser Route seyn wird.
Es ist zu merken, daß, weil dieser Maßstab aus zweyerley Linien bestehet, man die Weite von 40. Graden Breite biß auf 45., die auf einer Seite ist, nehmen, und solche auf eine gerade Linie tragen, hernach aber die Weite von 45. biß 60. welche auf der andern Seite ist, gleichfalls nehmen, und nur eine Linie aus diesen zwoen zusammengesetzten Weiten machen müsse. Endlich theilet mandiese Linie in zween gleiche Theile, träget diese Helfte aus den Maß- stab und setzet die eine Spitze des Zirkels auf die Zahl 60., so wird die andere Spitze in der Zaht 51. eintreffen, welche der gesuchte Mittelparallel seyn wird. Hernach kann man mit leichter Mühe die zuruck gelegte Meilen gegen Osten in Grade der Länge durch den Reductionsquadranten reduciren, der als ein Quadrant des Meridians auf die Manier, wie wir vor durch zwey Exempel erkläret haben, angesehen wird.
Von denen reducirten Charten.
Die 21 te Kupfertabellc stellet eine reducirte Charte vor. Es muß aber zuvor, ehe man noch deren Construction, Nutzen und Gebrauch zeiget, bekannt seyn, daßein Schiff, so stark es auch von einerley Wind fortgetrieben wird, jederzeit einerley Winkel mit allen Meridianen, welche solches auf der Fläche der Erden betrift, machen müsse.
Wann das Schiff Nord-und Südwärts lauft, machet es einen un- endlich spitzigen Winkel mit dem Meridian, den es beschreibet, das ist, der mit ihme parallel ist, oder vlelmehr, der darauf folget, und sich nicht weit davon entfernet.
Wann das Schiff gegen Osten und Westen zulaufet, so schneidet solches alle Meridianen winkelrecht durch, dann es beschreibet entweder den Aequa- tor, oder einen von denen Zirkeln, die mit jenem parallel sind, durch; so aber sein Lauf mitten zwischen diesen zween ist, alsdann wird solches keinen Zirkel mehr beschreiben, dieweilen ein auf diese Manier gezogener Zirkel alle Meridiane in ungleichen Winkeln durchschneiden würde, welches das Schiff nicht thun soll. So beschreibet es dann eine andere krumme Linie, deren hauptsächlichste Eigenschast ist, alle Meridianen unter einerley Winkel durchzuschneiden. Man nennet solche eine lorodromische Linie, oder schlecht hin Lorodromiam; diese ist eine Gattung von einer Spirallinie, welche un- endlich viel Umgänge machet, so daß sie doch nicht zu einem gewissen Punct, welches der Pol ist, wohin selbige gehet, und dem sie sich alle Schritte nä- hert, gelangen könne.
Solchemnach ist der Lauf eines Schiffes allezeit, ausgenommen biß auf
Es ſeye zum Exempel vorgegeben, den Mittelparallel zwiſchen 40. und 60. Graden Breite zu finden; Man nimmt nemlich mit einem Zirkel auf be- ſagtem Maßſtab das Mittel zwiſchen 40. und 60. Graden, da dann dieſes mittlere Punct ſich gegen den 51. Grad über beſtimmet, und folglich derſelbe der Mittelparallel bey dieſer Route ſeyn wird.
Es iſt zu merken, daß, weil dieſer Maßſtab aus zweyerley Linien beſtehet, man die Weite von 40. Graden Breite biß auf 45., die auf einer Seite iſt, nehmen, und ſolche auf eine gerade Linie tragen, hernach aber die Weite von 45. biß 60. welche auf der andern Seite iſt, gleichfalls nehmen, und nur eine Linie aus dieſen zwoen zuſammengeſetzten Weiten machen müſſe. Endlich theilet mandieſe Linie in zween gleiche Theile, träget dieſe Helfte auſ den Maß- ſtab und ſetzet die eine Spitze des Zirkels auf die Zahl 60., ſo wird die andere Spitze in der Zaht 51. eintreffen, welche der geſuchte Mittelparallel ſeyn wird. Hernach kann man mit leichter Mühe die zuruck gelegte Meilen gegen Oſten in Grade der Länge durch den Reductionsquadranten reduciren, der als ein Quadrant des Meridians auf die Manier, wie wir vor durch zwey Exempel erkläret haben, angeſehen wird.
Von denen reducirten Charten.
Die 21 te Kupfertabellc ſtellet eine reducirte Charte vor. Es muß aber zuvor, ehe man noch deren Conſtruction, Nutzen und Gebrauch zeiget, bekannt ſeyn, daßein Schiff, ſo ſtark es auch von einerley Wind fortgetrieben wird, jederzeit einerley Winkel mit allen Meridianen, welche ſolches auf der Fläche der Erden betrift, machen müſſe.
Wann das Schiff Nord-und Südwärts lauft, machet es einen un- endlich ſpitzigen Winkel mit dem Meridian, den es beſchreibet, das iſt, der mit ihme parallel iſt, oder vlelmehr, der darauf folget, und ſich nicht weit davon entfernet.
Wann das Schiff gegen Oſten und Weſten zulaufet, ſo ſchneidet ſolches alle Meridianen winkelrecht durch, dann es beſchreibet entweder den Aequa- tor, oder einen von denen Zirkeln, die mit jenem parallel ſind, durch; ſo aber ſein Lauf mitten zwiſchen dieſen zween iſt, alsdann wird ſolches keinen Zirkel mehr beſchreiben, dieweilen ein auf dieſe Manier gezogener Zirkel alle Meridiane in ungleichen Winkeln durchſchneiden würde, welches das Schiff nicht thun ſoll. So beſchreibet es dann eine andere krumme Linie, deren hauptſächlichſte Eigenſchaſt iſt, alle Meridianen unter einerley Winkel durchzuſchneiden. Man nennet ſolche eine lorodromiſche Linie, oder ſchlecht hin Lorodromiam; dieſe iſt eine Gattung von einer Spirallinie, welche un- endlich viel Umgänge machet, ſo daß ſie doch nicht zu einem gewiſſen Punct, welches der Pol iſt, wohin ſelbige gehet, und dem ſie ſich alle Schritte nä- hert, gelangen könne.
Solchemnach iſt der Lauf eines Schiffes allezeit, ausgenommen biß auf
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Es ſeye zum Exempel vorgegeben, den Mittelparallel zwiſchen 40. und
60. Graden Breite zu finden; Man nimmt nemlich mit einem Zirkel auf be-
ſagtem Maßſtab das Mittel zwiſchen 40. und 60. Graden, da dann dieſes
mittlere Punct ſich gegen den 51. Grad über beſtimmet, und folglich derſelbe
der Mittelparallel bey dieſer Route ſeyn wird.
Es iſt zu merken, daß, weil dieſer Maßſtab aus zweyerley Linien beſtehet,
man die Weite von 40. Graden Breite biß auf 45., die auf einer Seite iſt,
nehmen, und ſolche auf eine gerade Linie tragen, hernach aber die Weite von
45. biß 60. welche auf der andern Seite iſt, gleichfalls nehmen, und nur eine
Linie aus dieſen zwoen zuſammengeſetzten Weiten machen müſſe. Endlich
theilet mandieſe Linie in zween gleiche Theile, träget dieſe Helfte auſ den Maß-
ſtab und ſetzet die eine Spitze des Zirkels auf die Zahl 60., ſo wird die andere
Spitze in der Zaht 51. eintreffen, welche der geſuchte Mittelparallel ſeyn wird.
Hernach kann man mit leichter Mühe die zuruck gelegte Meilen gegen Oſten
in Grade der Länge durch den Reductionsquadranten reduciren, der als ein
Quadrant des Meridians auf die Manier, wie wir vor durch zwey Exempel
erkläret haben, angeſehen wird.
Von denen reducirten Charten.
Die 21 te Kupfertabellc ſtellet eine reducirte Charte vor. Es muß aber
zuvor, ehe man noch deren Conſtruction, Nutzen und Gebrauch zeiget, bekannt
ſeyn, daßein Schiff, ſo ſtark es auch von einerley Wind fortgetrieben wird,
jederzeit einerley Winkel mit allen Meridianen, welche ſolches auf der Fläche
der Erden betrift, machen müſſe.
Wann das Schiff Nord-und Südwärts lauft, machet es einen un-
endlich ſpitzigen Winkel mit dem Meridian, den es beſchreibet, das iſt, der
mit ihme parallel iſt, oder vlelmehr, der darauf folget, und ſich nicht weit
davon entfernet.
Wann das Schiff gegen Oſten und Weſten zulaufet, ſo ſchneidet ſolches
alle Meridianen winkelrecht durch, dann es beſchreibet entweder den Aequa-
tor, oder einen von denen Zirkeln, die mit jenem parallel ſind, durch; ſo
aber ſein Lauf mitten zwiſchen dieſen zween iſt, alsdann wird ſolches keinen
Zirkel mehr beſchreiben, dieweilen ein auf dieſe Manier gezogener Zirkel
alle Meridiane in ungleichen Winkeln durchſchneiden würde, welches das
Schiff nicht thun ſoll. So beſchreibet es dann eine andere krumme Linie,
deren hauptſächlichſte Eigenſchaſt iſt, alle Meridianen unter einerley Winkel
durchzuſchneiden. Man nennet ſolche eine lorodromiſche Linie, oder ſchlecht
hin Lorodromiam; dieſe iſt eine Gattung von einer Spirallinie, welche un-
endlich viel Umgänge machet, ſo daß ſie doch nicht zu einem gewiſſen Punct,
welches der Pol iſt, wohin ſelbige gehet, und dem ſie ſich alle Schritte nä-
hert, gelangen könne.
Solchemnach iſt der Lauf eines Schiffes allezeit, ausgenommen biß auf
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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/333>, abgerufen am 22.11.2024.
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