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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.
eines? Vielleicht ist es nur der Biß in den ver¬
botenen Apfel der Erkenntnis?

Aber er hat an diesem Apfel doch fürs erste
nur geleckt, wenn auch zugegeben werden muß, daß
er eine unbestimmte Lust empfindet, nun auch
hineinzubeißen.

Nein, man kann nicht sagen, daß Josephine
und die Verse ein und dasselbe sind. Es sind
zwei Offenbarungen auf einmal, von denen die eine
die andre mit sich gebracht hat, und sie sind, obwohl
sie scheinbar dieselben Erscheinungen zur Folge
haben, doch verschieden von einander. Daß sie
einander auch feindlich sein können, wird gerade
dieses Leben Stilpes beweisen.

[Abbildung]

Der Teufel zieht gerne Unterröcke an. Das
wissen wir aus der Geschichte mancher heiligen
Männer. Manchmal hat er aber auch ein "hölzin
Röcklin" an und "liegt beim Wirt im Keller".
Es giebt ein paar lehrreiche Seiten der Literatur¬
geschichte, wo sich Belege dafür finden.

Heilige und Dichter haben mehr mit dem Teufel

Stilpe.
eines? Vielleicht iſt es nur der Biß in den ver¬
botenen Apfel der Erkenntnis?

Aber er hat an dieſem Apfel doch fürs erſte
nur geleckt, wenn auch zugegeben werden muß, daß
er eine unbeſtimmte Luſt empfindet, nun auch
hineinzubeißen.

Nein, man kann nicht ſagen, daß Joſephine
und die Verſe ein und dasſelbe ſind. Es ſind
zwei Offenbarungen auf einmal, von denen die eine
die andre mit ſich gebracht hat, und ſie ſind, obwohl
ſie ſcheinbar dieſelben Erſcheinungen zur Folge
haben, doch verſchieden von einander. Daß ſie
einander auch feindlich ſein können, wird gerade
dieſes Leben Stilpes beweiſen.

[Abbildung]

Der Teufel zieht gerne Unterröcke an. Das
wiſſen wir aus der Geſchichte mancher heiligen
Männer. Manchmal hat er aber auch ein „hölzin
Röcklin“ an und „liegt beim Wirt im Keller“.
Es giebt ein paar lehrreiche Seiten der Literatur¬
geſchichte, wo ſich Belege dafür finden.

Heilige und Dichter haben mehr mit dem Teufel

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[48/0062] Stilpe. eines? Vielleicht iſt es nur der Biß in den ver¬ botenen Apfel der Erkenntnis? Aber er hat an dieſem Apfel doch fürs erſte nur geleckt, wenn auch zugegeben werden muß, daß er eine unbeſtimmte Luſt empfindet, nun auch hineinzubeißen. Nein, man kann nicht ſagen, daß Joſephine und die Verſe ein und dasſelbe ſind. Es ſind zwei Offenbarungen auf einmal, von denen die eine die andre mit ſich gebracht hat, und ſie ſind, obwohl ſie ſcheinbar dieſelben Erſcheinungen zur Folge haben, doch verſchieden von einander. Daß ſie einander auch feindlich ſein können, wird gerade dieſes Leben Stilpes beweiſen. [Abbildung] Der Teufel zieht gerne Unterröcke an. Das wiſſen wir aus der Geſchichte mancher heiligen Männer. Manchmal hat er aber auch ein „hölzin Röcklin“ an und „liegt beim Wirt im Keller“. Es giebt ein paar lehrreiche Seiten der Literatur¬ geſchichte, wo ſich Belege dafür finden. Heilige und Dichter haben mehr mit dem Teufel

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/62>, abgerufen am 29.11.2024.