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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765.

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servatorio angestellten Observationen hatte die gestrichene Magnetnadel eine
Abweichung von 12. Graden und 15. Minuten von Norden gegen Westen.
Auf dem Küniglichen Observatorio zu Berlin, wich den 7. Sept 1747. eine
Magnetnadel von 5. Zoll 13. 23°. von Norden nach Westen zu, ab.

Die Nadel werden von einem stählernen Blech gemacht, in der Länge
von dem Diameter des Compasses. Manlöthet in der Mitte ein klein Hüt-
lein von Kupfer, darauf, welches man ganz gleich ausarbeitet, in Form ei-
nes Kegels, und machet zu innerst ein kleines spitziges Hälslein, damit die
Nadel auf ihrer Spitze eine freye Bewegung habe, man feilet selbige gar sub-
til aus, indeme man solchen verschiedene Figuren giebet, wie dann deren eini-
geaneinem Ende die Figur eines Wurfpfeils, und an andern eines Pfeils ha-
ben; und diese sind insgemein die grossen, die man auf diese Art feilet: Bey
den mittelmäßigen und kleinen machet man gegen das Ende zu einen Ring, um
die Seite, die gegen Mitternacht sich kehren muß, zu unterscheiden, und von
dergleichen Gattung sind diejenige, welche durch die kleine Figuren, die neben
der Boussole oder dem Compaß in Kupfer stehen, vorgestellet werden.

Wann man eine Nadel zu streichen verlanget, muß man solche über den
Pol eines guten Magnets, oder über seine Armirung gehen lassen, also daß
das Ende, welches gegen Mittag stehen soll, zuerst auf dem Stein gestrichen,
indeme man die Nadel nach der Länge des Magnetsteins ziehet, und daß das
Ende, welches sich gegen Mitternacht richten muß, am letzten darüber gezo-
gen werde. Eben dieses muß man drey bis viermal thun, dabey man mit
der Hand in einem Bogen ausschweifet, damit die magnetische Kraft desto
besser darinnen bleibe.

Diese wunderbare Eigenschaft des Magnets und der gestrichenen Ma-
gnetnadel ist in Europa nur von ohngefehr Anno 1260. bekannt, mit deren
Beyhülfe es dann geschehen, daß man grosse Reisen zu Wasser vorzunehmen
sich unterfangen, und daß man 200. Jahr hernach sehr reiche Länder gegen
Morgen, und andere gegen Abend entdecket hat.

Man kann auch vermittelst solcher auf einer Reise zu Land sein eigner
Wegweiser seyn, wann sonsten sich niemand fände, der den Weg zeigte, da-
fern man anderst eine Landcharte zur Hand hat; dann solches in das Werk
zu stellen, darf man nur den Mittelpunct der Boussole auf den Ort, wo man
abreisset, setzen, die gestrichene Nadel mitdem Meridian des Orts eintreffen
lassen, und bemerken, was vor einen Winkel dieser Meridianus oder Mittags-
zirkel mit der Linie des Marsches mache, das ist mit derjenigen, welche an das
Ort weiset, wo man hin will. Also wissen auch die Schifleute und Reisen-
de aus dem Compaß die Gegend, in welcher sie sich in Ansehung der Welt-
gegenden befinden.

Es ist auch die Boussole gar nutzlich vor die Leute, welche unter der
Erden in den Steinbrüchen und Minen arbeiten; dann, wann man
ober der Erden das Punct, wohin man gehen will, bemerket, so setzet

ſervatorio angeſtellten Obſervationen hatte die geſtrichene Magnetnadel eine
Abweichung von 12. Graden und 15. Minuten von Norden gegen Weſten.
Auf dem Küniglichen Obſervatorio zu Berlin, wich den 7. Sept 1747. eine
Magnetnadel von 5. Zoll 13. 23°. von Norden nach Weſten zu, ab.

Die Nadel werden von einem ſtählernen Blech gemacht, in der Länge
von dem Diameter des Compaſſes. Manlöthet in der Mitte ein klein Hüt-
lein von Kupfer, darauf, welches man ganz gleich ausarbeitet, in Form ei-
nes Kegels, und machet zu innerſt ein kleines ſpitziges Hälslein, damit die
Nadel auf ihrer Spitze eine freye Bewegung habe, man feilet ſelbige gar ſub-
til aus, indeme man ſolchen verſchiedene Figuren giebet, wie dann deren eini-
geaneinem Ende die Figur eines Wurfpfeils, und an andern eines Pfeils ha-
ben; und dieſe ſind insgemein die groſſen, die man auf dieſe Art feilet: Bey
den mittelmäßigen und kleinen machet man gegen das Ende zu einen Ring, um
die Seite, die gegen Mitternacht ſich kehren muß, zu unterſcheiden, und von
dergleichen Gattung ſind diejenige, welche durch die kleine Figuren, die neben
der Bouſſole oder dem Compaß in Kupfer ſtehen, vorgeſtellet werden.

Wann man eine Nadel zu ſtreichen verlanget, muß man ſolche über den
Pol eines guten Magnets, oder über ſeine Armirung gehen laſſen, alſo daß
das Ende, welches gegen Mittag ſtehen ſoll, zuerſt auf dem Stein geſtrichen,
indeme man die Nadel nach der Länge des Magnetſteins ziehet, und daß das
Ende, welches ſich gegen Mitternacht richten muß, am letzten darüber gezo-
gen werde. Eben dieſes muß man drey bis viermal thun, dabey man mit
der Hand in einem Bogen ausſchweifet, damit die magnetiſche Kraft deſto
beſſer darinnen bleibe.

Dieſe wunderbare Eigenſchaft des Magnets und der geſtrichenen Ma-
gnetnadel iſt in Europa nur von ohngefehr Anno 1260. bekannt, mit deren
Beyhülfe es dann geſchehen, daß man groſſe Reiſen zu Waſſer vorzunehmen
ſich unterfangen, und daß man 200. Jahr hernach ſehr reiche Länder gegen
Morgen, und andere gegen Abend entdecket hat.

Man kann auch vermittelſt ſolcher auf einer Reiſe zu Land ſein eigner
Wegweiſer ſeyn, wann ſonſten ſich niemand fände, der den Weg zeigte, da-
fern man anderſt eine Landcharte zur Hand hat; dann ſolches in das Werk
zu ſtellen, darf man nur den Mittelpunct der Bouſſole auf den Ort, wo man
abreiſſet, ſetzen, die geſtrichene Nadel mitdem Meridian des Orts eintreffen
laſſen, und bemerken, was vor einen Winkel dieſer Meridianus oder Mittags-
zirkel mit der Linie des Marſches mache, das iſt mit derjenigen, welche an das
Ort weiſet, wo man hin will. Alſo wiſſen auch die Schifleute und Reiſen-
de aus dem Compaß die Gegend, in welcher ſie ſich in Anſehung der Welt-
gegenden befinden.

Es iſt auch die Bouſſole gar nutzlich vor die Leute, welche unter der
Erden in den Steinbrüchen und Minen arbeiten; dann, wann man
ober der Erden das Punct, wohin man gehen will, bemerket, ſo ſetzet

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[179/0201] ſervatorio angeſtellten Obſervationen hatte die geſtrichene Magnetnadel eine Abweichung von 12. Graden und 15. Minuten von Norden gegen Weſten. Auf dem Küniglichen Obſervatorio zu Berlin, wich den 7. Sept 1747. eine Magnetnadel von 5. Zoll 13. 23°. von Norden nach Weſten zu, ab. Die Nadel werden von einem ſtählernen Blech gemacht, in der Länge von dem Diameter des Compaſſes. Manlöthet in der Mitte ein klein Hüt- lein von Kupfer, darauf, welches man ganz gleich ausarbeitet, in Form ei- nes Kegels, und machet zu innerſt ein kleines ſpitziges Hälslein, damit die Nadel auf ihrer Spitze eine freye Bewegung habe, man feilet ſelbige gar ſub- til aus, indeme man ſolchen verſchiedene Figuren giebet, wie dann deren eini- geaneinem Ende die Figur eines Wurfpfeils, und an andern eines Pfeils ha- ben; und dieſe ſind insgemein die groſſen, die man auf dieſe Art feilet: Bey den mittelmäßigen und kleinen machet man gegen das Ende zu einen Ring, um die Seite, die gegen Mitternacht ſich kehren muß, zu unterſcheiden, und von dergleichen Gattung ſind diejenige, welche durch die kleine Figuren, die neben der Bouſſole oder dem Compaß in Kupfer ſtehen, vorgeſtellet werden. Wann man eine Nadel zu ſtreichen verlanget, muß man ſolche über den Pol eines guten Magnets, oder über ſeine Armirung gehen laſſen, alſo daß das Ende, welches gegen Mittag ſtehen ſoll, zuerſt auf dem Stein geſtrichen, indeme man die Nadel nach der Länge des Magnetſteins ziehet, und daß das Ende, welches ſich gegen Mitternacht richten muß, am letzten darüber gezo- gen werde. Eben dieſes muß man drey bis viermal thun, dabey man mit der Hand in einem Bogen ausſchweifet, damit die magnetiſche Kraft deſto beſſer darinnen bleibe. Dieſe wunderbare Eigenſchaft des Magnets und der geſtrichenen Ma- gnetnadel iſt in Europa nur von ohngefehr Anno 1260. bekannt, mit deren Beyhülfe es dann geſchehen, daß man groſſe Reiſen zu Waſſer vorzunehmen ſich unterfangen, und daß man 200. Jahr hernach ſehr reiche Länder gegen Morgen, und andere gegen Abend entdecket hat. Man kann auch vermittelſt ſolcher auf einer Reiſe zu Land ſein eigner Wegweiſer ſeyn, wann ſonſten ſich niemand fände, der den Weg zeigte, da- fern man anderſt eine Landcharte zur Hand hat; dann ſolches in das Werk zu ſtellen, darf man nur den Mittelpunct der Bouſſole auf den Ort, wo man abreiſſet, ſetzen, die geſtrichene Nadel mitdem Meridian des Orts eintreffen laſſen, und bemerken, was vor einen Winkel dieſer Meridianus oder Mittags- zirkel mit der Linie des Marſches mache, das iſt mit derjenigen, welche an das Ort weiſet, wo man hin will. Alſo wiſſen auch die Schifleute und Reiſen- de aus dem Compaß die Gegend, in welcher ſie ſich in Anſehung der Welt- gegenden befinden. Es iſt auch die Bouſſole gar nutzlich vor die Leute, welche unter der Erden in den Steinbrüchen und Minen arbeiten; dann, wann man ober der Erden das Punct, wohin man gehen will, bemerket, ſo ſetzet

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Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/201>, abgerufen am 21.11.2024.