derhohlte Beobachtungen, eben als wie die Weite zloischen zweenen Ster- nen, oder zwischen den Hörnern des Monds, wegen ihrer nächtlichen Bewe- gung, welche gar geschwind durch das Sehrohr erscheinet, erkennen.
Nach eben dieser Methode kann man auf der Erde die kleine Wel- ten beobachten, und zwar viel leichter als die Körper am Himmel, weilen das Object sich allda nicht beweget.
Wann zween Sterne durch einerley Mittagskreis bey unterschiedlichen Höhen und zu verschiedener Zeit gehen, so giebt der Unterschied zwischen ihren Höhen die unterschiedene Entfernung, wie sie von dem Aequator ab gegen ei- nen und den andern Pole zu stehen, dar, welches man die Differenz der De- clination nennet; man siehet aber aus der Differenz der Zeit, wann sie in den Mittagskreis kommen, die unterschiedene Entfernung, wie sie von einem gewissen Puncte des Aequators, welches der erste Grad des ist, abstehen, das ist, daß man ihre Differenz der geraden Aufsteigung habe.
Wann die zween Sterne weit von einander stehen, hat man, so lang ihr Durchgang durch den Mittagskreis und durch das Mikrometer währet, Zeit genug, daß man die Operationen, welche das erste betreffen, ehe man auf das andere gehet, völlig zu Ende bringen könne; wann sie aber ganz ge- nau beysammen stehen, ist es gar schwer zu einer Zeit die zwo Observationen zu verrichten, zu geschweigen, wie nicht allezeit die zween Sterne accurat ge- nug in dem Mittagskreis zu nehmen möglich seye.
Der Herr de la Hire gibt ein Mittel an die Hand, wodurch man die- sem Uebel abhelfen könne, dabey er sich nur eines ordentlichen Mikrometers be- dienet, nemlich eine einige Beobachtung des Durchgangs der Sterne zwischen den Fäden oder über die Fäden wird in Mikrometer durch leichte Consequen- zen die Differenz der Declination und der geraden Aufsteigung geben, oh- ne daß man einen einigen bekannten oder gezogenen Mittagskreis supponi- ren darf.
Wann man die Differenz der Abweichung und der geraden Aufsteigung zweener Sterne haben will, welche nicht zwischen den Fäden des Mikrometers können enthalten seyn, kann man doch solche auf nach folgende Manier finden.
Wir müssen dem Mikrometer noch einen Seidenfaden beyfügen, den man den Transversal-oder Zwergfaden nennet, weilen er winkelrecht die parallelen Fäden durch schneidet, solcher wird mit Wachs mitten auf den Seiten A C und B D vest gemacht, nachdeme man nun das Sehrohr und das Mikrometer in solchem Stande, als es dienlich zu seyn erachtet wird, vest gestellet, wofern anderst die Sterne, die zu beobachten sind, einer nach dem andern durch die creutzweiß durchschnittene Fäden, gleichwie man in der zwoten Figur die Sterne A und S siehet, gehen können, so muß alsdann mit einer Secundenuhr die Zeit, wann der erste Stern A das Punct, wo der Transversalfaden AS einen von denen parallelen Fäden, als A d, durch- schneidet, beobachtet werden. Wann nun auch das Mikrometer zu die-
derhohlte Beobachtungen, eben als wie die Weite zloiſchen zweenen Ster- nen, oder zwiſchen den Hörnern des Monds, wegen ihrer nächtlichen Bewe- gung, welche gar geſchwind durch das Sehrohr erſcheinet, erkennen.
Nach eben dieſer Methode kann man auf der Erde die kleine Wel- ten beobachten, und zwar viel leichter als die Körper am Himmel, weilen das Object ſich allda nicht beweget.
Wann zween Sterne durch einerley Mittagskreis bey unterſchiedlichen Höhen und zu verſchiedener Zeit gehen, ſo giebt der Unterſchied zwiſchen ihren Höhen die unterſchiedene Entfernung, wie ſie von dem Aequator ab gegen ei- nen und den andern Pole zu ſtehen, dar, welches man die Differenz der De- clination nennet; man ſiehet aber aus der Differenz der Zeit, wann ſie in den Mittagskreis kommen, die unterſchiedene Entfernung, wie ſie von einem gewiſſen Puncte des Aequators, welches der erſte Grad des ♈ iſt, abſtehen, das iſt, daß man ihre Differenz der geraden Aufſteigung habe.
Wann die zween Sterne weit von einander ſtehen, hat man, ſo lang ihr Durchgang durch den Mittagskreis und durch das Mikrometer währet, Zeit genug, daß man die Operationen, welche das erſte betreffen, ehe man auf das andere gehet, völlig zu Ende bringen könne; wann ſie aber ganz ge- nau beyſammen ſtehen, iſt es gar ſchwer zu einer Zeit die zwo Obſervationen zu verrichten, zu geſchweigen, wie nicht allezeit die zween Sterne accurat ge- nug in dem Mittagskreis zu nehmen möglich ſeye.
Der Herr de la Hire gibt ein Mittel an die Hand, wodurch man die- ſem Uebel abhelfen könne, dabey er ſich nur eines ordentlichen Mikrometers be- dienet, nemlich eine einige Beobachtung des Durchgangs der Sterne zwiſchen den Fäden oder über die Fäden wird in Mikrometer durch leichte Conſequen- zen die Differenz der Declination und der geraden Aufſteigung geben, oh- ne daß man einen einigen bekannten oder gezogenen Mittagskreis ſupponi- ren darf.
Wann man die Differenz der Abweichung und der geraden Aufſteigung zweener Sterne haben will, welche nicht zwiſchen den Fäden des Mikrometers können enthalten ſeyn, kann man doch ſolche auf nach folgende Manier finden.
Wir müſſen dem Mikrometer noch einen Seidenfaden beyfügen, den man den Transverſal-oder Zwergfaden nennet, weilen er winkelrecht die parallelen Fäden durch ſchneidet, ſolcher wird mit Wachs mitten auf den Seiten A C und B D veſt gemacht, nachdeme man nun das Sehrohr und das Mikrometer in ſolchem Stande, als es dienlich zu ſeyn erachtet wird, veſt geſtellet, wofern anderſt die Sterne, die zu beobachten ſind, einer nach dem andern durch die creutzweiß durchſchnittene Fäden, gleichwie man in der zwoten Figur die Sterne A und S ſiehet, gehen können, ſo muß alsdann mit einer Secundenuhr die Zeit, wann der erſte Stern A das Punct, wo der Transverſalfaden AS einen von denen parallelen Fäden, als A d, durch- ſchneidet, beobachtet werden. Wann nun auch das Mikrometer zu die-
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derhohlte Beobachtungen, eben als wie die Weite zloiſchen zweenen Ster-
nen, oder zwiſchen den Hörnern des Monds, wegen ihrer nächtlichen Bewe-
gung, welche gar geſchwind durch das Sehrohr erſcheinet, erkennen.
Nach eben dieſer Methode kann man auf der Erde die kleine Wel-
ten beobachten, und zwar viel leichter als die Körper am Himmel, weilen das
Object ſich allda nicht beweget.
Wann zween Sterne durch einerley Mittagskreis bey unterſchiedlichen
Höhen und zu verſchiedener Zeit gehen, ſo giebt der Unterſchied zwiſchen ihren
Höhen die unterſchiedene Entfernung, wie ſie von dem Aequator ab gegen ei-
nen und den andern Pole zu ſtehen, dar, welches man die Differenz der De-
clination nennet; man ſiehet aber aus der Differenz der Zeit, wann ſie in
den Mittagskreis kommen, die unterſchiedene Entfernung, wie ſie von einem
gewiſſen Puncte des Aequators, welches der erſte Grad des ♈ iſt, abſtehen,
das iſt, daß man ihre Differenz der geraden Aufſteigung habe.
Wann die zween Sterne weit von einander ſtehen, hat man, ſo lang ihr
Durchgang durch den Mittagskreis und durch das Mikrometer währet,
Zeit genug, daß man die Operationen, welche das erſte betreffen, ehe man
auf das andere gehet, völlig zu Ende bringen könne; wann ſie aber ganz ge-
nau beyſammen ſtehen, iſt es gar ſchwer zu einer Zeit die zwo Obſervationen
zu verrichten, zu geſchweigen, wie nicht allezeit die zween Sterne accurat ge-
nug in dem Mittagskreis zu nehmen möglich ſeye.
Der Herr de la Hire gibt ein Mittel an die Hand, wodurch man die-
ſem Uebel abhelfen könne, dabey er ſich nur eines ordentlichen Mikrometers be-
dienet, nemlich eine einige Beobachtung des Durchgangs der Sterne zwiſchen
den Fäden oder über die Fäden wird in Mikrometer durch leichte Conſequen-
zen die Differenz der Declination und der geraden Aufſteigung geben, oh-
ne daß man einen einigen bekannten oder gezogenen Mittagskreis ſupponi-
ren darf.
Wann man die Differenz der Abweichung und der geraden Aufſteigung
zweener Sterne haben will, welche nicht zwiſchen den Fäden des Mikrometers
können enthalten ſeyn, kann man doch ſolche auf nach folgende Manier finden.
Wir müſſen dem Mikrometer noch einen Seidenfaden beyfügen, den
man den Transverſal-oder Zwergfaden nennet, weilen er winkelrecht die
parallelen Fäden durch ſchneidet, ſolcher wird mit Wachs mitten auf den
Seiten A C und B D veſt gemacht, nachdeme man nun das Sehrohr und das
Mikrometer in ſolchem Stande, als es dienlich zu ſeyn erachtet wird, veſt
geſtellet, wofern anderſt die Sterne, die zu beobachten ſind, einer nach dem
andern durch die creutzweiß durchſchnittene Fäden, gleichwie man in der
zwoten Figur die Sterne A und S ſiehet, gehen können, ſo muß alsdann mit
einer Secundenuhr die Zeit, wann der erſte Stern A das Punct, wo der
Transverſalfaden AS einen von denen parallelen Fäden, als A d, durch-
ſchneidet, beobachtet werden. Wann nun auch das Mikrometer zu die-
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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/272>, abgerufen am 05.07.2024.
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