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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765.

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Das dritte Capitel.
Wie man die Sterne beobachten soll.

Die Beobachtungen der Sterne, welche bey Tag durch die astronomi-
sche Sehröhren geschehen, sind ganzleiche, indeme alsdann die Seiden-
fäden ganz deutlich können gesehen werden: Bey Nacht aber müs-
sen die Fäden mit einer Fackel oder mit einem Wachslicht erleuchtet werden,
also daß man durch das Sehrohr solche nebst denen Sternen sehen könne,
welches sich auf zweyerley Weise thun lässet.

Erstlich können wir das Objectivglas des Sehrohrs erleuchten, indeme
man zu dem besagten Glas ein Licht ganz genau, aber etwas schräg, hin-
stellet, damit nicht selbst das Licht oder der Rauch die Strahlen des Sterns
hindere. So aber das Objectivglas ein wenig tief in dem Sehrohr ste-
het, kann solches gar nicht erleuchtet werden, zum wenigsten, wann das Licht
nicht gar genau dabey stehet, welches verhindert, daß man den Stern nicht
sehen kann, wann das Sehrohr grösser als 6. Schuh ist, wird es schwer seyn,
das Objectivglas genug zu erleuchten, also daß die Fäden hübsch deutlich
erscheinen.

Zum andern macht man eine zimliche weite Oefnung gegen das Ende
des Rohrs, so an der Einfassung, wo die Fäden daran gemacht sind, stehet,
und kommet mit dem Licht genau hin, so werden die Fäden und die Sterne sich
sehen lassen.

Es ist aber diese Methode gar vielen Unbequemlichkeiten unterworfen,
dann das Licht ist so genau bey den Augen des Beobachters, daß selbige zum
öftesten davon beschwehret werden, so verlieren auch überdas die Fäden,
weilen sie gar zu frey, und der Luft ausgesetzt sind, ihren Stand, da sie
enteweder locker werden, oder gar zerspringen.

Diese Methode ist überdas zum Gebrauch unschicklich, die auch deswe-
gen gänzlich zu vermeiden ist, indeme solche einem Fehler in dem Puncte unter-
worfen, daß nemlich die Fäden, nachdeme das Licht, das selbige beleuchtet,
gestellet wird, in etwas verschiedenen Stellungen sich zeigen werden, da man,
so zum Exempel die horizontal stehende Fäden von oben zu erleuchtet wer-
den, darauf eine lichte Linie, die man vor den Faden ansiehet, und sie
doch nur auf seiner obern Fläche befindet, wahrnehmen wird, so aber hin-
gegen eben dieser Faden von unten zu eine Beleuchtung überkommt, so wird
sich alsdann die lichte Linie auf seiner untern Fläche präsentiren, ohne daß
der Faden seine Stelle inzwischen verändert hat, wobey sich ein Fehler, so viel
als der Durchmesser von der Dicke des Fadens austräget, der oft 10. Secund-
den
übertrist, sich äussern wird.

Das dritte Capitel.
Wie man die Sterne beobachten ſoll.

Die Beobachtungen der Sterne, welche bey Tag durch die aſtronomi-
ſche Sehröhren geſchehen, ſind ganzleiche, indeme alsdann die Seiden-
fäden ganz deutlich können geſehen werden: Bey Nacht aber müſ-
ſen die Fäden mit einer Fackel oder mit einem Wachslicht erleuchtet werden,
alſo daß man durch das Sehrohr ſolche nebſt denen Sternen ſehen könne,
welches ſich auf zweyerley Weiſe thun läſſet.

Erſtlich können wir das Objectivglas des Sehrohrs erleuchten, indeme
man zu dem beſagten Glas ein Licht ganz genau, aber etwas ſchräg, hin-
ſtellet, damit nicht ſelbſt das Licht oder der Rauch die Strahlen des Sterns
hindere. So aber das Objectivglas ein wenig tief in dem Sehrohr ſte-
het, kann ſolches gar nicht erleuchtet werden, zum wenigſten, wann das Licht
nicht gar genau dabey ſtehet, welches verhindert, daß man den Stern nicht
ſehen kann, wann das Sehrohr gröſſer als 6. Schuh iſt, wird es ſchwer ſeyn,
das Objectivglas genug zu erleuchten, alſo daß die Fäden hübſch deutlich
erſcheinen.

Zum andern macht man eine zimliche weite Oefnung gegen das Ende
des Rohrs, ſo an der Einfaſſung, wo die Fäden daran gemacht ſind, ſtehet,
und kommet mit dem Licht genau hin, ſo werden die Fäden und die Sterne ſich
ſehen laſſen.

Es iſt aber dieſe Methode gar vielen Unbequemlichkeiten unterworfen,
dann das Licht iſt ſo genau bey den Augen des Beobachters, daß ſelbige zum
öfteſten davon beſchwehret werden, ſo verlieren auch überdas die Fäden,
weilen ſie gar zu frey, und der Luft ausgeſetzt ſind, ihren Stand, da ſie
enteweder locker werden, oder gar zerſpringen.

Dieſe Methode iſt überdas zum Gebrauch unſchicklich, die auch deswe-
gen gänzlich zu vermeiden iſt, indeme ſolche einem Fehler in dem Puncte unter-
worfen, daß nemlich die Fäden, nachdeme das Licht, das ſelbige beleuchtet,
geſtellet wird, in etwas verſchiedenen Stellungen ſich zeigen werden, da man,
ſo zum Exempel die horizontal ſtehende Fäden von oben zu erleuchtet wer-
den, darauf eine lichte Linie, die man vor den Faden anſiehet, und ſie
doch nur auf ſeiner obern Fläche befindet, wahrnehmen wird, ſo aber hin-
gegen eben dieſer Faden von unten zu eine Beleuchtung überkommt, ſo wird
ſich alsdann die lichte Linie auf ſeiner untern Fläche präſentiren, ohne daß
der Faden ſeine Stelle inzwiſchen verändert hat, wobey ſich ein Fehler, ſo viel
als der Durchmeſſer von der Dicke des Fadens austräget, der oft 10. Secund-
den
übertriſt, ſich äuſſern wird.

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[256/0278] Das dritte Capitel. Wie man die Sterne beobachten ſoll. Die Beobachtungen der Sterne, welche bey Tag durch die aſtronomi- ſche Sehröhren geſchehen, ſind ganzleiche, indeme alsdann die Seiden- fäden ganz deutlich können geſehen werden: Bey Nacht aber müſ- ſen die Fäden mit einer Fackel oder mit einem Wachslicht erleuchtet werden, alſo daß man durch das Sehrohr ſolche nebſt denen Sternen ſehen könne, welches ſich auf zweyerley Weiſe thun läſſet. Erſtlich können wir das Objectivglas des Sehrohrs erleuchten, indeme man zu dem beſagten Glas ein Licht ganz genau, aber etwas ſchräg, hin- ſtellet, damit nicht ſelbſt das Licht oder der Rauch die Strahlen des Sterns hindere. So aber das Objectivglas ein wenig tief in dem Sehrohr ſte- het, kann ſolches gar nicht erleuchtet werden, zum wenigſten, wann das Licht nicht gar genau dabey ſtehet, welches verhindert, daß man den Stern nicht ſehen kann, wann das Sehrohr gröſſer als 6. Schuh iſt, wird es ſchwer ſeyn, das Objectivglas genug zu erleuchten, alſo daß die Fäden hübſch deutlich erſcheinen. Zum andern macht man eine zimliche weite Oefnung gegen das Ende des Rohrs, ſo an der Einfaſſung, wo die Fäden daran gemacht ſind, ſtehet, und kommet mit dem Licht genau hin, ſo werden die Fäden und die Sterne ſich ſehen laſſen. Es iſt aber dieſe Methode gar vielen Unbequemlichkeiten unterworfen, dann das Licht iſt ſo genau bey den Augen des Beobachters, daß ſelbige zum öfteſten davon beſchwehret werden, ſo verlieren auch überdas die Fäden, weilen ſie gar zu frey, und der Luft ausgeſetzt ſind, ihren Stand, da ſie enteweder locker werden, oder gar zerſpringen. Dieſe Methode iſt überdas zum Gebrauch unſchicklich, die auch deswe- gen gänzlich zu vermeiden iſt, indeme ſolche einem Fehler in dem Puncte unter- worfen, daß nemlich die Fäden, nachdeme das Licht, das ſelbige beleuchtet, geſtellet wird, in etwas verſchiedenen Stellungen ſich zeigen werden, da man, ſo zum Exempel die horizontal ſtehende Fäden von oben zu erleuchtet wer- den, darauf eine lichte Linie, die man vor den Faden anſiehet, und ſie doch nur auf ſeiner obern Fläche befindet, wahrnehmen wird, ſo aber hin- gegen eben dieſer Faden von unten zu eine Beleuchtung überkommt, ſo wird ſich alsdann die lichte Linie auf ſeiner untern Fläche präſentiren, ohne daß der Faden ſeine Stelle inzwiſchen verändert hat, wobey ſich ein Fehler, ſo viel als der Durchmeſſer von der Dicke des Fadens austräget, der oft 10. Secund- den übertriſt, ſich äuſſern wird.

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Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/278>, abgerufen am 24.11.2024.