-- Weil es Christenpflicht ist, zu beten. Er¬ innere Dich doch, was ich euch über das Beten gesagt habe.
-- Ja, ja, ich weiß. Aber, wenn er mir nun nicht erfüllt, was ich bete?
-- Schweig endlich und frag nicht unnütz. Du hast mir selber ja vorige Stunde ganz genau und gut geantwortet. Bleibe fest bei dem, was ich Dich lehre. Gott liebt die unnützen Frager nicht.
Aber Willibald konnte es nicht lassen, wenigstens für sich zu fragen. Zwar glaubte er felsenfest, was er im Katechismus gelernt hatte, denn es gereichte ihm zu großer Genugthuung, daß er durch solchen Glauben fähig werden sollte, in die Ge¬ meinde der Gläubigen, was so viel wie der Er¬ wachsenen hieß, aufgenommen zu werden, aber das war eine Sache für sich, das war etwas Fest¬ stehendes wie die Katechismusstunde im Stunden¬ plan, das ging die Fragen eigentlich gar nicht an.
Er glaubte, weil es ja eine Schande gewesen wäre, nicht zu glauben, und weil er zudem in der Religion der Erste war.
Erſtes Buch, ſiebentes Kapitel.
— Merkt er es auch, wenn ich nicht bete?
— Er merkt es und zürnt.
— Warum denn?
— Weil es Chriſtenpflicht iſt, zu beten. Er¬ innere Dich doch, was ich euch über das Beten geſagt habe.
— Ja, ja, ich weiß. Aber, wenn er mir nun nicht erfüllt, was ich bete?
— Schweig endlich und frag nicht unnütz. Du haſt mir ſelber ja vorige Stunde ganz genau und gut geantwortet. Bleibe feſt bei dem, was ich Dich lehre. Gott liebt die unnützen Frager nicht.
Aber Willibald konnte es nicht laſſen, wenigſtens für ſich zu fragen. Zwar glaubte er felſenfeſt, was er im Katechismus gelernt hatte, denn es gereichte ihm zu großer Genugthuung, daß er durch ſolchen Glauben fähig werden ſollte, in die Ge¬ meinde der Gläubigen, was ſo viel wie der Er¬ wachſenen hieß, aufgenommen zu werden, aber das war eine Sache für ſich, das war etwas Feſt¬ ſtehendes wie die Katechismusſtunde im Stunden¬ plan, das ging die Fragen eigentlich gar nicht an.
Er glaubte, weil es ja eine Schande geweſen wäre, nicht zu glauben, und weil er zudem in der Religion der Erſte war.
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Erſtes Buch, ſiebentes Kapitel.
— Merkt er es auch, wenn ich nicht bete?
— Er merkt es und zürnt.
— Warum denn?
— Weil es Chriſtenpflicht iſt, zu beten. Er¬
innere Dich doch, was ich euch über das Beten
geſagt habe.
— Ja, ja, ich weiß. Aber, wenn er mir nun
nicht erfüllt, was ich bete?
— Schweig endlich und frag nicht unnütz.
Du haſt mir ſelber ja vorige Stunde ganz genau
und gut geantwortet. Bleibe feſt bei dem, was ich
Dich lehre. Gott liebt die unnützen Frager nicht.
Aber Willibald konnte es nicht laſſen, wenigſtens
für ſich zu fragen. Zwar glaubte er felſenfeſt,
was er im Katechismus gelernt hatte, denn es
gereichte ihm zu großer Genugthuung, daß er durch
ſolchen Glauben fähig werden ſollte, in die Ge¬
meinde der Gläubigen, was ſo viel wie der Er¬
wachſenen hieß, aufgenommen zu werden, aber das
war eine Sache für ſich, das war etwas Feſt¬
ſtehendes wie die Katechismusſtunde im Stunden¬
plan, das ging die Fragen eigentlich gar nicht an.
Er glaubte, weil es ja eine Schande geweſen
wäre, nicht zu glauben, und weil er zudem in der
Religion der Erſte war.
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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/91>, abgerufen am 22.11.2024.
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