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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765.

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Es müssen diese zween Zirkel eine gar freye Bewegung
haben, also daß, wann die mit A bezeichnete Büchse flach aufgesteller wor-
den, die innere Vüchse, es mag das Schif vor eine Bewegung machen, wie
es wolle, alezelt wagrecht und im gleichen Gewichte wegen der doppelten
Bewegung der Zirkel stehen könne. In der Mitte dieser Büchse auf dem
Boden ist ein hübsch geraber und wol spitziger messinger Stift eingefüget,
auf welchen man das Hütlein, das die Rose trüget, setzet, welches eine ganz
freye Bewegung haben muß. Wann nun die Nadel mit dem Magnet gestrichen
worden, wie wir oden gesagt haben, so wird die Linie gegen Norden zu ge-
hen, und alle andere Rhombi der Winde werden werden gegen die andere Theile
der Welt zugewendet seyn. Man thut ein Glaß, welches die Rose dedeckt,
darüber, damit der Wind solche nicht hin und wieder bewege.

Man findet auch auf jedem Schif einen Compaß, mit welchem man
die Abweichung oder Veränderung der Magnetnadel finden kann, solcher
ist eben so gemacht, wie derjenige, von dem wir eden gesagt, aber der äussere
Rand der Rose muß in 4 mal 90. Grad eingetheilet werden, da man dey
Nord und Süd zur linken und rechten Hand anfänget. Dieser muß allda
um die Büchse herum zwey dewegliche Absehen haben, damit man die Sterne
daburch deobachten könne, man spannet ferner einen Faben von einem Absehen
zum andern, welcher oberhalb durch den Mittelpunct der Rose gehet, also
daß, wann man einen Stern durch die zwey Absehen siehet, der Faden, der
mitten durch die Rose gehet, den Strahl des Sterns vorstellig mache; Diese
Gattungen von Compassen werden Compas de Variation ader Abweichungs-
compasse genennet.

Von dem Gebrauche des Seecompasses.

Nachdeme man in einer Seecharte die Noute oder den Weg, wel-
chen das Schif, um an den verlangten Ort kommen zu können, nehmen
muß, wol deobachtet, und den Compaß in dem Zimmer des Steuermanns
dergestalten vest gestellet, daß die zwo parallete Seiten der viereckichten
Büchse nach der Lönge des Schiffes stehen, das ist parallel mit der Linie,
melche sich von dem hintern Theil des Schiffes diß zu dem Vordertheil er-
strecket, laufen, so bemerket man mit einem Creutz, ober eiyem andern Zeichen
das Mittel, der mit der Lönge des Schiffes perpendiculargehenben Seite
von der Büchse, und zwar derjenigen, die am weitesten von dem Hinter-
theil des Schiffes entfernet ist, damit man mit Beyhülfe dessen,
das Steuerruder darnach regieren könne.

Es müſſen dieſe zween Zirkel eine gar freye Bewegung
haben, alſo daß, wann die mit A bezeichnete Büchſe flach aufgeſteller wor-
den, die innere Vüchſe, es mag das Schif vor eine Bewegung machen, wie
es wolle, alezelt wagrecht und im gleichen Gewichte wegen der doppelten
Bewegung der Zirkel ſtehen könne. In der Mitte dieſer Büchſe auf dem
Boden iſt ein hübſch geraber und wol ſpitziger meſſinger Stift eingefüget,
auf welchen man das Hütlein, das die Roſe trüget, ſetzet, welches eine ganz
freye Bewegung haben muß. Wann nun die Nadel mit dem Magnet geſtrichen
worden, wie wir oden geſagt haben, ſo wird die Linie gegen Norden zu ge-
hen, und alle andere Rhombi der Winde werden werden gegen die andere Theile
der Welt zugewendet ſeyn. Man thut ein Glaß, welches die Roſe dedeckt,
darüber, damit der Wind ſolche nicht hin und wieder bewege.

Man findet auch auf jedem Schif einen Compaß, mit welchem man
die Abweichung oder Veränderung der Magnetnadel finden kann, ſolcher
iſt eben ſo gemacht, wie derjenige, von dem wir eden geſagt, aber der äuſſere
Rand der Roſe muß in 4 mal 90. Grad eingetheilet werden, da man dey
Nord und Süd zur linken und rechten Hand anfänget. Dieſer muß allda
um die Büchſe herum zwey dewegliche Abſehen haben, damit man die Sterne
daburch deobachten könne, man ſpannet ferner einen Faben von einem Abſehen
zum andern, welcher oberhalb durch den Mittelpunct der Roſe gehet, alſo
daß, wann man einen Stern durch die zwey Abſehen ſiehet, der Faden, der
mitten durch die Roſe gehet, den Strahl des Sterns vorſtellig mache; Dieſe
Gattungen von Compaſſen werden Compas de Variation ader Abweichungs-
compaſſe genennet.

Von dem Gebrauche des Seecompaſſes.

Nachdeme man in einer Seecharte die Noute oder den Weg, wel-
chen das Schif, um an den verlangten Ort kommen zu können, nehmen
muß, wol deobachtet, und den Compaß in dem Zimmer des Steuermanns
dergeſtalten veſt geſtellet, daß die zwo parallete Seiten der viereckichten
Büchſe nach der Lönge des Schiffes ſtehen, das iſt parallel mit der Linie,
melche ſich von dem hintern Theil des Schiffes diß zu dem Vordertheil er-
ſtrecket, laufen, ſo bemerket man mit einem Creutz, ober eiyem andern Zeichen
das Mittel, der mit der Lönge des Schiffes perpendiculargehenben Seite
von der Büchſe, und zwar derjenigen, die am weiteſten von dem Hinter-
theil des Schiffes entfernet iſt, damit man mit Beyhülfe deſſen,
das Steuerruder darnach regieren könne.

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[293/0315] Es müſſen dieſe zween Zirkel eine gar freye Bewegung haben, alſo daß, wann die mit A bezeichnete Büchſe flach aufgeſteller wor- den, die innere Vüchſe, es mag das Schif vor eine Bewegung machen, wie es wolle, alezelt wagrecht und im gleichen Gewichte wegen der doppelten Bewegung der Zirkel ſtehen könne. In der Mitte dieſer Büchſe auf dem Boden iſt ein hübſch geraber und wol ſpitziger meſſinger Stift eingefüget, auf welchen man das Hütlein, das die Roſe trüget, ſetzet, welches eine ganz freye Bewegung haben muß. Wann nun die Nadel mit dem Magnet geſtrichen worden, wie wir oden geſagt haben, ſo wird die Linie gegen Norden zu ge- hen, und alle andere Rhombi der Winde werden werden gegen die andere Theile der Welt zugewendet ſeyn. Man thut ein Glaß, welches die Roſe dedeckt, darüber, damit der Wind ſolche nicht hin und wieder bewege. Man findet auch auf jedem Schif einen Compaß, mit welchem man die Abweichung oder Veränderung der Magnetnadel finden kann, ſolcher iſt eben ſo gemacht, wie derjenige, von dem wir eden geſagt, aber der äuſſere Rand der Roſe muß in 4 mal 90. Grad eingetheilet werden, da man dey Nord und Süd zur linken und rechten Hand anfänget. Dieſer muß allda um die Büchſe herum zwey dewegliche Abſehen haben, damit man die Sterne daburch deobachten könne, man ſpannet ferner einen Faben von einem Abſehen zum andern, welcher oberhalb durch den Mittelpunct der Roſe gehet, alſo daß, wann man einen Stern durch die zwey Abſehen ſiehet, der Faden, der mitten durch die Roſe gehet, den Strahl des Sterns vorſtellig mache; Dieſe Gattungen von Compaſſen werden Compas de Variation ader Abweichungs- compaſſe genennet. Von dem Gebrauche des Seecompaſſes. Nachdeme man in einer Seecharte die Noute oder den Weg, wel- chen das Schif, um an den verlangten Ort kommen zu können, nehmen muß, wol deobachtet, und den Compaß in dem Zimmer des Steuermanns dergeſtalten veſt geſtellet, daß die zwo parallete Seiten der viereckichten Büchſe nach der Lönge des Schiffes ſtehen, das iſt parallel mit der Linie, melche ſich von dem hintern Theil des Schiffes diß zu dem Vordertheil er- ſtrecket, laufen, ſo bemerket man mit einem Creutz, ober eiyem andern Zeichen das Mittel, der mit der Lönge des Schiffes perpendiculargehenben Seite von der Büchſe, und zwar derjenigen, die am weiteſten von dem Hinter- theil des Schiffes entfernet iſt, damit man mit Beyhülfe deſſen, das Steuerruder darnach regieren könne.

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Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/315>, abgerufen am 21.11.2024.