Die Lineale, sie seyen gleich von Kupfer (Meßing) oder Holz, müssen überall perfect gerad und eben seyn, man richtet dieselbe mit einer Feilen und mit einem Hobel, dessen Sohlen unten vom Stahl seye, gleich, man bedienet sich auch eines andern sehr geraden Lineals, da man der Dicke nach, eines an das andere anreibet; An einer Seiten hat das Lineal eine Schneide, damit die Dinte das Papier nicht beflecke. Wann man Linien mit der Dinten zie- het, müssen selbige ein wenig dick seyn.
Fig. B.
Damit man aber gewiß wissen möge, daß ein Lineal fein gleich seye, zie- het man eine Linie auf einem Papier, und kehret besagtes Linealum, wann nun die gezogene Linie nach der Länge mit dem Lineal eintrift, so ist es ein Anzeigen, daß es fein gerad seye.
Der Linienzieher ist gemacht aus zweyen dünnen Blättern vom Stahl, die zusammen gesüget, und an dem End in einem gedrehten Stiel angenie- tet sind, an dessen andern End ist eine Feder zum Reißbley oder Röthel; diese dünne Blätter müssen inwendig ausgeholet seyn, damit man mit der Feder eine Dinten hinein thun könne, solche lassen sich bey den Spitzen zusam- men fügen, die alfo fein gleich seyn müssen. Es ist eine kleine Zwingen daran, welche dienet, daß man den Linienzieher entweder mehr oder weniger auf- oder zumachen könne, so entweder subtile oder starke Linien, nachdeme es vonnöthen, zu ziehen wären.
Fig. C.
Die Reißfeder muß in ihrer Dicken durch und durch hübsch gleich, und mitten du rchmit einer gar subtilen Sägen durch schnitten seyn, es wird dieselbe zu Ende gekrümmet, damit das Reißbley oder der Röthel vermittelst der kleinen Zwingen eingeschlossen werden könne.
Erster Nutz.
Eine gerade Linie in zwey gleiche Cheile zu theilen.
Es seye die gegebene Linie A B, welche in zweyen gleiche Theile gethei- let werden soll.
Man ziehe aus dem Punct A mit einer nach Belieben genommenen Oefnung des Zirkels, (welche entweder grösser oder kleiner dann A B, doch aber grösser als die Helfte der besagten Linie sey) den Zirkelbogen C D, ma- che auch mit eben der Oefnung des Zirkels aus dem andern Punct B den Zirkelbogen E F, also daß er den zuerst beschriebenen Bogen, in den Puncten GH durchschneide, lege das Lineal an diese zwey Durchschnitte, und ziehe die Linie G H, die dann die Linie A B in zwey gleiche Theiletheilen wird.
Tab. III. Fig. 1.
Es ist zu merken, daß diese zwey Bögen einander nicht durchschneiden lönnten, wann die Oefnung des Zirkels nicht grösser als die Helste der ge- gebenen Linien wären.
Die Lineale, ſie ſeyen gleich von Kupfer (Meßing) oder Holz, müſſen überall perfect gerad und eben ſeyn, man richtet dieſelbe mit einer Feilen und mit einem Hobel, deſſen Sohlen unten vom Stahl ſeye, gleich, man bedienet ſich auch eines andern ſehr geraden Lineals, da man der Dicke nach, eines an das andere anreibet; An einer Seiten hat das Lineal eine Schneide, damit die Dinte das Papier nicht beflecke. Wann man Linien mit der Dinten zie- het, müſſen ſelbige ein wenig dick ſeyn.
Fig. B.
Damit man aber gewiß wiſſen möge, daß ein Lineal fein gleich ſeye, zie- het man eine Linie auf einem Papier, und kehret beſagtes Linealum, wann nun die gezogene Linie nach der Länge mit dem Lineal eintrift, ſo iſt es ein Anzeigen, daß es fein gerad ſeye.
Der Linienzieher iſt gemacht aus zweyen dünnen Blättern vom Stahl, die zuſammen geſüget, und an dem End in einem gedrehten Stiel angenie- tet ſind, an deſſen andern End iſt eine Feder zum Reißbley oder Röthel; dieſe dünne Blätter müſſen inwendig ausgeholet ſeyn, damit man mit der Feder eine Dinten hinein thun könne, ſolche laſſen ſich bey den Spitzen zuſam- men fügen, die alfo fein gleich ſeyn müſſen. Es iſt eine kleine Zwingen daran, welche dienet, daß man den Linienzieher entweder mehr oder weniger auf- oder zumachen könne, ſo entweder ſubtile oder ſtarke Linien, nachdeme es vonnöthen, zu ziehen wären.
Fig. C.
Die Reißfeder muß in ihrer Dicken durch und durch hübſch gleich, und mitten du rchmit einer gar ſubtilen Sägen durch ſchnitten ſeyn, es wird dieſelbe zu Ende gekrümmet, damit das Reißbley oder der Röthel vermittelſt der kleinen Zwingen eingeſchloſſen werden könne.
Erſter Nutz.
Eine gerade Linie in zwey gleiche Cheile zu theilen.
Es ſeye die gegebene Linie A B, welche in zweyen gleiche Theile gethei- let werden ſoll.
Man ziehe aus dem Punct A mit einer nach Belieben genommenen Oefnung des Zirkels, (welche entweder gröſſer oder kleiner dann A B, doch aber gröſſer als die Helfte der beſagten Linie ſey) den Zirkelbogen C D, ma- che auch mit eben der Oefnung des Zirkels aus dem andern Punct B den Zirkelbogen E F, alſo daß er den zuerſt beſchriebenen Bogen, in den Puncten GH durchſchneide, lege das Lineal an dieſe zwey Durchſchnitte, und ziehe die Linie G H, die dann die Linie A B in zwey gleiche Theiletheilen wird.
Tab. III. Fig. 1.
Es iſt zu merken, daß dieſe zwey Bögen einander nicht durchſchneiden lönnten, wann die Oefnung des Zirkels nicht gröſſer als die Helſte der ge- gebenen Linien wären.
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Die Lineale, ſie ſeyen gleich von Kupfer (Meßing) oder Holz, müſſen
überall perfect gerad und eben ſeyn, man richtet dieſelbe mit einer Feilen und
mit einem Hobel, deſſen Sohlen unten vom Stahl ſeye, gleich, man bedienet
ſich auch eines andern ſehr geraden Lineals, da man der Dicke nach, eines an
das andere anreibet; An einer Seiten hat das Lineal eine Schneide, damit
die Dinte das Papier nicht beflecke. Wann man Linien mit der Dinten zie-
het, müſſen ſelbige ein wenig dick ſeyn.
Damit man aber gewiß wiſſen möge, daß ein Lineal fein gleich ſeye, zie-
het man eine Linie auf einem Papier, und kehret beſagtes Linealum, wann nun
die gezogene Linie nach der Länge mit dem Lineal eintrift, ſo iſt es ein Anzeigen,
daß es fein gerad ſeye.
Der Linienzieher iſt gemacht aus zweyen dünnen Blättern vom Stahl,
die zuſammen geſüget, und an dem End in einem gedrehten Stiel angenie-
tet ſind, an deſſen andern End iſt eine Feder zum Reißbley oder Röthel;
dieſe dünne Blätter müſſen inwendig ausgeholet ſeyn, damit man mit der
Feder eine Dinten hinein thun könne, ſolche laſſen ſich bey den Spitzen zuſam-
men fügen, die alfo fein gleich ſeyn müſſen. Es iſt eine kleine Zwingen daran,
welche dienet, daß man den Linienzieher entweder mehr oder weniger auf-
oder zumachen könne, ſo entweder ſubtile oder ſtarke Linien, nachdeme es
vonnöthen, zu ziehen wären.
Die Reißfeder muß in ihrer Dicken durch und durch hübſch gleich, und
mitten du rchmit einer gar ſubtilen Sägen durch ſchnitten ſeyn, es wird dieſelbe
zu Ende gekrümmet, damit das Reißbley oder der Röthel vermittelſt der
kleinen Zwingen eingeſchloſſen werden könne.
Erſter Nutz.
Eine gerade Linie in zwey gleiche Cheile zu
theilen.
Es ſeye die gegebene Linie A B, welche in zweyen gleiche Theile gethei-
let werden ſoll.
Man ziehe aus dem Punct A mit einer nach Belieben genommenen
Oefnung des Zirkels, (welche entweder gröſſer oder kleiner dann A B, doch
aber gröſſer als die Helfte der beſagten Linie ſey) den Zirkelbogen C D, ma-
che auch mit eben der Oefnung des Zirkels aus dem andern Punct B den
Zirkelbogen E F, alſo daß er den zuerſt beſchriebenen Bogen, in den Puncten
GH durchſchneide, lege das Lineal an dieſe zwey Durchſchnitte, und ziehe
die Linie G H, die dann die Linie A B in zwey gleiche Theiletheilen wird.
Es iſt zu merken, daß dieſe zwey Bögen einander nicht durchſchneiden
lönnten, wann die Oefnung des Zirkels nicht gröſſer als die Helſte der ge-
gebenen Linien wären.
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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/32>, abgerufen am 25.07.2024.
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