Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch, viertes Kapitel.
durch die Jungens, als ob ganz Unerhörtes sich
begeben hätte. Mio hatte etwas völlig Unsagbares
gethan, etwas, wofür den Quarks und gar den
Battlingen die Begriffe fehlten.

Gewiß etwas Großartiges, dachte sich Stilpe,
und sein Held erschien ihm nun im Zauber des
Geheimnisvollen noch gewaltiger. Ihn selber hatte
er wohl gefragt, aber es war ihm wieder die Ant¬
wort vom Monde geworden:

-- Die Pauker wollen nicht, daß man auf dem
Mond spazieren geht und vorzüglich nicht mit ihren
Töchtern.

Mit ihren Töchtern? Auf dem Monde? Welche
furchtbaren Geheimnisse! Dem kleinen Stilpe rollte
es gruselig, aber warm übers Rückenmark.

Er fühlte: Der Mond war blos ein Symbol,
so wie der Herr Jesus Christ als Mittagsgast,
aber die Töchter der Pauker, die waren reell
gemeint.

Himmel, wer das Symbol vom Monde er¬
gründen könnte?

Eine Paukerstochter fragen?

Pfui, wer wird sich mit Mädchen einlassen!

Jung-Stilpe war noch im Alter des Jungen¬
stolzes, der im Mädchen etwas befleckend unterge¬

3*

Erſtes Buch, viertes Kapitel.
durch die Jungens, als ob ganz Unerhörtes ſich
begeben hätte. Mio hatte etwas völlig Unſagbares
gethan, etwas, wofür den Quarks und gar den
Battlingen die Begriffe fehlten.

Gewiß etwas Großartiges, dachte ſich Stilpe,
und ſein Held erſchien ihm nun im Zauber des
Geheimnisvollen noch gewaltiger. Ihn ſelber hatte
er wohl gefragt, aber es war ihm wieder die Ant¬
wort vom Monde geworden:

— Die Pauker wollen nicht, daß man auf dem
Mond ſpazieren geht und vorzüglich nicht mit ihren
Töchtern.

Mit ihren Töchtern? Auf dem Monde? Welche
furchtbaren Geheimniſſe! Dem kleinen Stilpe rollte
es gruſelig, aber warm übers Rückenmark.

Er fühlte: Der Mond war blos ein Symbol,
ſo wie der Herr Jeſus Chriſt als Mittagsgaſt,
aber die Töchter der Pauker, die waren reell
gemeint.

Himmel, wer das Symbol vom Monde er¬
gründen könnte?

Eine Paukerstochter fragen?

Pfui, wer wird ſich mit Mädchen einlaſſen!

Jung-Stilpe war noch im Alter des Jungen¬
ſtolzes, der im Mädchen etwas befleckend unterge¬

3*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0049" n="35"/><fw place="top" type="header">Er&#x017F;tes Buch, viertes Kapitel.<lb/></fw> durch die Jungens, als ob ganz Unerhörtes &#x017F;ich<lb/>
begeben hätte. Mio hatte etwas völlig Un&#x017F;agbares<lb/>
gethan, etwas, wofür den Quarks und gar den<lb/>
Battlingen die Begriffe fehlten.</p><lb/>
          <p>Gewiß etwas Großartiges, dachte &#x017F;ich Stilpe,<lb/>
und &#x017F;ein Held er&#x017F;chien ihm nun im Zauber des<lb/>
Geheimnisvollen noch gewaltiger. Ihn &#x017F;elber hatte<lb/>
er wohl gefragt, aber es war ihm wieder die Ant¬<lb/>
wort vom Monde geworden:</p><lb/>
          <p>&#x2014; Die Pauker wollen nicht, daß man auf dem<lb/>
Mond &#x017F;pazieren geht und vorzüglich nicht mit ihren<lb/>
Töchtern.</p><lb/>
          <p>Mit ihren Töchtern? Auf dem Monde? Welche<lb/>
furchtbaren Geheimni&#x017F;&#x017F;e! Dem kleinen Stilpe rollte<lb/>
es gru&#x017F;elig, aber warm übers Rückenmark.</p><lb/>
          <p>Er fühlte: Der Mond war blos ein Symbol,<lb/>
&#x017F;o wie der Herr Je&#x017F;us Chri&#x017F;t als Mittagsga&#x017F;t,<lb/>
aber die Töchter der Pauker, die waren reell<lb/>
gemeint.</p><lb/>
          <p>Himmel, wer das Symbol vom Monde er¬<lb/>
gründen könnte?</p><lb/>
          <p>Eine Paukerstochter fragen?</p><lb/>
          <p>Pfui, wer wird &#x017F;ich mit Mädchen einla&#x017F;&#x017F;en!</p><lb/>
          <p>Jung-Stilpe war noch im Alter des Jungen¬<lb/>
&#x017F;tolzes, der im Mädchen etwas befleckend unterge¬<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">3*<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0049] Erſtes Buch, viertes Kapitel. durch die Jungens, als ob ganz Unerhörtes ſich begeben hätte. Mio hatte etwas völlig Unſagbares gethan, etwas, wofür den Quarks und gar den Battlingen die Begriffe fehlten. Gewiß etwas Großartiges, dachte ſich Stilpe, und ſein Held erſchien ihm nun im Zauber des Geheimnisvollen noch gewaltiger. Ihn ſelber hatte er wohl gefragt, aber es war ihm wieder die Ant¬ wort vom Monde geworden: — Die Pauker wollen nicht, daß man auf dem Mond ſpazieren geht und vorzüglich nicht mit ihren Töchtern. Mit ihren Töchtern? Auf dem Monde? Welche furchtbaren Geheimniſſe! Dem kleinen Stilpe rollte es gruſelig, aber warm übers Rückenmark. Er fühlte: Der Mond war blos ein Symbol, ſo wie der Herr Jeſus Chriſt als Mittagsgaſt, aber die Töchter der Pauker, die waren reell gemeint. Himmel, wer das Symbol vom Monde er¬ gründen könnte? Eine Paukerstochter fragen? Pfui, wer wird ſich mit Mädchen einlaſſen! Jung-Stilpe war noch im Alter des Jungen¬ ſtolzes, der im Mädchen etwas befleckend unterge¬ 3*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/49
Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/49>, abgerufen am 26.04.2024.