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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765.

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Exempel.

Wann wir auf der See den 15ten May Anno 1709. bey 45. Graden
der mitternächtigen Breite begriffen seyn, so weiß man aus einer derechne-
ten Tabelle, daß die Abweichung der Sonne um 19. Grade gegen Witter-
nacht zu seye, und ihre Amplitudo ortiva 27. Grade, 25. Minuten auch gegen
Mitternacht zu stehe. Man deobachtet aber die Sonne, nach ihren Aufgang
mit denen Absehen des um die Abweichung des Magnets zu beodachten dien-
lichen Compaßes, und findet, daß sie zwischen den 62. und 63 ten. Grade, von
Mitternacht an gerechnet, gegen Osten der Rose gehend, das ist zwischen
dem 27. und 28. Grade von Osten an gerechnet, aufzugehen scheine; gleich-
wie aber in diesem Fall di deobachtete Amplitudo der berechneten gleich
ist, so ist zu schliessen, daß in dieser Gegend und zu dieser Zeit, die Nabel gar
keine Abweichung habe.

Wann aber die Sonne sich zwischen dem 52. und 53. Grad von Nor-
den gegen Osten gerchnet, im Aufgang gezeiget hätte, würde ihre observirte
Amplitudo 37. diß 38. Grad, nemlich um 10. Grad grösser seyn, als diejenige
der calculirten Tabelle ist, worauss man erfähret, daß die Magnetnabel von
Norden gegen Osten um 10. Grad abweiche: So aber im Gegentheil die obser-
virte Morgenweite (Amplitudo ortive kleiner als die calculirte wäre, wärde ihr
Unterschid die Abweichung der. Nadel von Norden gegen Westen anzei-
gen. Dann wann die observirte Amplitudo grässer als die wahre ist, so
kommet solches daher, daß, indeme der Ost auf dem Compaß von der Gon-
ne zuruck gegen Süden weichet, die Lilie der Nose gegen Osten zu sich net-
gen, und die Veränderung von Nordost geben müsse. Die Ursache bey
dem Gegentheil ist ebenfalls klar.

Wann die calculirte Morgenweite auf der Seite von Süden stehet,
wie auch die observirte Amplitudo, und solche ist babey grösser, so wird die
Declination der Nabel Nordwest seyn: Wann aber solche im Gegentheil
kleiner ist, wird die Declination Nordost seyn, und zwar um so viel Grade
als ihr Unterschide ist.

Was wir oden von denen Morgenweiten (Amplitudinibus ortivis) gegen
Norden gesagthaben, das muß auch von denen Abendweiten (Amplitudinibus
Occiduis) gegen Süden verstanden werden, und was wir von denen Mor-
genweiten gegen Süden gesagt, das muß auch dey denen Abendweiten gegen
Norden ültig seyn.

So sich endlich die Amplitudines von unterschiedlicher Benennung
befinden, zum Exempel, dey denen Amplitudinibus ortivis, wann die cal-
culirte Amplitudo ist 6. Grad gegen Norden, und die odservirte 5. Grad
gegen Süden, so ist es eine Anzeige, daß die Variation, welche in dem Fall
NO seyn wird, sich grösser als die wahre Amplitudo befinde, als die der
Summe der zwoen Amplitudinum, nemlich der wahren und odservirten

Exempel.

Wann wir auf der See den 15ten May Anno 1709. bey 45. Graden
der mitternächtigen Breite begriffen ſeyn, ſo weiß man aus einer derechne-
ten Tabelle, daß die Abweichung der Sonne um 19. Grade gegen Witter-
nacht zu ſeye, und ihre Amplitudo ortiva 27. Grade, 25. Minuten auch gegen
Mitternacht zu ſtehe. Man deobachtet aber die Sonne, nach ihren Aufgang
mit denen Abſehen des um die Abweichung des Magnets zu beodachten dien-
lichen Compaßes, und findet, daß ſie zwiſchen den 62. und 63 ten. Grade, von
Mitternacht an gerechnet, gegen Oſten der Roſe gehend, das iſt zwiſchen
dem 27. und 28. Grade von Oſten an gerechnet, aufzugehen ſcheine; gleich-
wie aber in dieſem Fall di deobachtete Amplitudo der berechneten gleich
iſt, ſo iſt zu ſchlieſſen, daß in dieſer Gegend und zu dieſer Zeit, die Nabel gar
keine Abweichung habe.

Wann aber die Sonne ſich zwiſchen dem 52. und 53. Grad von Nor-
den gegen Oſten gerchnet, im Aufgang gezeiget hätte, würde ihre obſervirte
Amplitudo 37. diß 38. Grad, nemlich um 10. Grad gröſſer ſeyn, als diejenige
der calculirten Tabelle iſt, worauss man erfähret, daß die Magnetnabel von
Norden gegen Oſten um 10. Grad abweiche: So aber im Gegentheil die obſer-
virte Morgenweite (Amplitudo ortive kleiner als die calculirte wäre, wärde ihr
Unterſchid die Abweichung der. Nadel von Norden gegen Weſten anzei-
gen. Dann wann die obſervirte Amplitudo gräſſer als die wahre iſt, ſo
kommet ſolches daher, daß, indeme der Oſt auf dem Compaß von der Gon-
ne zuruck gegen Süden weichet, die Lilie der Noſe gegen Oſten zu ſich net-
gen, und die Veränderung von Nordoſt geben müſſe. Die Urſache bey
dem Gegentheil iſt ebenfalls klar.

Wann die calculirte Morgenweite auf der Seite von Süden ſtehet,
wie auch die obſervirte Amplitudo, und ſolche iſt babey gröſſer, ſo wird die
Declination der Nabel Nordweſt ſeyn: Wann aber ſolche im Gegentheil
kleiner iſt, wird die Declination Nordoſt ſeyn, und zwar um ſo viel Grade
als ihr Unterſchide iſt.

Was wir oden von denen Morgenweiten (Amplitudinibus ortivis) gegen
Norden geſagthaben, das muß auch von denen Abendweiten (Amplitudinibus
Occiduis) gegen Süden verſtanden werden, und was wir von denen Mor-
genweiten gegen Süden geſagt, das muß auch dey denen Abendweiten gegen
Norden ültig ſeyn.

So ſich endlich die Amplitudines von unterſchiedlicher Benennung
befinden, zum Exempel, dey denen Amplitudinibus ortivis, wann die cal-
culirte Amplitudo iſt 6. Grad gegen Norden, und die odſervirte 5. Grad
gegen Süden, ſo iſt es eine Anzeige, daß die Variation, welche in dem Fall
NO ſeyn wird, ſich gröſſer als die wahre Amplitudo befinde, als die der
Summe der zwoen Amplitudinum, nemlich der wahren und odſervirten

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[297/0319] Exempel. Wann wir auf der See den 15ten May Anno 1709. bey 45. Graden der mitternächtigen Breite begriffen ſeyn, ſo weiß man aus einer derechne- ten Tabelle, daß die Abweichung der Sonne um 19. Grade gegen Witter- nacht zu ſeye, und ihre Amplitudo ortiva 27. Grade, 25. Minuten auch gegen Mitternacht zu ſtehe. Man deobachtet aber die Sonne, nach ihren Aufgang mit denen Abſehen des um die Abweichung des Magnets zu beodachten dien- lichen Compaßes, und findet, daß ſie zwiſchen den 62. und 63 ten. Grade, von Mitternacht an gerechnet, gegen Oſten der Roſe gehend, das iſt zwiſchen dem 27. und 28. Grade von Oſten an gerechnet, aufzugehen ſcheine; gleich- wie aber in dieſem Fall di deobachtete Amplitudo der berechneten gleich iſt, ſo iſt zu ſchlieſſen, daß in dieſer Gegend und zu dieſer Zeit, die Nabel gar keine Abweichung habe. Wann aber die Sonne ſich zwiſchen dem 52. und 53. Grad von Nor- den gegen Oſten gerchnet, im Aufgang gezeiget hätte, würde ihre obſervirte Amplitudo 37. diß 38. Grad, nemlich um 10. Grad gröſſer ſeyn, als diejenige der calculirten Tabelle iſt, worauss man erfähret, daß die Magnetnabel von Norden gegen Oſten um 10. Grad abweiche: So aber im Gegentheil die obſer- virte Morgenweite (Amplitudo ortive kleiner als die calculirte wäre, wärde ihr Unterſchid die Abweichung der. Nadel von Norden gegen Weſten anzei- gen. Dann wann die obſervirte Amplitudo gräſſer als die wahre iſt, ſo kommet ſolches daher, daß, indeme der Oſt auf dem Compaß von der Gon- ne zuruck gegen Süden weichet, die Lilie der Noſe gegen Oſten zu ſich net- gen, und die Veränderung von Nordoſt geben müſſe. Die Urſache bey dem Gegentheil iſt ebenfalls klar. Wann die calculirte Morgenweite auf der Seite von Süden ſtehet, wie auch die obſervirte Amplitudo, und ſolche iſt babey gröſſer, ſo wird die Declination der Nabel Nordweſt ſeyn: Wann aber ſolche im Gegentheil kleiner iſt, wird die Declination Nordoſt ſeyn, und zwar um ſo viel Grade als ihr Unterſchide iſt. Was wir oden von denen Morgenweiten (Amplitudinibus ortivis) gegen Norden geſagthaben, das muß auch von denen Abendweiten (Amplitudinibus Occiduis) gegen Süden verſtanden werden, und was wir von denen Mor- genweiten gegen Süden geſagt, das muß auch dey denen Abendweiten gegen Norden ültig ſeyn. So ſich endlich die Amplitudines von unterſchiedlicher Benennung befinden, zum Exempel, dey denen Amplitudinibus ortivis, wann die cal- culirte Amplitudo iſt 6. Grad gegen Norden, und die odſervirte 5. Grad gegen Süden, ſo iſt es eine Anzeige, daß die Variation, welche in dem Fall NO ſeyn wird, ſich gröſſer als die wahre Amplitudo befinde, als die der Summe der zwoen Amplitudinum, nemlich der wahren und odſervirten

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Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/319>, abgerufen am 23.11.2024.